Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Licht an für europäisch­e Hochkultur

Die Dresdner Galerie Alte Meister wurde jahrelang saniert – Eine zweite, lang ersehnte Eröffnung

- Von Katharina Rögner (epd)

DRESDEN (epd) - Nach wochenlang­er Schließung öffneten sich die Türen der weltberühm­ten Gemäldegal­erie Alte Meister in Dresden Ende Mai wieder für Besucher. Mit dem Ausstellun­gsgebäude am Zwinger geht ein Besucherma­gnet der Staatliche­n Kunstsamml­ungen (SKD) in Betrieb.

Mit Meisterwer­ken italienisc­her, holländisc­her, flämischer und deutscher Maler zählt die Galerie zu den bedeutends­ten Gemäldesam­mlungen der Welt. Im Semperbau sind daneben seit Kurzem auch die Skulpturen aus dem SKD-Bestand bis 1800 zu Hause. Das Gebäude war nach sieben Jahren Sanierung und der Neueinrich­tung erst Ende Februar wiedereröf­fnet – und zwei Wochen später wegen Corona erneut geschlosse­n worden.

Raffaels Engel in Pink schauen neonbeleuc­htet vom Dach der frisch sanierten Sempergale­rie am Dresdner Zwinger. Der Österreich­er Peter Baldinger schuf die Neonskulpt­ur „Then is now“anlässlich der Wiedereröf­fnung der Gemäldegal­erie Alte Meister im Februar. Im Original sind die beiden Puttenenge­l Teil des weltberühm­ten Altarbilde­s „Sixtinisch­e Madonna“von Raffael.

Seit Jahren gehen sie – allerdings häufig auf dem Weg von Kitsch und Kommerz – um die Welt. Mit der Dachinstal­lation „wollen wir zeigen, wo die Engel zu Hause sind und sie quasi nach Dresden zurückhole­n“, sagt der Direktor der Gemäldegal­erie Alte Meister und Skulpturen­sammlung bis 1800, Stephan Koja. Der Titel „Then is now“betone die „ungebroche­ne Relevanz“der jahrhunder­tealten Werke.

Die Galerie der Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden (SKD) war seit 2013 nur eingeschrä­nkt zugänglich, nur ein Teil der Kunstschät­ze war zu sehen. Nach der Wiedereröf­fnung stehen laut Koja nun 700 Bilder erstmals im Dialog zu 420 Skulpturen aus der Antike bis zur Barockzeit.

Unter ihnen sind Dutzende Gemälde von Rubens, Bellotto, van Dyck und der Cranach-Werkstatt, die berühmte „Schlummern­de Venus“von Giorgione und Tizian und Bellottos Dresdner Stadtansic­hten.

Die Dresdner Dauerausst­ellung mit Meisterwer­ken europäisch­er Kunstgesch­ichte wurde komplett neu arrangiert. Nachvollzi­ehbar wird damit unter anderem auch, wie sich Maler und Bildhauer gegenseiti­g inspiriert haben.

Koja spricht von einem „Schatzhaus der größten Werke der europäisch­en Kunstgesch­ichte“. Die Galerie sei seit jeher bewundert worden, „wir haben uns bemüht, das Gefühl zu steigern“, sagt er. Dafür sorgt in der neuen Dauerausst­ellung auch ein ausgeklüge­ltes Beleuchtun­gssystem, das die Werke in neuem Glanz erstrahlen lässt, etwa mit detailgena­uen Akzentbele­uchtungen.

Farbige Wandbespan­nungen bringen die Bilder zusätzlich zur Geltung und ordnen sie nach Malschulen. Blau steht für Werke der Franzosen und Spanier, Grün für die Niederländ­er, ein warmes Rot für die Italiener. Zudem werde mit viel mehr Tageslicht gearbeitet. Eine Inszenieru­ng der Werke ist Koja wichtig. Jeder Raum habe seinen eigenen Charakter.

In zwei großen Etappen war die knapp 50 Millionen teure Sanierung der Dresdner Sempergale­rie zwischen 2013 und 2019 erfolgt. Jährlich zieht das Museum rund 500 000 Menschen an, trotz Bauphase zuletzt immerhin noch rund 370 000.

 ?? FOTOS: SEBASTIAN KAHNERT/DPA ?? Vor der Gemäldegal­erie Alte Meister stehen Besucher derzeit Schlange. Viele haben seit Jahren auf die Wiedereröf­fnung gewartet.
FOTOS: SEBASTIAN KAHNERT/DPA Vor der Gemäldegal­erie Alte Meister stehen Besucher derzeit Schlange. Viele haben seit Jahren auf die Wiedereröf­fnung gewartet.
 ??  ?? Eine Besucherin steht vor dem Gemälde „Die Madonna des heiligen Georg“von Correggio.
Eine Besucherin steht vor dem Gemälde „Die Madonna des heiligen Georg“von Correggio.

Newspapers in German

Newspapers from Germany