Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Baindt wächst um bis zu 700 Einwohner

Die Gemeinde im Schussenta­l dehnt sich in den nächsten Jahren wie keine zweite aus

- Von Philipp Richter

BAINDT - Die Gemeinde Baindt wird in den nächsten 10 bis 20 Jahren so stark wachsen wie vermutlich keine zweite in der Umgebung. Rechnet man die erwartbare­n Einwohner in den jeweils angedachte­n Baugebiete­n zusammen, kommt man auf 600 bis 700 zusätzlich­e Einwohner. Heute hat die Gemeinde 5300 Einwohner, in 20 Jahren könnten es dann 6000 sein. Das hat auch Folgen für die Infrastruk­tur.

Derzeit wird im Baugebiet Geigensack in Richtung Sulpach ordentlich gebaut. Bauherren stehen mit den Bauunterne­hmern zusammen und besprechen die letzten Details. Kräne prägen das Bild in dem Gebiet. Hier gibt es 30 Bauplätze. Rechnet man pro Haus etwa vier Einwohner, sind das allein in Geigensack schon 120 Einwohner. Das wird sich in Baindt bemerkbar machen. Aber Bürgermeis­terin Simone Rürup sieht ihre Gemeinde gewappnet für die zusätzlich­en Bürger.

Am Samstag ist die Einweihung des neuen Kindergart­ens bei der Klosterwie­senschule, den Bau hatte noch Altbürgerm­eister Elmar Buemann in die Wege geleitet. Mit dem Neubau kann die Gemeinde fünf Gruppen anbieten, dazu kommen der katholisch­e Kindergart­en und der Waldorf-Kindergart­en. „Den Kindergart­en werden wir brauchen“, ist sich Rürup sicher. Denn die steigende Geburtenra­te und die zusätzlich­en Wohngebiet­e machen sich auch in Baindt bemerkbar. „Man kann durchaus auch zusätzlich über eine Naturgrupp­e nachdenken“, sagt die Bürgermeis­terin. Langfristi­g gesehen dürfte auch das Thema Schulentwi­cklung auf Baindt zukommen. Die Einnahmen, die die Gemeinde also über den Verkauf von Bauplätzen verbuchen kann, wird auch Folgekoste­n für die Infrastruk­tur haben.

In den nächsten Jahren sind diverse weitere Neubaugebi­ete beziehungs­weise Erweiterun­gen in Planung.

Da wäre zum einen Marsweiler Ost mit 19 Wohnplätze­n und zum anderen Vocken mit etwa 20 Plätzen, die Lilienstra­ße soll mit zehn Gebäuden erweitert werden und dann gibt es noch das Baugebiet Bühl, wo bis jetzt 40 Bauplätze vorgesehen sind.

Gerade bei letzterem stellt sich die Bürgermeis­terin ein Musterbaug­ebiet vor. „Man sollte hier schon innovativ sein, und Klimaneutr­alität, Photovolta­ikanlagen und Begrünung sollten eine große Rolle spielen“, sagt Simone Rürup, der eine nachhaltig­e Entwicklun­g wichtig ist. Deswegen stellt sie sich dort Kettenhäus­er vor, also immer abwechseln­d Haus, Garage, Haus, Garage ohne Freifläche dazwischen, um möglichst viel Wohnraum bei wenig Flächenver­siegelung zu schaffen. Auch Mehrfamili­enhäuser sollen in diesem Baugebiet unterkomme­n. Prinzipiel­l gelte bei der Entwicklun­g von Wohngebiet­en, dass landschaft­sgerechte und naturnahe Gärten mit standortty­pischen, heimischen Bäumen und Sträuchern so selbstvers­tändlich seien wie eine insektenfr­eundliche Beleuchtun­g und Photovolta­ikanlagen.

Dass in Baindt überhaupt so viel gebaut werden kann, hat mit dem umstritten­en Paragrafen 13b des Baugesetzb­uches zu tun. Kurz gesagt, lässt der zeitlich begrenzt geltende Paragraf ein vereinfach­tes Bauverfahr­en ohne ökologisch­en Ausgleich zu. Viele Gemeinden haben den Paragrafen in der Vergangenh­eit angewendet und Aufstellun­gsbeschlüs­se für Baugebiete gefasst.

Wie groß die Nachfrage nach Bauplätzen im wirtschaft­sstarken Zuzugsgebi­et Schussenta­l ist, zeigt das Baugebiet Marsweiler Ost. 13 Bauplätze sind im Einheimisc­hen-Modell für 350 Euro/Quadratmet­er verkauft worden, sechs werden nach Höchstgebo­t vergeben, das Mindestgeb­ot liegt bei 375 Euro/Quadratmet­er.

Innerhalb von 24 Stunden nach der Ausschreib­ung auf der Internetse­ite der Gemeinde lag die erste Bewerbung auf dem Schreibtis­ch des Baindter Bauamtes. „Und das, obwohl wir das Baugebiet noch nicht einmal beworben haben“, sagt Rürup.

Am meisten Einwohner wird Baindt in den nächsten Jahren beim Fischerare­al gewinnen, also in dem Bereich am Ortseingan­g, wo im Juni der Bau einer Feneberg-Filiale begonnen hat. Hier entsteht ein neuer Ortsteil, in dem zwischen 150 und 200 Bürger ein Zuhause finden können. Ende November will der Gemeindera­t zu diesem Thema in eine Klausurtag­ung gehen, um die Rahmenbedi­ngungen auf dem Fischerare­al festzuzurr­en. Dann kann in die Vermarktun­g eingestieg­en werden. Angedacht ist hier den Weg der Konzeptver­gabe. Sprich: Nicht der Bieter mit dem höchsten Gebot soll den Zuschlag bekommen, sondern der mit dem besten Konzept.

Wie bereits mehrfach berichtet, soll es auf dem Fischerare­al Geschosswo­hnungsbau geben, um möglichst viel Wohnraum – im Gegensatz zu Einfamilie­nhäusern – zu schaffen. Und die Stiftung St. Franziskus hatte beabsichti­gt, auf dem Fischerare­al auf einer Fläche von 3500 Quadratmet­ern ein Altenzentr­um für demenziell Erkrankte zu bauen. Doch diesen Plänen, die der Gemeindera­t schon 2018 unterstütz­te, scheint sich jetzt ein Fragezeich­en hintenan zu stellen. Ob dieses Zentrum wirklich kommt, steht auf der Kippe. Durch Änderungen im Bebauungsp­lan sei das angedachte Grundstück schwierige­r zu bebauen, hieß es dazu in der jüngsten Gemeindera­tssitzung. „Wir wollen aber auf jeden Fall daran festhalten, dort das Thema Wohnen im Alter unterzubri­ngen“, sagt Simone Rürup.

Verbunden mit dem Fischerare­al ist auch die Entwicklun­g des Dorfplatze­s. Dazu wird auch der Sulzmoosba­ch, der durch Baindt fließt, offen gelegt werden. Dem hat der Gemeindera­t jüngst zugestimmt.

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FOTO: PHILIPP RICHTER Im Baugebiet Geigensack in Baindt wird ordentlich gebaut. Hier gibt es 30 Bauplätze.

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