Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Chancenlos aber stolz
Wie die neue Cricketabteilung des VfB Friedrichshafen ihr erstes Spiel erlebt hat
FRIEDRICHSHAFEN - Nein, das Ergebnis war alles andere als erfreulich. Beide Spiele gegen die Stuttgarter Legends vom Stuttgart Cricket Verein (SCV) gingen deutlich verloren. Und dennoch zeigten sich die Spieler der neu gegründeten Cricketabteilung des VfB Friedrichshafen am Sonntagnachmittag fast ausnahmslos zufrieden.: „Wir sind stolz, dass wir es geschafft haben, in der ersten Saison in der Regionalliga dabei zu sein. Das war das oberste Ziel unserer neuen Abteilung. Auch wenn wir verloren haben, sind wir optimistisch eines der nächsten sechs Matches gewinnen zu können“, sagt Mitbegründer und Spieler Balaji Raman.
Und ein Lob vom Stuttgarter Vize-Kapitän Muhammad Nabeel gab es auch noch: „Wir dachten, sie sind nicht so gut, weil sie neu in der Regionalliga sind und noch keine Erfahrung haben. Aber es sind gute Spieler dabei.“
An den Namen merkt man schon, dass Cricket in Deutschland und am Bodensee ein Schattendasein führt. Dabei liegt es weltweit auf Platz zwei der beliebtesten Sportarten mit 2,5 Milliarden Fans auf der Erde. Und die Abteilung ist Multikulti. Elf Spieler pro Mannschaft befinden sich auf dem Feld, mit 18 Spielern insgesamt sind die Friedrichshafener am Sonntag angetreten. Spieler aus Ruanda, Indien, Afghanistan, Bangladesch, Pakistan und England. Überwiegend Länder, in welchen Cricket Nationalsport ist, vergleichbar mit Fußball in Deutschland. Amrit Anann ist einer von ihnen: „Das ist eine große Sache für uns. Man kann in Deutschland wieder ein Stück Heimat fühlen.“
Dabei wurde die unter Präsident Wunibald Wösle gegründete neue Abteilung, wie viele andere auch, zu Saisonbeginn von der Corona Pandemie ausgebremst. Im Lockdown fand kein Training mehr statt. Der ursprüngliche Saisonbeginn in der Regionalliga musste von Anfang April auf Juli verschoben werden. Erst seit sechs Wochen darf wieder trainiert werden. Um die verlorene Zeit aufzuholen, wurden die Spiele in der Regionalliga beschleunigt. „Normalerweise wird Fifty50 gespielt, das dauert etwa einen Tag. Durch Corona spielen wir jetzt die schnellste Form im Cricket: Twenty20, was ungefähr drei Stunden dauert und pro Spieltag werden zwei Matches ausgetragen“, erklärt Amrit Anann.
Dem Laien am Spielfeldrand stechen vor allem zwei Spieler besonders ins Auge. Der Werfer und der Schlagmann – der Bowler und der Batsman. Macht der Bowler seine Sache gut, wird er mit „Nice Balling“Rufen angefeuert. Gelingt dem Batsman ein guter Schlag, wird er mit „Nice Shot“gelobt. Generell treten zwei Mannschaften in einer Kombination aus Schlagen, Fangen und
Laufen gegeneinander an. Eine der beiden Mannschaften ist das „Batting“Team. Sie hat das Schlagrecht und die Möglichkeit, Punkte (Runs) zu erzielen. Ein Punkt (Run) wird dadurch erzielt, dass ein Schlagmann eine Linie auf der gegenüberliegenden Seite des Pitches – ein 20,12m langes Feld – erreicht. Die andere Mannschaft steht währenddessen mit ihren Spielern verteilt im Spielfeld und versucht dieses zu verhindern. Dazu können durch weitere Läufe oder das Schlagen des Balles über die Feldbegrenzung, mehrere Runs erzielt werden.
Mit ihrem Bowling sind die Friedrichshafener zufrieden, aber die „batting line“muss noch verbessert werden. „Daran werden wir im Training arbeiten. Wir sind zuversichtlich, gute Ergebnisse in den nächsten Spielen erreichen zu können“, so das Fazit von Balaji Raman nach dem ersten Spieltag in der Regionalliga. Es sollen noch viele weitere folgen.