Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Licht an für europäische Hochkultur
Die Dresdner Galerie Alte Meister wurde jahrelang saniert – Eine zweite, lang ersehnte Eröffnung
DRESDEN (epd) - Nach wochenlanger Schließung öffneten sich die Türen der weltberühmten Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden Ende Mai wieder für Besucher. Mit dem Ausstellungsgebäude am Zwinger geht ein Besuchermagnet der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) in Betrieb.
Mit Meisterwerken italienischer, holländischer, flämischer und deutscher Maler zählt die Galerie zu den bedeutendsten Gemäldesammlungen der Welt. Im Semperbau sind daneben seit Kurzem auch die Skulpturen aus dem SKD-Bestand bis 1800 zu Hause. Das Gebäude war nach sieben Jahren Sanierung und der Neueinrichtung erst Ende Februar wiedereröffnet – und zwei Wochen später wegen Corona erneut geschlossen worden.
Raffaels Engel in Pink schauen neonbeleuchtet vom Dach der frisch sanierten Sempergalerie am Dresdner Zwinger. Der Österreicher Peter Baldinger schuf die Neonskulptur „Then is now“anlässlich der Wiedereröffnung der Gemäldegalerie Alte Meister im Februar. Im Original sind die beiden Puttenengel Teil des weltberühmten Altarbildes „Sixtinische Madonna“von Raffael.
Seit Jahren gehen sie – allerdings häufig auf dem Weg von Kitsch und Kommerz – um die Welt. Mit der Dachinstallation „wollen wir zeigen, wo die Engel zu Hause sind und sie quasi nach Dresden zurückholen“, sagt der Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800, Stephan Koja. Der Titel „Then is now“betone die „ungebrochene Relevanz“der jahrhundertealten Werke.
Die Galerie der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) war seit 2013 nur eingeschränkt zugänglich, nur ein Teil der Kunstschätze war zu sehen. Nach der Wiedereröffnung stehen laut Koja nun 700 Bilder erstmals im Dialog zu 420 Skulpturen aus der Antike bis zur Barockzeit.
Unter ihnen sind Dutzende Gemälde von Rubens, Bellotto, van Dyck und der Cranach-Werkstatt, die berühmte „Schlummernde Venus“von Giorgione und Tizian und Bellottos Dresdner Stadtansichten.
Die Dresdner Dauerausstellung mit Meisterwerken europäischer Kunstgeschichte wurde komplett neu arrangiert. Nachvollziehbar wird damit unter anderem auch, wie sich Maler und Bildhauer gegenseitig inspiriert haben.
Koja spricht von einem „Schatzhaus der größten Werke der europäischen Kunstgeschichte“. Die Galerie sei seit jeher bewundert worden, „wir haben uns bemüht, das Gefühl zu steigern“, sagt er. Dafür sorgt in der neuen Dauerausstellung auch ein ausgeklügeltes Beleuchtungssystem, das die Werke in neuem Glanz erstrahlen lässt, etwa mit detailgenauen Akzentbeleuchtungen.
Farbige Wandbespannungen bringen die Bilder zusätzlich zur Geltung und ordnen sie nach Malschulen. Blau steht für Werke der Franzosen und Spanier, Grün für die Niederländer, ein warmes Rot für die Italiener. Zudem werde mit viel mehr Tageslicht gearbeitet. Eine Inszenierung der Werke ist Koja wichtig. Jeder Raum habe seinen eigenen Charakter.
In zwei großen Etappen war die knapp 50 Millionen teure Sanierung der Dresdner Sempergalerie zwischen 2013 und 2019 erfolgt. Jährlich zieht das Museum rund 500 000 Menschen an, trotz Bauphase zuletzt immerhin noch rund 370 000.