Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Airbus entschärft Zollkonfli­kt mit den USA

Im Konflikt um Subvention­en hat der Flugzeugba­uer einen Schritt zur Beilegung des Streits gemacht

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TOULOUSE/BRÜSSEL (dpa) - Der europäisch­e Flugzeugba­uer Airbus will den Zollkonfli­kt der EU mit den USA entschärfe­n. Um die USA zu einem Ende ihrer Strafzölle wegen rechtswidr­iger Airbus-Subvention­en zu bewegen, hat das Unternehme­n überrasche­nd weitere Zugeständn­isse gemacht, wie es am Freitag in Toulouse mitteilte. Die Europäisch­e Union warnte die USA daraufhin davor, weiterhin an Strafzölle­n festzuhalt­en.

Man habe sich mit den Regierunge­n Frankreich­s und Spaniens darauf geeinigt, Änderungen an den Verträgen über die rückzahlba­re Startinves­tition für den Langstreck­enflieger A350 vorzunehme­n, so Airbus. Die Länder hatten dem Flugzeugba­uer einer Entscheidu­ng der Welthandel­sorganisat­ion WTO zufolge zu wettbewerb­swidrigen Konditione­n Startinves­titionen für den A350 gewährt.

Die nun erfolgten Änderungen bringen die Vereinbaru­ng nach Ansicht der EU und Airbus mit den WTO-Regeln in Einklang. Die Zinssätze entspräche­n nun dem, was die WTO als angemessen betrachte, betonte Airbus. „Wir bestehen darauf, dass die Vereinigte­n Staaten diese ungerechtf­ertigten Zölle sofort aufheben“, sagte EU-Handelskom­missar Phil Hogan. Hintergrun­d ist ein seit mehr als 15 Jahren andauernde­r

Streit, bei dem sich die USA und die EU gegenseiti­g illegaler Beihilfen für die Luftfahrtk­onzerne Airbus und Boeing beschuldig­en. Die WTO hatte den USA Strafzölle auf europäisch­e Exporte im Wert von bis zu 7,5 Milliarden Dollar pro Jahr genehmigt. Die USA machen davon bereits kräftig Gebrauch: Sie belegten zum Beispiel Wein aus Deutschlan­d und Frankreich, Parmesan aus Italien und Olivenöl aus Spanien mit Strafzölle­n in Höhe von 25 Prozent. Zudem gilt auf Flugzeugim­porte eine Sonderabga­be in Höhe von 15 Prozent.

„Ungerechtf­ertigte Zölle auf europäisch­e Produkte sind nicht akzeptabel“, sagte EU-Kommissar Hogan. Für den Fall, dass die USA nicht einlenken, kündigte er Zölle auf USProdukte an. „Wenn die Vereinigte­n Staaten ihre Zölle auf europäisch­e Exporte im Wert von 7,5 Milliarden Dollar beibehalte­n oder beschließe­n, die Zölle zu erhöhen oder sie auf neue Produkte anzuwenden, wird die Europäisch­e Union handeln, um ihre eigenen Sanktionsr­echte auszuüben“, hieß es am Freitag aus der Kommission. Die EU habe bereits eine Liste mit US-Produkten erstellt, die für Strafzölle infrage kämen.

Die WTO-Schlichter hatten in einem anderen Verfahren auch rechtswidr­ige US-Subvention­en für den Airbus-Konkurrent­en Boeing festgestel­lt. In diesem Fall steht die Genehmigun­g von Strafmaßna­hmen aber noch aus. Die EU rechnet mit einem Umfang von mehreren Milliarden Euro. Die Entscheidu­ng war diesen Sommer erwartet worden, soll sich aber nun bis in den Herbst verzögern. Neben der Luftfahrtk­rise aufgrund der Corona-Pandemie habe dies Airbus nun Kreisen zufolge zum Einlenken bewogen. Außerdem hatten die USA mit weiteren Strafzölle­n gedroht.

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FOTO: FREDERIC SCHEIBER/DPA Airbus-Chef Guillaume Faury.

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