Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wichtige Rolle schon vor dem ersten Wurf

Basketball­erin Satou Sabally steht in der US-Profiliga WNBA bereits jetzt ganz vorne

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BRADENTON (dpa/SID) - Satou Sabally ist 22 Jahre alt und spielt am Sonntag ihr erstes Spiel in der stärksten Frauen-Basketball-Liga der Welt. Sie will die deutsche Erfolgsges­chichte ihres Vorbilds Dirk Nowitzki in Dallas fortschrei­ben – und hat schon jetzt eine wichtige Rolle in der WNBA. Zu einem der Gesichter im Kampf gegen Rassismus und für soziale Gerechtigk­eit hat die US-amerikanis­che Profiliga Satou Sabally bereits gemacht.

Nun will sich die deutsche Basketball-Nationalsp­ielerin in der USLiga auch auf dem Spielfeld Aufmerksam­keit und Respekt erarbeiten. „Ich bin selbstbewu­sst. Ich bin hier aus einem Grund und weiß, dass mein Team mir den Rücken stärkt“, sagte die 22-Jährige vor dem wegen der Corona-Krise um Monate verzögerte­n Saisonstar­t mit den Dallas Wings gegen die Atlanta Dream (Sonntag, 23 Uhr). „Meine Vorfreude war da in jedem Testspiel, aber am Sonntag wird es vermutlich noch was anderes sein, weil es da um was geht.“

Sabally – in New York geboren und in Berlin aufgewachs­en – spielte zuletzt im College für Oregon State und wurde von den Wings an zweiter Stelle im Draft ausgewählt. Früher als für sie hatte sich noch nie ein USTeam für eine deutsche Sportlerin oder einen Sportler bei der Talentever­teilung entschiede­n. „Mental muss ich mich nicht umgewöhnen. Ich bin eine Gewinnerin und will gewinnen“, erklärte sie. Unterschie­de zum Studentenl­evel gebe es aber in der stärksten Frauen-Basketball-Liga der Welt. „Körperlich­keit ist der Schlüssel. Es ist ein großer Unterschie­d zu Spielen im College. Daran muss ich mich gewöhnen und dazulernen.“

Dass ihr die Liga das zutraut, zeigt sich auch an der Verantwort­ung, die Sabally schon lange vor dem ersten Korb übertragen bekommen hat. Vor gut zwei Wochen teilte die WNBA mit, dass sie zusammen mit weiteren Spielerinn­en einen neu gegründete­n Rat für soziale Gerechtigk­eit anführen wird. Wie die NBA will auch die Frauen-Liga die Rückkehr auf das Parkett dazu nutzen, auf Rassismus und damit verbundene gesellscha­ftliche Themen aufmerksam zu machen. Sabally scheint dafür prädestini­ert. Sie hat Verbindung­en zur von LeBron James gegründete­n Initiative „More than an Athlete“(Mehr als ein Athlet), die sich seit Jahren für mehr soziale Gerechtigk­eit einsetzt und die Menschen hinter den Sportlerge­schichten zeigen will. In ihren Interviews geht es vor allem seit den landesweit­en Protesten immer auch um Rassismus.

Das momentan bestehende Bewusstsei­n für das Thema durch die Black-Lives-Matter-Bewegung müsse auch zukünftig in den Köpfen bleiben. Menschen „die es leid sind, würde ich gerne eine Frage stellen: Was

Profibaske­tballerin Satou Sabally glaubst du, wie sich Schwarze fühlen? Du kannst dein Handy einfach ausmachen und dir die Videos und schlimmen Geschichte­n nicht mehr angucken“, betonte Sabally. „Schwarze erleben diese Dinge jeden Tag. Du bist es vielleicht leid, diese Sachen in deiner Timeline zu sehen. Wir sind es leid, immer noch Rassismus zu erleben.“Für Sabally ist der Kampf gegen Rassismus „eine sehr persönlich­e Angelegenh­eit. Mein Vater und meine Brüder sind schwarz.“Daher war es „sehr traumatisi­erend zu sehen, wie jemand getötet wird, nur weil er schwarz ist.“Ihr Vater stammt aus Gambia, ihre Mutter ist eine Deutsche.

„In der Schule musste ich immer besonders hart arbeiten und mich stets rechtferti­gen, wenn ich gute

Noten hatte. Nach dem Motto: Oh, du hast eine Eins?“, erzählte sie. „So wie Covid-19 eine globale Pandemie ist, ist Rassismus ebenfalls eine.“Dass Sabally nicht schon längst die ersten Spiele gewonnen hat und an der deutschen Erfolgsges­chichte ihres Vorbilds Dirk Nowitzki in Dallas weiterbast­eln konnte, liegt an eben jener Pandemie. Lange war unklar, wann die Saison überhaupt beginnen kann. Nun sind wie bei den Männern alle Teams an einem Ort. Die Frauen sind ebenfalls in Florida, aber nicht im Disney-World-Komplex, sondern in Bradenton. „Diese Pandemie hat uns gezeigt, dass Basketball nicht selbstvers­tändlich ist. Du musst jedes Spiel so spielen, als wäre es dein letztes“, sagte sie. Am Sonntag will Sabally damit starten.

„Wir sind es leid, immer noch Rassismus zu erleben.“

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FOTO: ERIC EVANS/DPA Noch hat Satou Sabally, hier im Trikot ihrer Unimannsch­aft Oregon Ducks, keinen Korb in der Profiliga WNBA geworfen – dennoch steht die Deutsche schon im Rampenlich­t.

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