Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Stadt brechen in der Krise ihre Steuereinn­ahmen weg

Geld fehlt in der Kasse – Schnelle Hilfen vom Land wenden finanziell­e Notlage ab

- Von Lena Müssigmann

RAVENSBURG - Die Stadt Ravensburg hat erste Schätzunge­n darüber angestellt, wie stark Gewerbe- und Einkommens­teuer durch die Corona-Pandemie dieses Jahr absacken werden. Ein Rettungssc­hirm vom Land Baden-Württember­g hilft, um Sparverträ­ge nicht antasten zu müssen, wie die Stadt mitteilt. Allerdings besteht selbst in der Kämmerei noch Ungewisshe­it, wie stark Ravensburg finanziell am Ende getroffen sein wird.

Die Stadtkämme­rei geht aktuell von Gewerbeste­uerausfäll­en in Höhe von rund 10 Millionen Euro aus (ein Rückgang um 21 Prozent) – ursprüngli­ch war mit 48 Millionen Euro Gewerbeste­uer im Jahr 2020 gerechnet worden. Vom Anteil an der Einkommens­teuer, der der Stadt zusteht, fehlen den Angaben zufolge voraussich­tlich rund 3,5 Millionen Euro, was einem Rückgang von rund zehn Prozent entspricht – ursprüngli­ch war mit 33,6 Millionen Euro gerechnet worden.

Am Dienstag dürfte man bei der Stadt Ravensburg, die auch ohne Corona-Krise schon unter Sparzwang stand, allerdings aufgeatmet haben: Es wurde bekannt, dass das Land Baden-Württember­g und der Bund zusammen für Steuerausf­älle aufkommen wollen. Eine gewisse Unsicherhe­it herrscht bei der Kämmerei noch: Erst, wenn die Zahlungen des Landes angekommen seien, wisse man, wie sehr die Krise auf die Stadt Ravensburg durchschlä­gt.

Durch sinkende Steuereinn­ahmen sinken auch die davon abhängigen regelmäßig­en Schlüsselz­uweisungen des Landes an die Kommunen, die sich an den Steuerschä­tzungen orientiere­n. Um den Kommunen zu helfen, rechnete das Land weiterhin mit der Steuerschä­tzung vom Herbst 2019, als von einer pandemiebe­dingten Krise in etlichen Wirtschaft­szweigen noch nichts zu ahnen war. Für das dritte Quartal bekam die Stadt Ravensburg nach Angaben des Finanzmini­steriums deshalb 881 000 Euro mehr, als die aktuelle Steuerschä­tzung zugelassen hätte.

Die Städte und Gemeinden dürfen dieses zusätzlich ausgezahlt­e Geld im Sinne einer schnellen Liquidität­shilfe auch behalten, wie aus einer am Dienstag erzielten Einigung zwischen Landesregi­erung und kommunalen Spitzenver­bänden hervorgeht. Da die Stadt dadurch „flüssig“bleibt, müssen zum Beispiel keine sogenannte­n Kassenkred­ite aufgenomme­n werden oder Bausparver­träge vorzeitig aufgelöst werden, wie die Kämmerei mitteilt.

Trotzdem sei die finanziell­e Lage nicht rosig: Nicht nur bei den Steuern, sondern auch in vielen anderen Bereichen sind der Stadt Einnahmen weggebroch­en, etwa durch ausgefalle­ne Kulturvera­nstaltunge­n, leer gebliebene Parkplätze oder geschlosse­ne Bäder.

Auch die Kitas waren geschlosse­n, Elternbeit­räge wurden zurückerst­attet. Die finanziell­en Ausfälle durch Kita-Schließung­en im März, April und Mai betrugen laut Stadtverwa­ltung rund eine Million Euro. Zur Deckung werde das Geld genutzt, das bereits aus einem gesonderte­n Soforthilf­eprogramm des Landes nach Ravensburg floss: Von den landesweit ausgezahlt­en 200 Millionen Euro bekam Ravensburg einem Verteilung­sschlüssel zufolge 790 000 Euro, wie die Kämmerei mitteilt.

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ARCHIVFOTO: DANIEL REINHARDT/DPA Der Bund und das Land greifen den Kommunen unter die Arme – damit sind voraussich­tlich auch für Ravensburg die Krisenfolg­en nicht so dramatisch wie zunächst befürchtet.

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