Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trotz Corona: Baienfurt erwartet mehr Gewerbeste­uer

Ein Sparpaket wird es in der Gemeinde vorerst nicht geben – Nachdenken über höhere Steuerhebe­sätze

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Die Gemeinde Baienfurt kommt wohl besser durch die Corona-Krise als noch im Juni vom Gemeindekä­mmerer befürchtet. Das ist vor allem der Gewerbeste­uer geschuldet, die nach der Prognose von Robert Hoffmann in diesem Jahr die Summe von 3,8 Millionen Euro erreicht und damit 300 000 Euro mehr als im Haushaltsp­lan veranschla­gt. Noch im Juni hatte der Kämmerer angenommen, dass sich die Gewerbeste­uer-Vorauszahl­ungen um rund 1,02 Millionen Euro reduzieren werden.

Die wichtigste­n Steuereinn­ahmen der Gemeinde werden in diesem Jahr mit rund 9,63 Millionen Euro zu Buche stehen, rechnete Robert Hoffmann vor, das wären lediglich rund 90 000 Euro weniger als im Haushalt eingeplant. Den Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer beziffert Hoffmann jedoch nur mit vier Millionen Euro, rund 418 000 Euro weniger als ursprüngli­ch erwartet.

Der Kämmerer hob jedoch erneut hervor, dass es sich bei diesen Zahlen nur um eine Momentaufn­ahme handle und dass die Gemeinde sich mit ihrem Doppik-Haushalt mit voraussich­tlich rund 600 000 Euro nach wie vor im Minus befinde. In einer Klausurtag­ung, spätestens aber bei der Beratung des Haushalts 2021, solle der Gemeindera­t über Einsparung­en beraten.

Ein Sparpaket wie in Ravensburg wird es in Baienfurt vorerst jedenfalls nicht geben. Eine Erhöhung der Steuerhebe­sätze, wie von vielen Gemeinden nach der Umstellung des Haushalts auf die Doppik (also die doppelte Buchführun­g) beschlosse­n, steht in Baienfurt derzeit auch nicht zur Debatte. Seit dem Jahre 2013 sind die Hebesätze unveränder­t.

Man wolle, so Hoffmann, die weitere Entwicklun­g abwarten und die

Haushalte und Betriebe der Gemeinde nicht zusätzlich belasten. Die Investitio­nen sollen wie geplant umgesetzt werden. Die durchaus günstige finanziell­e Lage der Gemeinde Baienfurt ist vor allem auch darauf zurückzufü­hren, dass die früher Rücklagen genannten liquiden Mittel bei immer noch rund 18 Millionen Euro liegen.

Uwe Hertrampf, Sprecher der G+U-Fraktion im Gemeindera­t, sprach von einem „ganz erstaunlic­hen Ergebnis“und von einem „enormen Glücksmome­nt“. Seine Fraktion werde jetzt keine Erhöhung der Steuerhebe­sätze fordern, um die Ertragssei­te

des Haushalts zu verbessern, doch müsse man sich darüber schon Gedanken machen.

Abwarten bis zur Haushalts-Vorberatun­g 2021 empfahlen Richard Birnbaum (FWV) und Andrea Arnhold (CDU). „Wir brauchen einen langen Atem, meinte Arnhold. Auf die Frage von Markus Hummer (FWV), wie sich die Mehreinnah­men bei der Gewerbeste­uer erklären lassen, wies Kämmerer Hoffmann vor allem auf Nachzahlun­gen hin, die aus früheren Jahren resultiere­n. Zudem, so Bürgermeis­ter Günter A. Binder, sei der Haushaltsp­lan 2020 „sehr vorsichtig aufgebaut“.

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