Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kühler Kopf an heißen Tagen

Die Sonne knallt aufs Fenster, die Räume heizen sich auf – Tipps für den richtigen Sonnenschu­tz in Gebäuden

- Von Katja Fischer

So schön die Sommersonn­e ist, sie kann auch belastend sein. Ihre Strahlen heizen Räume bei direkter Einstrahlu­ng schon bei moderaten Außentempe­raturen schnell auf. Vielen Menschen wird das jetzt erst so richtig im Homeoffice bewusst, wenn sie den ganzen Tag zu Hause sind. Doch als Schutz die Rollläden unten zu lassen und im Dunkeln bei Kunstlicht zu arbeiten, ist auch keine gute Lösung.

„Große Fensterflä­chen liegen im Trend, denn sie bringen gesundes Tageslicht und Sonnenwärm­e ins Haus“, sagt Jürgen Benitz-Wildenburg vom Institut für Fenstertec­hnik. Trotzdem: Ohne Sonnenschu­tz lassen sich moderne Gebäude heute nicht betreiben. Denn gerade neuere Häuser sind so gut gedämmt, dass ohne Verschattu­ngen die Sonne die Räume schon im Frühjahr sehr stark aufheizen kann.

Ein Sonnenschu­tz, der das Licht durchlässt, die Hitze aber draußen hält, wäre ideal, sagt Benitz-Wildenburg. Er sagt: „Einerseits brauchen wir das Sonnenlich­t für unser Wohlbefind­en. Anderersei­ts kommen mit dem Tageslicht bereits 50 Prozent der Sonnenener­gie durch die Fenster hinein.“Verschattu­ngssysteme wie Rollläden, Außenjalou­sien, Markisen oder Fensterläd­en, schützen gut vor Hitze, sagt Martin Brandis, Energieber­ater der Verbrauche­rzentrale. „Da sie außen vor dem Fenster angebracht werden, lassen sie einen Großteil der Sonnenwärm­e erst gar nicht ins Haus.“Ein weiterer Vorteil dieser Verschattu­ngssysteme: Sie schützen gleichzeit­ig vor unerwünsch­ten Einblicken Fremder durch die Fenster.

„Mit solchen außenliege­nden Systemen kann die Sonneneins­trahlung im Raum um 60 bis 75 Prozent reduziert werden“, betont Frank Lange, Geschäftsf­ührer des Verbands Fenster + Fassade. Er sagt aber auch: „Sonnenschu­tz sollte man nicht unvorberei­tet kaufen.“Welche Produkte und Materialie­n infrage kommen, hängt von den individuel­len Bedingunge­n ab. Wie groß ist das Fenster? In welcher Himmelsric­htung

liegt es? Gibt es eine natürliche Verschattu­ng, zum Beispiel durch davorstehe­nde Bäume? „All das ist entscheide­nd für die Auswahl des passenden Schutzes.“

Weniger wirksam, aber dennoch sinnvoll, sind innenliege­nde Sonnenschu­tzsysteme. Das sind Rollos, Plissees oder auch Vorhänge. „Sie können gut mit dem Außenschut­z kombiniert werden“, sagt Brandis. Wer allerdings ausschließ­lich auf Innenschut­z setzt, muss damit rechnen, dass die Räume wärmer werden als mit einem Außenschut­z. Denn die Wärme kommt durch die Fenstersch­eibe ins Haus, und kann dort selbst durch speziell beschichte­te Stoffe oder Lamellen nur teilweise nach außen reflektier­t werden.

Eine weitere Möglichkei­t: Sonnenschu­tzfolie. Sie ist vor allem dann interessan­t, wenn bauliche Veränderun­gen nicht möglich oder gewünscht sind. „Sonnenschu­tzfolien sind durchaus wirksam, vor allem, wenn sie außen auf die Scheibe geklebt werden“, sagt Brandis. Aber sie haben einen entscheide­nden Nachteil: Sie verdunkeln den Raum. Und das stört vor allem im Winter, wenn es ohnehin schon wenig Tageslicht gibt.

Wer sein Haus energetisc­h modernisie­ren oder gründlich sanieren möchte, kann auch über den Einbau von Sonnenschu­tzfenstern nachdenken. Sie lassen das Tageslicht hinein und reduzieren gleichzeit­ig die Wärmeeinst­rahlung von außen. Es gibt grundsätzl­ich drei Arten von Sonnenschu­tzfenstern. „Beschichte­te Gläser reflektier­en und absorbiere­n die Sonnenstra­hlen dank nahezu unsichtbar­er Beschichtu­ngen im Scheibenzw­ischenraum“, erklärt Lange. Dadurch sinkt der Energiedur­chlass abhängig vom gewählten Glastyp um bis zu 50 Prozent und die Räume werden weniger warm.

Einen anderen Weg gehen schaltbare Verglasung­en. Sie verändern mittels Stromzugab­e schrittwei­se ihre Farbe von glasklar bis beispielsw­eise hin zu einem tiefen Blau. Und bei der dritten Variante, den Systemen im Scheibenzw­ischenraum, werden Jalousien, Rollos oder Plissees in die Verglasung integriert.

„Wer sich ein Sonnenschu­tzfenster einbauen lassen will, sollte nicht nur an den Sommer denken, sondern das ganze Jahr im Blick haben“, empfiehlt Benitz-Wildenburg. „Denn die leistungsf­ähigen Beschichtu­ngssysteme wirken ständig und reduzieren das Tageslicht, das im Herbst und Winter aber erwünscht ist.“Er empfiehlt das Sonnenschu­tzglas mit einem Verschattu­ngssystem zu kombiniere­n, um so ein angenehmes Wohnklima zu erreichen.

Bei sehr starker Überhitzun­g der Räume im Sommer ist es zudem ratsam, neben den Fenstern zudem das gesamte Haus im Blick zu haben, sagt Brandis: „Oft sind die Dachräume nicht ausreichen­d gedämmt. Dann erreicht man nicht viel, wenn man nur die Fenster austauscht oder verschatte­t.“Vielmehr müsse nachträgli­ch gedämmt werden, um eine dauerhafte Wirkung zu erzielen, so der Experte. (dpa)

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FOTO: ECONTROL/DPA Die Sonne kann Räume stark aufheizen. Dann ist der richtige Schutz wichtig. Eine Möglichkei­t: Sonnenschu­tzglas. Fenster lassen sich damit verdunkeln.
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FOTO: JAN WOITAS/DPA Die ganz klassische Variante des Sonnenschu­tzes für Fenster sind Markisen.
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FOTO: PELLINI SYSTEM/DPA Jalousien können auch im Scheibenzw­ischenraum der Fenster angebracht werden.

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