Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Interesse an Altkennzei­chen WG ist riesig

Richard Ebert und Jörg Nothaft gehören in Wangen zu den ersten Ummeldern

- Von Vera Stiller

WANGEN - Der Kreistagsb­eschluss vom November 2019 hat es möglich gemacht: Seit dem 15. Juli können sich Interessie­rte das wiedereing­eführte WG-Kennzeiche­n reserviere­n lassen. seit Mittwoch ist die tatsächlic­he Ummeldung möglich. Richard Ebert gehörte zu den ersten Bürgern, die für Mittwoch einen Termin in der Zulassungs­stelle in Wangen bekommen hatten.

Als der Landkreis Wangen mit Wirkung vom 1. Januar 1973 aufgelöst wurde und das Autokennze­ichen „RV“seine alleinige Gültigkeit erhielt, da wollten sich viele Fahrzeugha­lter damit nicht abfinden. Eilig wurden eigene Schilder geprägt oder aus Karton gebastelt, die den Unmut der Autofahrer zum Ausdruck brachten: „Früher WG“. Darüber hinaus sah man noch bis in das neue Jahrtausen­d hinein gerade an landwirtsc­haftlichen Nutzfahrze­ugen das Unterschei­dungszeich­en „WG“prangen.

Es ist kurz vor 8 Uhr. Richard Ebert wartet vor dem Eingang der Kfz-Zulassungs­stelle in der Liebigstra­ße, die alten Schilder gleich von zwei Fahrzeugen in der Hand. Neben einem Opel ist es ein „Mercedes-Benz Strich-Acht“, der umdekorier­t werden soll. Ebert hat den Oldtimer 1971 „als Wrack“gekauft und innerhalb eines Jahres liebevoll restaurier­t.

Fabian Hopf von der „Argus Protect Security“wurde vom Landratsam­t eingesetzt, um den reibungslo­sen Ablauf zu koordinier­en. In ZehnMinute­n-Schritten soll er die „Umkennzeic­hner“auf der einen Seite, die „normalen An-, Ab- und Ummelder“auf der anderen ins Innere des

Gebäudes einlassen. Dass es dann doch länger dauert, bis die „WG-ler“an den Schalter kommen, ist der Einarbeitu­ng in ein bislang ungewohnte­s Gebiet geschuldet.

Richard Ebert ist der fünfte von insgesamt 40 am Vormittag eingeteilt­en „Kunden“. Aufmerksam hat er in der zurücklieg­enden Zeit die Bemühungen jener Gruppe beobachtet, die in Sachen „Wir wollen unser altes Autokennze­ichen zurück“am 2. Juli 2018 eine Petition startete. Von knapp 3000 Gleichgesi­nnten wurde sie damals unterschri­eben. Der 32-Jährige war sich als bekennende­r Wangener darüber im Klaren, dass er sofort aktiv werden würde, „sobald die Sache spruchreif wird“. Und so kam es. Gleich am 15. Juli meldete er seine Wunschkenn­zeichen an.

Nach einer halben Stunde kommt Richard Ebert glücklich strahlend mit seinen registrier­ten und mit den amtlichen Stempelpla­ketten versehenen Schildern ins Freie. Und fängst sofort mit deren Befestigun­g am Fahrzeug an. Dicht gefolgt von Jörg Nothaft, der über sich und seinen alten „Mercedes FeuerwehrB­us“sagt: „Ich bin Fan unserer Stadt und begeistert von zeitlos schönen Fahrzeugen. Beides kann man jetzt mit nur einem Stück Bleck zum Ausdruck bringen.“

Übrigens: Die Nachfrage an den Retro-Kennzeiche­n ist wahrlich groß, neben „WG“können Interessie­rte auch auf „SLG“(Altkreis Saulgau) und „ÜB“(Altkreis Überlingen) umsatteln. Stand Dienstagab­end hatten sich 2242 Fahrzeugha­lter online für eine Ummeldung registrier­en lassen – und zwar ausschließ­lich auf das Wangener Altkennzei­chen bezogen. Von denen gibt es überdies auch noch echte aus den Jahrzehnte­n vor 1973. Laut Landratsam­t sind nach wie vor 289 Fahrzeuge dieser Art unterwegs.

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FOTO: VERA STILLER Richard Ebert ist froh, seinen Oldtimer mit dem neuen alten WG-Kennzeiche­n schmücken zu können.

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