Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
14-Nothelfer-Areal: Ohne die Stadt geht nichts
Neuer Geschäftsführer und Sachwalter nehmen Arbeit auf – Insolvenzplan soll bis kommenden Sommer stehen
WEINGARTEN - Die Stadt Weingarten wird die Zukunft des Krankenhaus-14-Nothelfer-Areals maßgeblich mitbestimmen. Daran haben der Sanierungsgeschäftsführer der Krankenhaus 14 Nothelfer GmbH, Christian Köhler-Ma, und der vom Ravensburger Amtsgericht bestimmte vorläufige Sachwalter, Michael Pluta, bei einem Pressegespräch am Mittwochnachmittag keine Zweifel gelassen. „Man kann nichts über die Stadt Weingarten hinweg entscheiden“, sagte Köhler-Ma.
Denn Stadt und Gemeinderat entscheiden letztlich über die baurechtliche Nutzung des Areals. Bislang liegt eine Zweckbindung auf dem 2,5 Hektar großen Grundstück an der Ravensburger Straße. Die Klinikum Friedrichshafen GmbH als 95-prozentiger Hauptgesellschafter der Krankenhaus 14 Nothelfer GmbH darf das Areal laut damaligem Kaufvertrag nur für medizinische Zwecke nutzen. „Solange es ein Krankenhaus bleibt, hat die GmbH nichts, was jemand abkauft“, sagte der auf Insolvenzrecht spezialisierte Rechtsanwalt Köhler-Ma. „Man müsste permanent Geld reinstecken. Und das macht keiner.“Deswegen glaubt er auch nicht, dass sich eine andere Klinik in das Gebäude einmieten würde, was rechtlich wohl zulässig wäre. Da sich das Thema Krankenhaus erledigt hat, sind die Häfler auf Weingarten angewiesen. Ohne Stadt und Gemeinderat geht hier nichts, da sie einer anderweitigen Nutzung erst einmal zustimmen müssten.
Allerdings dürfte es auch im Interesse aller Stadträte und der Verwaltung sein, dass das Areal nicht brachliegt. Daher will Köhler-Ma bereits in den kommenden Tagen die Gespräche mit allen Beteiligten suchen. Dabei hat sich der Sanierungsgeschäftsführer einen straffen Zeitplan vorgenommen. Nachdem am Dienstag die Insolvenz wegen drohender Zahlungsunfähigkeit angemeldet wurde, soll bis Ende August das vorläufige Verfahren – in dem von Rechtsanwalt Michael Pluta unter anderem geprüft wird, ob alle Verfahrenskosten ausreichen – abgeschlossen sein, um dann ab September in das Hauptverfahren gehen zu können. Bis zum Frühjahr beziehungsweise Sommer 2021 soll der Insolvenzplan dann stehen. In welche
Richtung sich der Standort entwickeln werde, sei aber noch völlig offen. „Es soll immer noch etwas Schönes entstehen. Der Wille ist da“, sagte Margita Geiger, Geschäftsführerin des Medizin Campus Bodensee (MCB), zu dem das 14 Nothelfer seit der Übernahme im Jahr 2013 gehört.
Doch dürfte das auch von den Gläubigern abhängen, zu denen drei Banken, zahlreiche Dienstleister und im Zweifel auch Land und Bund, die Fördermittel zur Verfügung gestellt hatten, gehören. Dabei wird es vor allem darauf ankommen, gut mit den Gläubigern zusammenzuarbeiten. „Da muss man viel schwätzen. Das ist Überzeugungsarbeit im Detail“, sagte Sachwalter Pluta. Schließlich müsse das Ziel für alle Beteiligten Vergleich sein. Bis es so weit ist, muss aber klar sein, was mit dem Grundstück passiert. Und das könnte theoretisch auch verkauft werden.
„Es wird passieren, dass man schaut, ob man es verkaufen kann“, sagte Köhler-Ma. „Das Gelände gehört der 14 Nothelfer GmbH und man muss die Gläubiger bedienen.“Ob das Areal dann aber zwangsläufig verkauft wird, ist noch nicht sicher. „Wenn es einen Käufer gibt und der Preis sinnvoll ist“, erklärte Pluta. Darüber muss dann auch der Gläubigerausschuss entscheiden, der alle Gläubiger vertritt und schon zusammengestellt wurde. Darin sitzen die Stadt Weingarten, die Stadtwerke am See und die Ravensburger Kreissparkasse. Dass sie nicht nur eigene Interessen, sondern die aller Gläubiger vertreten, ist auch Plutas Aufgabe: „Wir achten darauf, dass keine Gläubiger benachteiligt werden.“
Und Köhler-Ma versichert mit Blick auf die 14 Nothelfer GmbH: „Man nimmt immer einen Insolvenzpraktiker mit dazu, wenn man der Meinung ist, dass man etwas sanieren kann und möchte. So ist das auch hier. Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung geht es immer darum, den lebensfähigen Kern zu erhalten.“Und genau das könnte die geriatrische Notfallversorgung Gerinove sein. „Das hat eine vernünftige Chance, sinnvoll betrieben zu werden“, sagte Köhler-Ma. „Das muss ja nicht im Krankenhaus sein.“
Doch zunächst soll erst einmal der durch die Corona-Pandemie zeitweise eingestellte Betrieb wieder aufgenommen werden. Ab dem 1. September wird Gerinove schrittweise wieder hochgefahren und mindestens bis September 2021 – so lange läuft die Testphase des bundesweiten Vorzeigeprojektes – am Leben bleiben. Doch auch eine Fortsetzung und Ausweitung ist, gerade mit Blick auf den steigenden Bedarf, nicht ausgeschlossen. „Hier sehen wir das Potenzial, eine bestehende Lücke in der Versorgung betagter Menschen zu schließen“, sagte Margita Geiger.