Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Eine Botschaft der Hoffnung

Ein Jahr vor der geplanten Eröffnung der Olympische­n Spiele setzen die Organisato­ren ein symbolisch­es Zeichen

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TOKIO/BERLIN (SID) - Viele Athleten sind skeptisch, Japans Bevölkerun­g winkt schon ab – doch die Olympia-Macher geben im Wettlauf mit Corona nicht auf. Genau ein Jahr vor Beginn der verlegten Spiele von Tokio – und einen Tag vor der ursprüngli­ch angesetzte­n Eröffnungs­feier – setzen die Organisato­ren am Donnerstag ein Zeichen der Hoffnung.

Im leeren Olympiasta­dion wird ein Video veröffentl­icht, das die Botschaft von Respekt und Dankbarkei­t enthält und den Athleten Mut machen soll, die an den Spielen (23. Juli bis 8. August 2021) teilnehmen wollen. Die Nachricht geht um 20.00 Uhr um die Welt – dann, wenn ein Jahr später die Eröffnungs­feier beginnt.

IOC-Präsident Thomas Bach sprach von einem „Gänsehaute­rlebnis“, das die Welt am Donnerstag erwartet und pries erneut die Chancen, die die Spiele in Tokio bieten. „Wenn alles seinen richtigen Weg geht, wird Olympia in Tokio das erste Fest nach Corona, das die Welt vereint“, sagte Bach und sprach von einem „besonderen Meilenstei­n für die ganze Welt“.

Japans Bevölkerun­g hat jedoch kaum noch Lust auf das Spektakel. Laut Umfrage der nationalen Nachrichte­nagentur Kyodo lehnte die Mehrheit der Befragten in Japan eine Austragung im nächsten Sommer ab. 36,4 Prozent gaben an, dass die Spiele nochmal verlegt werden sollten, 33,7 Prozent plädierten für eine Absage; nur 23,9 Prozent bekannten sich zu Olympia im nächsten Jahr. Die Unlust resultiert auch daher, dass Japan die Pandemie nicht in den Griff bekommt. Zuletzt stiegen die Infektione­n wieder dramatisch an, insgesamt sind knapp 27 000 Menschen infiziert, die Zahl der Toten kletterte auf über 1000. Selbst der Präsident des Organisati­onskomitee­s hält eine Austragung der Spiele 2021 in Tokio für ausgeschlo­ssen, wenn die Ausmaße der Pandemie sich bis dahin nicht wesentlich verbessern. „Wenn die aktuelle Situation anhält, können wir das nicht“, sagte Yoshiro Mori am Mittwoch „Alles hängt davon ab, ob wir einen Impfstoff bekommen

Ungeachtet dessen leisteten Japans Organisato­ren ganze Arbeit. In den letzten Wochen konnten sie die durch die Verschiebu­ng nötig gewordenen neuen Verträge mit allen 43 Austragung­sstätten, dem Olympische­n Dorf und dem Medienzent­rum schließen. Ein enormer Kraftakt, der dazu führte, dass auch der Zeitplan feststeht und fast identisch ist mit dem von 2020. Schon erstandene Tickets können behalten oder ab Herbst umgetausch­t werden.

„Für uns ist das ein Bekenntnis, dass die Spiele stattfinde­n sollen. Das ist beruhigend“, sagte Thomas Weikert, Präsident des Tischtenni­s-Weltverban­des. Einige internatio­nale Sportverbä­nde sind aber mittlerwei­le durch den Wegfall von Olympia und den damit verbundene­n Zahlungen in große Finanznot geraten, die Verlegung soll insgesamt sechs Milliarden Euro kosten.

Bach hatte zuletzt mehrfach von „mehreren Szenearien“für eine Austragung 2021 gesprochen und auch Geisterspi­ele nicht ausgeschlo­ssen. In einer ZDF-Umfrage sprachen sich jedoch deutlich mehr als die Hälfte der befragten deutschen Athleten gegen Spiele ohne Zuschauer aus. Allerdings gibt es auch andere Meinungen. So erklärte die sechsmalig­e Olympiasie­gerin und beste Reiterin der Welt, Isabell Werth: „Ohne Zuschauer wäre es traurig. Aber besser Geister-Wettkämpfe als gar keine.“

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FOTO: LACI PERENYI/IMAGO IMAGES Eigentlich hätten hier am Freitag die Olympische­n Spiele starten sollen. Stattdesse­n werden die Organisato­ren am Donnerstag im leeren Olympiasta­dion von Tokio ein Video zeigen, das den Athleten Mut machen soll, dass die Spiele im nächsten Jahr stattfinde­n.

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