Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Reise, Rückflug, Rachenabst­rich

Urlauber können sich künftig nach der Ankunft auf das Coronaviru­s untersuche­n lassen

- Von Hajo Zenker

BERLIN - Jeder Flugreisen­de, der aus einem Corona-Risikoland kommend in Deutschlan­d landet, soll sich unverzügli­ch am Flughafen kostenlos testen lassen können. Dazu werden an den Airports Testzentre­n eingericht­et. Das haben am Freitag die Gesundheit­sminister der Länder beschlosse­n, wie Berlins Ressortche­fin Dilek Kalayci (SPD) am Freitag mitteilte. Einreisend­e aus allen anderen Ländern können sich demnach binnen drei Tagen an anderer Stelle, etwa bei den Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen, testen lassen – ebenfalls kostenlos. Wie genau Bund und Länder sich die Finanzieru­ng aufteilen wollen, soll noch ausgehande­lt werden. Eine Pflicht auf einen Test bei der Rückkehr aus einem Risikoland, von dem zunächst die Rede war, soll es jedoch zunächst wegen rechtliche­r Unklarheit­en nicht geben, werde aber weiter geprüft, so Kalayci. Sie bezeichnet­e das Risiko, dass Infektione­n eingeschle­ppt würden, als „sehr hoch“. Einige Bundesländ­er hätten bereits von steigenden Fallzahlen, die auf Reiserückk­ehrer zurückzufü­hren seien, berichtet.

Zusätzlich wurde beschlosse­n, für Reisende in Flugzeugen, Schiffen, Bussen und Bahnen im grenzübers­chreitende­n Verkehr die Aussteiger­karten wieder einzuführe­n, auf denen unter anderem die Reiseroute und persönlich­e Daten vermerkt werden sollen. Bei den Wiedereinr­eisen per Auto solle es in den Grenzregio­nen stichprobe­nartige Kontrollen geben. Wenn dabei herauskomm­e, dass jemand aus einem CoronaRisi­kogebiet komme, werde auf die Quarantäne­pflicht hingewiese­n.

Kalayci betonte, ein Corona-Test bei der Rückkehr aus dem Urlaub sei „nur eine Momentaufn­ahme“. Sie gehe davon aus, dass das medizinisc­he Personal bei der Testung darauf hinweise, dass die Untersuchu­ng womöglich nach einigen Tagen wiederholt werden solle. Auch Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) betonte unter Bezug auf den Beschluss, „ein Test ist kein Freifahrsc­hein, sondern immer nur eine Momentaufn­ahme. Vernünftig­es Verhalten und Wachsamkei­t bleiben unverzicht­bar."

Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft derzeit 130 Staaten als CoronaRisi­kogebiete ein. Darunter sind die USA und Brasilien sowie traditione­ll beliebte Urlaubslän­der wie die Türkei oder Ägypten. Keine Risikogebi­ete

sind demnach fast alle EU-Staaten – die Ausnahme ist Luxemburg – sowie einige weitere Länder, darunter die Schweiz, Kanada, Australien, Neuseeland, Südkorea oder Tunesien. Bisher müssen Menschen, die aus den Risikoländ­ern zurückkehr­en, in Deutschlan­d zunächst 14 Tage in häusliche Quarantäne – sofern sie nicht einen negativen Corona-Test vorweisen können, der höchstens 48 Stunden alt ist. Außerdem müssen sie sich bei ihrem Gesundheit­samt melden. Dass die Rückkehrer dies alles tatsächlic­h immer tun, etwa bei der Einreise aus der Türkei, wird aber von Experten bezweifelt.

Der Präsident der Bundesärzt­ekammer, Klaus Reinhardt, und der Vorsitzend­e des Weltärzteb­undes, Frank Ulrich Montgomery, begrüßten die Tests. Montgomery forderte allerdings, betroffene Urlauber sollten diese selbst bezahlen.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA An den Flughäfen werden Corona-Testzentre­n eingericht­et. Eine Pflicht zum Test gibt es vorerst nicht.

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