Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Absage in der Nacht

Ironman auf Hawaii findet nicht statt – Triathlete­n reagieren mit Verständni­s

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KAILUA-KONA (dpa) - Die Nachricht von der schmerzvol­len Absage des legendären Ironman im Februar auf Hawaii erreichte die deutschen Champions zu nachtschla­fender Zeit. Unerwartet kam sie nicht. „Ich bin natürlich sehr traurig darüber“, sagte Titelverte­idigerin Anne Haug am Mittwoch, „aber die Entscheidu­ng ist in Anbetracht der aktuellen Situation mehr als nachvollzi­ehbar.“

Ähnlich äußerte sich der dreimalige Champion Jan Frodeno. „Eine Weltmeiste­rschaft ist momentan nicht durchführb­ar mit Athleten aus allen Kontinente­n, wir müssen einfach weiterhin noch regionaler denken und handeln“, sagte der 38-Jährige. „Wir überlegen schon länger über Alternativ­en und werden es nun konkreter angehen.“Für 2014-Weltmeiste­r Sebastian Kienle kam die Absage ebenfalls nicht überrasche­nd. Er verwies auf die dramatisch­e Corona-Entwicklun­g in den USA. „Das Reisen ist kaum möglich“, sagte der 36-Jährige.

Zeitgleich mit der Pressemitt­eilung war per persönlich­er Mail in der Nacht auf Mittwoch die Absage wegen der Corona-Pandemie in den Postfächer­n der Athletinne­n und Athleten gelandet. Das böse Erwachen kam am Morgen. „Wir waren hoffnungsv­oll, dass wir unsere Athleten, deren Familien und Fans für diese Veranstalt­ungen willkommen heißen können, aber der andauernde Einfluss der Pandemie macht das unmöglich“, sagte Ironman-Chef Andrew Messick.

Nach einer Verschiebu­ng war das Kultrennen über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren

und 42,2 Kilometer Laufen von. Oktober auf Februar 2021 verschoben worden. „Mit schwerem Herzen“wurde nun die Absage mitgeteilt. Seit der Premiere des Rennens auf Hawaii 1978 ist es das erste Mal. „Es ist hart, diese Entscheidu­ng im Juli zu treffen, aber das bringt die notwendige Klarheit für Athleten, Gastgeber und Partner“, betonte Messick.

Titelverte­idiger Jan Frodeno hatte sich bereits bei der Verschiebu­ng im Mai kritisch geäußert und eine Absage nahegelegt. „Das macht es irgendwann ein bisschen albern, einen Februar-Weltmeiste­r und einen Oktober-Weltmeiste­r zu haben“, hatte er betont. Ein Problem waren auch die Qualifikat­ionskriter­ien, obwohl sie die Organisato­ren in der Folge anpassten. Durch die globale Ausbreitun­g des Coronaviru­s fanden in diesem

Jahr noch keine Ironman-Rennen statt, zuletzt wurde auch der zunächst in den September verschoben­e Ironman Hamburg abgesagt, die EM in Frankfurt gab und gibt es in diesem Jahr auch nicht. „Man weiß gar nicht, wer bei der WM hätte starten sollen“, sagte Kienle .

Dennoch hatten Frodeno & Co die Trainingsp­läne bereits nachjustie­rt und mit der Vorbereitu­ng auf den Höhepunkt und Klassiker im Triathlon Anfang kommenden Jahres begonnen. Jetzt ist klar: Nach den Erfolgen der letzten Jahre wird es keinen deutschen Triathlonk­önig auf Hawai geben. Sebastian Kienle glaubt sogar, dass große Triathlon-Wettkämpfe noch lange nicht möglich sind: „Unser Sport ist ein Mitmachspo­rt, eine Massenvera­nstaltung. Wir werden die Letzten sein.“

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FOTO: DAVID PINTENS Kein Grund zum Jubeln: Nach der vorläufige­n Verschiebu­ng auf Februar wurde der Ironman auf Hawaii nun ganz abgesagt. Jan Frodeno (Mitte) kann seinen Titel also vorerst nicht verteidige­n.

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