Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Eine Kiste mit zehn Namen ...
Augsburg lässt Marionetten für Straßen im Stadtteil Lechhausen Pate stehen
AUGSBURG (KNA/dpa) - Gute Nachrichten für Freunde der Augsburger Puppenkiste: Wer will, kann bald nach Lummerland ziehen – zumindest in eine gleichnamige Straße. Im Augsburger Stadtteil Lechhausen sollen die Wege eines Neubaugebiets nämlich nach Puppenkisten-Orten und -Figuren benannt werden, wie die Stadt jetzt mitteilte. Geplant sind eine Lummerland-, eine Jim-Knopfund eine Urmelstraße sowie ein Apfelstern-, ein Emma-, ein Löwe-, ein Lukas-, ein Mikesch-, ein Mumin- und ein Nepomukweg. Das Thema „Puppenkiste“passe hervorragend zu dem vorgesehenen familienfreundlichen Wohngebiet, sagte Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU).
Die Benennung ist auch vor dem Hintergrund der aktuellen Rassismus-Debatte ein Thema. So sind laut „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“bundesweit von rund 450 000 bloß zwei Straßen nach Afrodeutschen benannt, wie das „ZeitMagazin“kürzlich berichtete. Nun ist Jim Knopf bekanntermaßen nicht Mensch, sondern Marionette – dürfte aber vielfach als positiv besetzte Figur nichtweißer Erscheinung gesehen werden. Andererseits gibt es auch Kritik an genau dieser Figur: „Jim Knopf reproduziert viele Klischees zum angeblich typischen Wesen und Äußeren von Schwarzen“, sagte die Hamburger Pädagogin Christiane Kassam jüngst in Zeit Online: „Jim Knopf ist so, wie sich Weiße ein lustiges, freches, schwarzes Kind vorstellen.“
Die Augsburger Puppenkiste feierte 1948 Bühnenpremiere. 1953 wurde die erste Verfilmung im Fernsehen gezeigt – schon einen Monat nach dem Sendestart der ARD als erste Kinderstunde, damals lief das Märchen „Peter und der Wolf“. Bislang hatte die Stadt Augsburg die beiden Puppenkistengründer Rose und Walter Oehmichen mit je einer Straßenbenennung verewigt. Im Jahr 2017 hatte sie zudem eine Fußgängerampel mit einem grün leuchtenden Puppenkisten-Kasperl in Betrieb genommen.