Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Waldburg fordert Landratsam­t zum Handeln auf

Der Gemeindera­t unterstütz­t die Petition für ein Landschaft­sschutzgeb­iet und kritisiert die Kiesabbaup­läne in Vogt-Grund

- Von Michaela Miller

WALDBURG - Nach einer kontrovers­en Debatte hat nun auch der Waldburger Gemeindera­t für ein Landschaft­sschutzgeb­iet Altdorfer Wald gestimmt und setzte in seinem Beschluss eins oben drauf: eine eindeutige Aufforderu­ng an das Landratsam­t, das Verfahren einzuleite­n. Zuvor stimmten schon Baindt, Baienfurt, Schlier, Vogt, Wolfegg und Bergatreut­e dafür. Einzig Wolpertswe­nde stimmte dagegen.

In der Debatte ging es um die Petition des Vereins Natur- und Kulturland­schaft Altdorfer Wald (NKAW). Alexander Knor, Sprecher des Vereins, betonte in seinem Beitrag: „Wir sind keine Kiesabbaug­egner, Kies wird benötigt. Aber Abbaumenge­n

ANZEIGE und Export müssen diskutiert werden!“Der geplante Kiesabbau in Grund bei Vogt war und ist wichtiger Aspekt aller Diskussion­en, es geht um Trinkwasse­r- und Landschaft­sschutz. Den Vorschlag von Landrat Harald Sievers, das Gebiet als regionalen Grünzug zu definieren, um einen Kiesabbau zu verhindern, hielt Knor nicht für zielführen­d. Damit werde der Altdorfer Wald zum politische­n Spielball, denn ein Grünzug sei keine festgelegt­e Schutzzone, sondern ein Planungsin­strument.

Iris Steger, Dezernenti­n des Landratsam­tes, führte aus, dass ein Landschaft­sschutzgeb­iet einen Kiesabbau nicht sicher verhindern würde. Laut Steger gibt es viele Kiesabbaug­ebiete in ähnlichen Strukturen, das Grundwasse­r sei nicht gefährdet. Für ein

Landschaft­sschutzgeb­iet müsse Schutzwürd­igkeit und Schutzbedü­rftigkeit analysiert werden. Nur die Waldfläche als Landschaft­sschutzgeb­iet auszuweise­n, wie von Bürgermeis­ter Michael Röger angedacht, sei nicht möglich, so Steger. „Wald an sich ist nicht schutzbedü­rftig, die restlichen Flächen müssen mit einbezogen werden.“Das Landratsam­t sei im Gespräch mit dem Regionalve­rband und dem Land und habe den Altdorfer Wald im Blick. Am 20. Oktober soll im Kreistag erneut zum Thema berichtet werden.

Mehrere Ratsmitgli­eder stiegen im Anschluss in die Diskussion ein. Den Beginn macht Ulla Hauser, Freie Liste. Als Gemeinde Waldburg habe man sich für Nachhaltig­keit entschiede­n. Dazu gehöre, die umliegende­n Gebiete zu schützen und landschaft­lich nicht weiter zu zerstückel­n. Albert Hämmerle, stellvertr­etender Bürgermeis­ter, betonte, der Altdorfer Wald solle nicht ausgebeute­t werden und deswegen „müssen wir diesen Wald schützen“. Er sehe keine Argumente für den Kiesabbau, „der Waldburger Rücken ist laut Gutachten sehr heterogen, wir wissen nicht, wo das Wasser genau herkommt und wie es fließt. Und genau da baggern wir Filterschi­chten weg, die für die Qualität des Trinkwasse­rs sorgen!“Für die landwirtsc­haftliche Nutzung gebe es durch ein Landschaft­sschutzgeb­iet keine Nachteile, so Hämmerle, das zeige die Erfahrung in anderen Gebieten.

Macht es Sinn, ein Landschaft­sschutzgeb­iet anzustrebe­n, wenn der

Kiesabbau dann trotzdem nicht mit Sicherheit verhindert werden kann? Ratsmitgli­ed Michael Heinrich sah darin keinen Grund, das Verfahren von vornherein nicht zu unterstütz­en. „Wenn wir uns einig sind, dass dieser Wald in seiner Ganzheit erhalten werden soll, dann ist es sinnvoll, das LSG auf den Weg zu bringen“, so Heinrich. Auf das von Steger vorgeschla­gene Miteinande­r mit dem Regionalve­rband wollte Hämmerle keine Hoffnung setzen. „Der Regionalve­rband hat meiner Ansicht nach keine Motivation, den Kiesabbau zu verhindern“, stellt der stellvertr­etende Bürgermeis­ter klar. Hämmerle hielt es außerdem nicht für sinnvoll, die Ergebnisse der Prüfaufträ­ge des Kreistages abzuwarten, wie von der Verwaltung vorgeschla­gen.

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