Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Abschied durch die Hintertür

Offen ist nur der Zeitpunkt – Im Poker um Alaba und Thiago geht die Zukunft zweier anderer Bayern-Stars fast unter

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MÜNCHEN (dpa) - Die Zeit der Triplesieg­er Jérôme Boateng und Javi Martínez läuft beim FC Bayern ab. Mitten im Kampf um David Alaba und Thiago sandten die Münchner Bosse keine Signale, dass auch die Verträge der zwei Defensivst­ars aus der Ü30-Fraktion verlängert werden könnten. „Man wird jetzt abwarten müssen, ob die zwei bis zum Ende ihrer Laufzeit beim FC Bayern verbleiben möchten oder ob sie möglicherw­eise schon vorher etwas anderes machen können oder wollen“, sagte Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge. Wie bei dem wechselwil­ligen Thiago, dem pokernden Alaba sowie den Torhütern Sven Ulreich und Ron-Thorben Hoffmann sind auch die Arbeitspap­iere von Boateng und Martínez bis zum 30. Juni 2021 datiert. Bei passenden Angeboten würde sich der Rekordmeis­ter wohl bereits in diesem Sommer nach der Königsklas­se von zwei der noch fünf verblieben­en 2013er-Triplegewi­nner im Kader verabschie­den.

„Beide haben schon die Drei vorne im Alter stehen, da macht man sich schon mal Gedanken. Will man das eine Jahr beim FC Bayern bleiben oder will man möglicherw­eise, wenn man das kann, woanders vielleicht seine Karriere ausklingen lassen“, mutmaßte Rummenigge. Erst einmal sind die beiden 31-Jährigen aber auf die Champions League fokussiert.

Dabei blicken die zwei langjährig­en Leistungst­räger mit unterschie­dlichen Gefühlen auf die nationalen Wettbewerb­e zurück. Boateng freute sich über seine Rückkehr als Stütze unter der Regie von Hansi Flick. „Man ist zwar immer ein Teil des Teams, aber es fühlt sich einfach kompletter an, wenn man aktiv auf dem Platz mitwirken kann. Ich hatte jetzt wieder sehr viel Spaß am Fußball“, bilanziert­e der Weltmeiste­r von 2014.

Dem Spanier Martínez, einst mit an Athletic Bilbao überwiesen­en 40 Millionen Euro teuerster Transfer, machte die Spielzeit als oft verletzte Ergänzungs­kraft weniger Freude. „Wenn Javi fit ist, kannst du dich immer zu 1000 Prozent auf ihn verlassen“, sagte Flick in der schwierige­n Corona-Saison. „Er hat das eine oder andere Wehwehchen, aber er ist voll dabei, engagiert und es ist für mich wichtig, dass wir seine Qualität ins Spiel bringen können.“Doch das konnte der Profi mit der körperlich strapazier­enden Spielweise wegen vieler „Wehwechen“in den letzten Jahren immer seltener.

Boateng betonte schon, dass er sich sowohl eine Verlängeru­ng als auch einen Wechsel ins Ausland vorstellen könne. Das stolze Salär, das er in München erhält, dürfte in finanziell herausford­ernden

Karl-Heinz Rummenigge

Zeiten für den Fußball für Boateng aber schwer zu erreichen sein. Martínez wurde immer wieder mit einer Rückkehr nach Spanien in Verbindung gebracht, aber auch über die USA wurde schon spekuliert.

Leichter wird es im Kampf um Einsätze für die beiden nicht. Rekordeink­auf Lucas Hernández will endlich der Leistungst­räger werden, als der er für 80 Millionen Euro verpflicht­et wurde. Niklas Süle strebt nach seinem Kreuzbandr­iss wieder seinen Stammplatz an – und der 18 Jahre junge Neuzugang Tanguy Nianzou möchte nicht nur für die Perspektiv­e trainieren.

„Wir schauen, wer uns verlässt und wie wir reagieren werden“, sagte Sportvorst­and Hasan Salihamidz­ic. „Im Moment ist unsere Mannschaft sehr gut aufgestell­t. Aber der Spielkalen­der verlangt einen guten Kader, deshalb werden wir bis 5. Oktober versuchen, die Augen offen zu halten.“So lange haben auch Boateng und Martínez erst mal Zeit.

„Beide haben schon die Drei vorne im Alter stehen, da macht man sich schon mal Gedanken.“

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FOTO: KNEFFEL/DPA Wie lange spielen Javi Martínez (li.) und Jérôme Boateng noch in Rot?

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