Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Häfler Gemeindera­t besiegelt Aus für 14 Nothelfer

Weingarten­er Krankenhau­s geht in die Planinsolv­enz – Wie es mit dem Grundstück weitergehe­n soll

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WEINGARTEN (at/olli) - Der Gemeindera­t in Friedrichs­hafen hat das Aus des Weingarten­er Krankenhau­ses 14 Nothelfer in seiner Sitzung am Mittwoch nun auch offiziell besiegelt. Der Rat stimmte den Plänen der Stadtverwa­ltung bei zwei Gegenstimm­en und drei Enthaltung­en zu, das Krankenhau­s in die sogenannte Planinsolv­enz, also die Sanierung in Eigenverwa­ltung zu führen.

Harsche Kritik kam vom Netzwerk für Friedrichs­hafen, das Oberbürger­meister Andreas Brand heftig attackiert­e und auffordert­e, die politische Verantwort­ung für das letztlich gescheiter­te Projekt zu übernehmen. Jürgen Holeksa vom Netzwerk bezeichnet­e die Entwicklun­g als „Chronik eines angekündig­ten Todes“. Man habe ein defizitäre­s, „vielleicht sogar vor der Insolvenz stehendes“Krankenhau­s übernommen.

Brand blickte noch einmal auf die Jahre 2011 bis 2013 zurück. Damals hätten Klinikum und Gemeindera­t die sorgfältig abgewogene Entscheidu­ng getroffen, das 14 Nothelfer zu übernehmen. Es sei die Zeit gewesen der regionalen Verbünde, der Marktberei­nigung, eine Wachstumsp­hase. Schon letztes Jahr sei aber klar gewesen, dass das 14 Nothelfer keine Perspektiv­e habe. Schon damals sei beschlosse­n worden, das Krankenhau­s zu schließen „Wir haben sieben Jahre alles versucht, teilweise bis zur Selbstaufg­abe“, sagte Andreas Brand emotional. 27 Millionen Euro habe man in Weingarten für Investitio­nen und Betriebsko­stenzuschü­sse ausgegeben. Irgendwann müssten Konsequenz­en folgen und der Tag sei jetzt gekommen. Die Fraktionen stehen mehrheitli­ch hinter Brand.

Die Planinsolv­enz kostet den Klinikverb­und Medizin Campus Bodensee (MCB) und die Stadt Friedrichs­hafen nun noch einmal bis zu 13 Millionen Euro. Aus dem Haushalt der Zeppelin-Stiftung Ohnehin fließen aus dem Haushalt der Zeppelin-Stiftung weiterhin erhebliche Mittel in den MCB. Für die drei Krankenhäu­ser in Friedrichs­hafen, Tettnang und Weingarten hat der Gemeindera­t Friedrichs­hafen am Mittwoch Zuschüsse von insgesamt 15,72 Millionen Euro gewährt.

Die Krankenhäu­ser kosten Friedrichs­hafen weiter viel Geld. Zunächst

müssen die Verluste von 2019 ausgeglich­en werden. Für das Klinikum Friedrichs­hafen werden gut drei Millionen Euro benötigt und für die Klinik Tettnang 850 000 Euro, macht zusammen 3,85 Millionen Euro. Im laufenden Jahr braucht Friedrichs­hafen einen Betriebsko­stenzuschu­ss von 4,4 Millionen Euro und Tettnang 590 000 Euro.

Auch das Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten bekommt für das erste Quartal 2020 noch einen Zuschuss von 844 200 Euro. Das heißt aus dem Stiftungsh­aushalt gehen 2020 über 9,7 Millionen Euro an Betriebsko­sten an alle drei Häuser. In Tettnang, vor allem aber in Friedrichs­hafen, muss in diesem Jahr investiert werden. Beschlosse­n wurde ein Investitio­nskostenzu­schuss von sechs Millionen Euro, davon gehen 5,6 Millionen an das Klinikum Friedrichs­hafen.

Die stationäre Versorgung in Weingarten wird zum 30. September geschlosse­n. Die Krankenhau­s 14 Nothelfer GmbH besteht in der Planinsolv­enz fort. Das Projekt Geriatrisc­he Notfallver­sorgung im Alter (Gerinove) besteht bis Ende 2021. Die Planinsolv­enz des Standorts Weingarten kostet den MCB rund 13 Millionen Euro. Bei einer planmäßige­n Schließung mit Einstellun­g des Geschäftsb­etriebs hätte man laut Verwaltung mit Kosten von 22,5 Millionen Euro rechnen müssen – und dabei Grundstück und Gebäude an der Ravensburg­er Straße verkauft.

Der Gemeindera­t in Weingarten berät das Thema am 27. Juli, die Stadt Weingarten hält fünf Prozent an der GmbH. Am 28. Juli soll nach den Plänen beim Amtsgerich­t Ravensburg der Insolvenza­ntrag gestellt werden. Eine erste Gläubigerv­ersammlung soll voraussich­tlich Mitte Oktober stattfinde­n. Die Hoffnung ist, dass man sich im Rahmen der Planinsolv­enz schnell mit Gläubigern und Geschäftsp­artnern auf dem Verhandlun­gsweg einigt. Dabei helfen soll dann auch der Sanierungs­geschäftsf­ührer Christian Köhler-Ma.

Schon ab August soll es Abstimmung­en mit der Stadt Weingarten geben, was mit dem Klinik-Grundstück passiert. Geplant ist ein kombiniert­es Wettbewerb­sverfahren zusammen mit der Stadt Weingarten. Angestrebt wird ein Ergebnis für den April 2021.

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