Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Königinnen liegen ihr

Die britische Schauspiel­erin Helen Mirren wird 75 Jahre alt – Sie kennt keine Scheu und schlüpft in viele Rollen

- Von Bettina Thienhaus

FRANKFURT (epd) - Helen Mirren will lieber als stark gelten denn als schön: „Powerful ist einfach interessan­ter“, findet die britische Schauspiel­erin, die am 26. Juli 75 Jahre alt wird. Zierlich, mit silberblon­dem Haar und intensivem Blick aus schmalen Augen, tritt Mirren stets selbstbewu­sst auf.

Hoheitsvol­les Gehabe ist ihr fremd. Aber spielen kann sie es ganz wunderbar: Sie war Elizabeth I. im TV-Film gleichen Titels, glänzte als Elizabeth II. in „Die Queen“und als Königin Charlotte in „King George – Ein Königreich für mehr Verstand“. „Königinnen – das sind immer gute, dankbare Rollen, vor allem im klassische­n Theater“, erklärt Mirren. 2003 wurde sie von der britischen Queen zur „Dame“geadelt.

Noch immer steht sie gern vor der Kamera, etwa als russische Zarin in der TV-Miniserie „Katharina, die Große“(2019). Zu dieser Aufgabe sagte sie, als Schauspiel­erin habe sie eines gelernt: Die Dinge, vor denen man Angst habe, sollte man machen. Sei die Angst erst einmal überwunden, werde es großartig.

Mirrens schauspiel­erische Meisterlei­stung ist „Die Queen“(2006), für die sie mit dem Oscar und dem Europäisch­en Filmpreis ausgezeich­net wurde. Stephen Frears Erfolgsfil­m erzählt von den Turbulenze­n im britischen Königshaus, als nach dem Unfalltod Dianas, der „Prinzessin der Herzen“, heftige Kritik an der zurückhalt­enden Reaktion der Königin die Schlagzeil­en beherrscht­e. Mit fein abgestufte­r Mimik und kleinen Gesten porträtier­t Mirren die Queen als nachdenkli­che Frau, die öffentlich­e Gefühlsaus­brüche meidet und vor der unerwartet­en Medienhyst­erie zurückschr­eckt. Man sieht förmlich, wie es hinter ihrer Stirn arbeitet.

Geboren wurde Mirren als Elena Vasilevna Mironova am 26. Juli 1945 in London. Ihre Mutter Kathleen ist Hausfrau, ihr Vater Vasilij Taxifahrer. 1953 anglisiert der gebürtige Russe den Familienna­men Mironov zu Mirren. Schon als Jugendlich­e möchte Helen, angeregt durch eine „Hamlet“-Aufführung, Theater spielen, was sie bis heute mit Vergnügen tut. Mit 19 wird sie Mitglied der Royal Shakespear­e Company. Vier Jahre später steht sie in Peter Halls „Ein Sommernach­tstraum“vor der Filmkamera. Den Durchbruch im Kino bringt ihr dann Tinto Brass umstritten­er, im alten Rom angesiedel­ter Sex-und-Gewalt-Film „Caligula“(1979).

In John Boormans Fantasyfil­m „Excalibur“(1981) steht sie mit Liam Neeson vor der Kamera, ihrem Lebenspart­ner über mehrere Jahre. Doch bei den Dreharbeit­en zu dem Tanzfilm „White Nights – Die Nacht der Entscheidu­ng“(1985) verliebt Mirren sich in den Regisseur Taylor Hackford. Die beiden werden ein Paar, verheirate­t sind sie seit 1997.

Mirrens Rollenviel­falt ist legendär. Ob Restaurant­chefin („Madame Mallory und der Duft von Curry“), Profikille­rin („R.E.D. Älter. Härter. Besser“) oder Klatschkol­umnistin wie Hedda Hopper in „Trumbo“– Mirren spielt alles.

Eine wunderbare Altersroll­e spielte sie 2017 in „Leuchten der Erinnerung“, ein Roadmovie der besonderen Art. Es geht um ein älteres Paar: John, gespielt von Donald Sutherland, hat Alzheimer; Ella (Mirren) einen Tumor. Beide wollen, bevor es zu spät ist, in Key West das berühmte Hemingway-Haus besuchen.

„Im Laufe deines Lebens verlierst du Freunde, Kollegen, und der Tod wird Teil deiner Existenz. Und das geht nicht nur älteren Menschen so“, sagte Mirren in einem Interview zu dem Film.

Die Schauspiel­erin engagiert sich politisch und sozial, etwa für Obdachlose oder für Flüchtling­e. Sie ist Botschafte­rin bei Oxfam und setzt sich für Waffenkont­rolle ein.

Auf der Berlinale wurde Helen Mirren im Februar 2020 der Goldene Ehrenbär für ihr Lebenswerk als Schauspiel­erin überreicht. „Mein Oscar wird sich in ihn verlieben“, kommentier­te sie die Auszeichnu­ng – zum Vergnügen des Publikums.

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FOTO: IMAGO-IMAGES Ist die echt? Helen Mirren als Königin Elizabeth II.

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