Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Denkt positiv
Um dem Vorwurf zu entgegnen, alles immer nur pessimistisch zu sehen, möchten wir diese Wochenkolumne positiv angehen. Denn wer lang genug sucht, findet in jeder Nachricht einen guten Kern. Beginnen wir mit Weingarten.
Das 14 Nothelfer schließt. Und zwar komplett und für immer. Das hat der Friedrichshafener Gemeinderat am Mittwoch endgültig beschlossen, und die Weingartener Kommunalpolitiker dürfen diese Entscheidung am kommenden Montag abnicken oder sich darüber empören – es ändert nichts. Wir könnten an dieser Stelle daran erinnern, dass wir diese Entwicklung schon vor Jahren vorhergesehen haben, weil der Zusammenschluss mehrerer defizitärer Krankenhäuser nicht wundersam Gewinn abwerfen kann, auch wenn man ein paar Synergieeffekte erzeugt. Aber lassen wir das und blicken nach vorn.
Denn die Schließung birgt für die Welfenstadt auch Entwicklungschancen: Das nah an Ravensburg gelegene und perfekt durch den Bus erschlossene Areal würde sich für eine große Alwohl ten- und Pflegeeinrichtung eignen – und zusätzlich für Wohnbebauung in attraktiver Lage. Dafür müssten nicht mal Flächen neu versiegelt werden wie in den Ravensburger Ortschaften und vielen Umlandgemeinden.
Selbst dem Ausfall des Rutenfestes, das normalerweise an diesem Wochenende stattfinden würde, können wir etwas Positives abgewinnen: weniger Alkoholvergiftete in der Notaufnahme, weniger Probleme, einen Parkplatz in Innenstadtnähe zu finden, und weniger Debatten über den Sinn oder Unsinn von geschlechtertrennenden Traditionen. Wenn keiner trommeln darf, wird auch keiner diskriminiert.
Die Sehnsucht nach der guten, alten Zeit beziehungsweise der Wunsch nach Kontinuität in schweren Zeiten wird auch viele CDU-Mitglieder dazu bewogen haben, erneut August Schuler als Landtagskandidaten zu nominieren. Obwohl sein parteiinterner Konkurrent Christoph Sitta eine mitreißende Rede hielt und vor Tatendrang sprühte, war den meisten, überwiegend älteren Christdemokraten
nicht nach Aufbruchstimmung und Digitalisierung 4.0 zumute. Sitta hat aber ein hervorragendes Ergebnis aus dem Stand heraus erzielt und braucht sich nicht zu verstecken. In fünf Jahren dürfte er beste Chancen haben, Schuler zu beerben. Und zum Abschluss noch eine Nachricht aus der Welt der Medizin: Forscher aus San Francisco fanden bei einer Studie mit 8400 Patienten zwischen 18 und 25 Jahren, die wegen einer schweren Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus aufgenommen werden mussten, heraus, dass das Rauchen in dieser Altersgruppe mit Abstand der größte Risikofaktor ist, noch vor Asthma auf Platz zwei, gefolgt von Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen und Diabetes. Und, liebe Raucher, hier die gute Nachricht dahinter: Ihr könnt mit dem Qualmen einfach aufhören und euer Erkrankungsrisiko (auch für Lungenkrebs etc.) dadurch drastisch reduzieren.
Der Gesundheit dient es auch, sich von potenziellen Superspreader-Ereignissen fernzuhalten. In diesem Sinne: ein schönes Wochenende.