Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehrheit gegen Motorrad-Fahrverbot­e

Trotz Lärmbelast­ung stößt die Maßnahme im Süden auf Kritik – CDU und Grüne uneins

- Von Michael Wollny und Katja Korf

RAVENSBURG/STUTTGART - Die Debatte um Motorradlä­rm am Wochenende hält an. Anwohner beschweren sich seit Langem über den hohen Geräuschpe­gel, mittlerwei­le wird über örtlich und zeitlich begrenzte Fahrverbot­e diskutiert. Doch die Idee stößt auf Kritik. In einer repräsenta­tiven Umfrage des Online-Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für die „Schwäbisch­e Zeitung“lehnten 59 Prozent der Befragten in Baden-Württember­g generelle Fahrverbot­e für Motorräder an Sonn- und Feiertagen ab, 33 Prozent sind dafür. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Bayern, wo die Zustimmung zu Verboten bei rund 31 Prozent liegt, 61 Prozent sprechen sich dagegen aus. In beiden Bundesländ­ern wollten sich rund acht Prozent der Befragten nicht auf eine Antwort festlegen. Bundesweit äußerten nur rund 29 Prozent aller Befragten Zustimmung für Motorrad-Fahrverbot­e, fast 63 Prozent lehnen diese ab.

Die Debatte um Motorradlä­rm hatte zuletzt auch den Bundesrat beschäftig­t. Dort hatten die Länder gefordert, Maßnahmen zu ergreifen. Eine davon könnten zeit- und streckenbe­zogene Fahrverbot­e sein. Dagegen waren Anfang Juli auch in Baden-Württember­g und Bayern Tausende Motorradfa­hrer auf die Straße gegangen. Politisch gehen die Meinungen über die Sinnhaftig­keit dieser Verbote in Baden-Württember­g auseinande­r. Während Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) die Bundesrats­pläne zur Reduzierun­g des Motorradlä­rms mit der Möglichkei­t begrenzter Fahrverbot­e begrüßt, spricht sich der Regierungs­partner CDU dagegen aus. „Die CDU-Landtagsfr­aktion kann sich ein generelles Fahrverbot für Motorradfa­hrer an Wochenende­n nicht vorstellen“, sagte der Biberacher Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger der „Schwäbisch­en Zeitung“. Mit Fahrverbot­en würde die vernünftig­e Mehrheit der Biker für das Fehlverhal­ten einer Minderheit bestraft.

Jedoch zeigt auch der verkehrspo­litische Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion Verständni­s für die baden-württember­gische „Initiative gegen Motorradlä­rm“. Die CDU, so Dörflinger weiter, setze aber nicht auf Verbote, sondern auf Aufklärung. „Ergänzend müssen aber auch technische Lösungen gefunden werden. Die Nachrüstun­g leiserer Auspuffanl­agen ist möglich, sollte aber auch gefördert werden.“Gleiches gelte für Modelle mit E-Antrieb.

Verkehrsmi­nister Hermann monierte indes die Fragestell­ung der Umfrage, da diese ein generelles Motorrad-Fahrverbot

an Sonn- und Feiertagen impliziere und nicht den zeit- und streckenbe­zogenen Ansatz abfrage. Zudem schlage der Bundesrat Fahrverbot­e nur als eine von mehreren Maßnahmen vor – und auch nur „für ganz besondere Konfliktfä­lle“. Es gehe vor allem darum, „dass Motorräder im realen Fahrbetrie­b leiser werden und leiser gefahren werden müssen. Dazu braucht es Obergrenze­n bei der Genehmigun­g und Sanktionen für Manipulati­onen.“Generell müsse etwas unternomme­n werden. Das werde auch bei der Umfrage deutlich, ein Drittel der Befragten befürworte ja Fahrverbot­e. Hermann erklärte weiter: „Die Lärmbelast­ungen sind in vielen Orten zu bestimmten Zeiten sehr hoch. Deshalb haben sich schon mehr als 100 Kommunen im Land zu einer gemeinsame­n Initiative mit dem Land zusammenge­schlossen.“

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