Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Waldburg fordert Landratsamt zum Handeln auf
Der Gemeinderat unterstützt die Petition für ein Landschaftsschutzgebiet und kritisiert die Kiesabbaupläne in Vogt-Grund
WALDBURG - Nach einer kontroversen Debatte hat nun auch der Waldburger Gemeinderat für ein Landschaftsschutzgebiet Altdorfer Wald gestimmt und setzte in seinem Beschluss eins oben drauf: eine eindeutige Aufforderung an das Landratsamt, das Verfahren einzuleiten. Zuvor stimmten schon Baindt, Baienfurt, Schlier, Vogt, Wolfegg und Bergatreute dafür. Einzig Wolpertswende stimmte dagegen.
In der Debatte ging es um die Petition des Vereins Natur- und Kulturlandschaft Altdorfer Wald (NKAW). Alexander Knor, Sprecher des Vereins, betonte in seinem Beitrag: „Wir sind keine Kiesabbaugegner, Kies wird benötigt. Aber Abbaumengen
ANZEIGE und Export müssen diskutiert werden!“Der geplante Kiesabbau in Grund bei Vogt war und ist wichtiger Aspekt aller Diskussionen, es geht um Trinkwasser- und Landschaftsschutz. Den Vorschlag von Landrat Harald Sievers, das Gebiet als regionalen Grünzug zu definieren, um einen Kiesabbau zu verhindern, hielt Knor nicht für zielführend. Damit werde der Altdorfer Wald zum politischen Spielball, denn ein Grünzug sei keine festgelegte Schutzzone, sondern ein Planungsinstrument.
Iris Steger, Dezernentin des Landratsamtes, führte aus, dass ein Landschaftsschutzgebiet einen Kiesabbau nicht sicher verhindern würde. Laut Steger gibt es viele Kiesabbaugebiete in ähnlichen Strukturen, das Grundwasser sei nicht gefährdet. Für ein
Landschaftsschutzgebiet müsse Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit analysiert werden. Nur die Waldfläche als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen, wie von Bürgermeister Michael Röger angedacht, sei nicht möglich, so Steger. „Wald an sich ist nicht schutzbedürftig, die restlichen Flächen müssen mit einbezogen werden.“Das Landratsamt sei im Gespräch mit dem Regionalverband und dem Land und habe den Altdorfer Wald im Blick. Am 20. Oktober soll im Kreistag erneut zum Thema berichtet werden.
Mehrere Ratsmitglieder stiegen im Anschluss in die Diskussion ein. Den Beginn macht Ulla Hauser, Freie Liste. Als Gemeinde Waldburg habe man sich für Nachhaltigkeit entschieden. Dazu gehöre, die umliegenden Gebiete zu schützen und landschaftlich nicht weiter zu zerstückeln. Albert Hämmerle, stellvertretender Bürgermeister, betonte, der Altdorfer Wald solle nicht ausgebeutet werden und deswegen „müssen wir diesen Wald schützen“. Er sehe keine Argumente für den Kiesabbau, „der Waldburger Rücken ist laut Gutachten sehr heterogen, wir wissen nicht, wo das Wasser genau herkommt und wie es fließt. Und genau da baggern wir Filterschichten weg, die für die Qualität des Trinkwassers sorgen!“Für die landwirtschaftliche Nutzung gebe es durch ein Landschaftsschutzgebiet keine Nachteile, so Hämmerle, das zeige die Erfahrung in anderen Gebieten.
Macht es Sinn, ein Landschaftsschutzgebiet anzustreben, wenn der
Kiesabbau dann trotzdem nicht mit Sicherheit verhindert werden kann? Ratsmitglied Michael Heinrich sah darin keinen Grund, das Verfahren von vornherein nicht zu unterstützen. „Wenn wir uns einig sind, dass dieser Wald in seiner Ganzheit erhalten werden soll, dann ist es sinnvoll, das LSG auf den Weg zu bringen“, so Heinrich. Auf das von Steger vorgeschlagene Miteinander mit dem Regionalverband wollte Hämmerle keine Hoffnung setzen. „Der Regionalverband hat meiner Ansicht nach keine Motivation, den Kiesabbau zu verhindern“, stellt der stellvertretende Bürgermeister klar. Hämmerle hielt es außerdem nicht für sinnvoll, die Ergebnisse der Prüfaufträge des Kreistages abzuwarten, wie von der Verwaltung vorgeschlagen.