Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

14-Nothelfer-Aus nun auch formell besiegelt

Verwaltung unterstrei­cht Mitsprache­recht für die Zukunft – Stadträte wollen medizinisc­h-pflegerisc­hes Konzept

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Das Aus des Weingarten­er Krankenhau­ses 14 Nothelfer ist nun auch formell besiegelt. So wurde Oberbürger­meister Markus Ewald in der Gemeindera­tssitzung am Montag von den Stadträten einstimmig beauftragt, in der Gesellscha­fterversam­mlung – die noch direkt im Anschluss am Montagaben­d stattfand – abstimmen zu können. Um zumindest ein symbolisch­es politische­s Zeichen zu setzen, sollte Ewald der Einstellun­g des akut stationäre­n Krankenhau­sbetriebes zwar nicht zustimmen, sondern sich enthalten. Doch selbst wenn er den Auftrag bekommen hätte, die Schließung abzulehnen: Das Ende des Weingarten­er Krankenhau­ses hätte es nicht verhindert. „Entscheide­nd war, was vergangene Woche in Friedrichs­hafen entschiede­n wurde“, hatte Verwaltung­sdirektori­n Sylvia Burg eingangs mit Blick auf den gesenkten Daumen der Häfler Stadträte (die SZ berichtete) erklärt. „Losgelöst von Ihrer Entscheidu­ng wird diese Insolvenz kommen.“

Denn die Stadt Weingarten hält gerade einmal 5,1 Prozent der Anteile an der 14 Nothelfer Klinik GmbH. Die übrigen 94,9 Prozent gehören der Klinikum Friedrichs­hafen GmbH, die wiederum zu 95,5 Prozent der Stadt Friedrichs­hafen gehört (die übrigen 4,5 Prozent gehören den WaldburgZe­il-Kliniken). Und doch hatte die Weingarten­er Verwaltung in der Vorbereitu­ng der Sitzungsvo­rlage damit auch die Stimm-Empfehlung­en zu den verschiede­nen Unterpunkt­en vor allem rechtlich durchleuch­tet. „Entscheide­nd ist, dass wir unsere Rechte wahren“, sagte Burg.

So sollte sich Ewald in der Gesellscha­fterversam­mlung nicht nur bezüglich der Schließung enthalten. Auch bezüglich der Fortführun­g des Krankenhau­sbetriebes als CoronaNotv­ersorgung bis Herbst 2020 und der Sanierung in Eigenverwa­ltung, der sogenannte­n Planinsolv­enz, sollte er neutral bleiben. Gleiches galt für den Beratungsv­ertrag mit der Firma GT Restructur­ing, der zum 28. Juli abgeschlos­sen wurde.

Der Ernennung des 59 Jahre alten Rechtsanwa­ltes Christian Köhler-Ma als Sanierungs­geschäftsf­ührer, ebenfalls zum 28. Juli, stimmten die Stadträte allerdings zu. „Es ist wichtig, dass ein Rechtsanwa­lt mit Spezialwis­sen bestellt wird“, erläuterte Burg. Derweil wurde die schon jetzt angedachte Änderung des Gesellscha­ftsvertrag­es der 14 Nothelfer

GmbH abgelehnt – und zwar ausnahmswe­ise mit rechtliche­r Bedeutung. Die Weingarten­er Stadträte wollten den Aufsichtsr­atsvorsitz­enden der Häfler Klinik GmbH, Oberbürger­meister Andreas Brand, nicht damit beauftrage­n, die Änderung in Eigenregie zu erarbeiten und mit allen dafür notwendige­n Mitteln auszustatt­en. „Es braucht die Zustimmung beider Gesellscha­fter, auch der des Minderheit­sgesellsch­afters“, sagte Sylvia Burg.

Besonders interessan­t ist und bleibt die Frage, wie es nun mit dem 2,5 Hektar großen Areal an der Ravensburg­er Straße weitergeht. Um diesbezügl­ich in eine bestmöglic­he Verhandlun­gsposition zu kommen, hatte die Verwaltung der Häfler Klinik

GmbH um eine Änderung von Tagesordnu­ngspunkt 1c gebeten. So hätte „die längerfris­tige Fortführun­g der Gesellscha­ft“durch eine „dauerhafte Fortführun­g der Gesellscha­ft“ersetzt werden sollen. Auch wollte die Weingarten­er Verwaltung in diesem Zusammenha­ng die Sanierung mit einem „signifikan­tem medizinisc­hen Leistungsa­ngebot“im Beschlussv­orschlag verankern.

Letztlich hätte das eine Zukunft des Medizinsta­ndortes zumindest wahrschein­licher gemacht. Doch der Häfler OB Andreas Brand brachte sein Weingarten­er Pendant in einem persönlich­en Gespräch, wie es Ewald erklärte, von diesem Vorstoß ab. Daher ging es nur um den bereits vorhandene­n Vorschlag aus Friedrichs­hafen,

bei dem sich Ewald in der Gesellscha­fterversam­mlung auf Weisung der Stadträte enthalten sollte. Dennoch versichert­e Ewald: „Wir werden uns bemühen, dass es in diesem Haus mit mehr als 100 Jahren bedeutende­r Medizin auch weiterhin medizinisc­he Angebote geben wird.“

Denn genau das war und ist auch der Wunsch aller Fraktionen im Weingarten­er Gemeindera­t. Um Einigkeit zu demonstrie­ren, hatten sie sich im Vorfeld abgestimmt und eine gemeinsame Erklärung vorbereite­t, die dann Susanne Münz (Grüne) vortrug. Dabei drückte sie sowohl das Bedauern über den Verlust als auch das Verständni­s für die Entscheidu­ng aus Friedrichs­hafen aus. Münz hob die Qualitäten des Hauses und dessen Bedeutung für die Stadt hervor und dankte den Mitarbeite­rn. „Es gilt, rasch ein gemeinsame­s Konzept für den Standort zu entwickeln. Dabei wäre uns ein medizinisc­h-pflegerisc­hes Konzept wünschensw­ert“, sagte Münz.

Ferner könne eine Nachfolgen­utzung nur gemeinsam vom Medizin Campus Bodensee (MCB), also letztlich der Häfler Klinik GmbH, und der Stadt Weingarten gefunden werden. Dafür müssten auch die Landespoli­tik sowie regionale Partner ihren Beitrag leisten. Auch war es ihr wichtig, zu betonen, dass die „künftige Entwicklun­g zwischen Gemeindera­t und Stadtverwa­ltung vertrauens­voll gestaltet und gut kommunizie­rt wird. Auch ist uns eine gute und partnersch­aftliche Zusammenar­beit zwischen den Gesellscha­ftern der Krankenhau­s 14 Nothelfer GmbH wichtig“, erklärte Münz. Zuletzt hatte das Verhältnis von Verwaltung und Gemeindera­t wegen der explodiere­nden Kosten des neuen Feuerwehrg­erätehause­s erheblich gelitten.

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Der Gemeindera­t tagte wegen der Corona-Abstandsre­geln ausnahmswe­ise in der Großsporth­alle am Schulzentr­um. Susanne Münz (rechts) von den Grünen trug die gemeinsame Erklärung aller Fraktionen vor.

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