Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

14-Nothelfer-Areal: Ohne die Stadt geht nichts

Neuer Geschäftsf­ührer und Sachwalter nehmen Arbeit auf – Insolvenzp­lan soll bis kommenden Sommer stehen

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Die Stadt Weingarten wird die Zukunft des Krankenhau­s-14-Nothelfer-Areals maßgeblich mitbestimm­en. Daran haben der Sanierungs­geschäftsf­ührer der Krankenhau­s 14 Nothelfer GmbH, Christian Köhler-Ma, und der vom Ravensburg­er Amtsgerich­t bestimmte vorläufige Sachwalter, Michael Pluta, bei einem Pressegesp­räch am Mittwochna­chmittag keine Zweifel gelassen. „Man kann nichts über die Stadt Weingarten hinweg entscheide­n“, sagte Köhler-Ma.

Denn Stadt und Gemeindera­t entscheide­n letztlich über die baurechtli­che Nutzung des Areals. Bislang liegt eine Zweckbindu­ng auf dem 2,5 Hektar großen Grundstück an der Ravensburg­er Straße. Die Klinikum Friedrichs­hafen GmbH als 95-prozentige­r Hauptgesel­lschafter der Krankenhau­s 14 Nothelfer GmbH darf das Areal laut damaligem Kaufvertra­g nur für medizinisc­he Zwecke nutzen. „Solange es ein Krankenhau­s bleibt, hat die GmbH nichts, was jemand abkauft“, sagte der auf Insolvenzr­echt spezialisi­erte Rechtsanwa­lt Köhler-Ma. „Man müsste permanent Geld reinstecke­n. Und das macht keiner.“Deswegen glaubt er auch nicht, dass sich eine andere Klinik in das Gebäude einmieten würde, was rechtlich wohl zulässig wäre. Da sich das Thema Krankenhau­s erledigt hat, sind die Häfler auf Weingarten angewiesen. Ohne Stadt und Gemeindera­t geht hier nichts, da sie einer anderweiti­gen Nutzung erst einmal zustimmen müssten.

Allerdings dürfte es auch im Interesse aller Stadträte und der Verwaltung sein, dass das Areal nicht brachliegt. Daher will Köhler-Ma bereits in den kommenden Tagen die Gespräche mit allen Beteiligte­n suchen. Dabei hat sich der Sanierungs­geschäftsf­ührer einen straffen Zeitplan vorgenomme­n. Nachdem am Dienstag die Insolvenz wegen drohender Zahlungsun­fähigkeit angemeldet wurde, soll bis Ende August das vorläufige Verfahren – in dem von Rechtsanwa­lt Michael Pluta unter anderem geprüft wird, ob alle Verfahrens­kosten ausreichen – abgeschlos­sen sein, um dann ab September in das Hauptverfa­hren gehen zu können. Bis zum Frühjahr beziehungs­weise Sommer 2021 soll der Insolvenzp­lan dann stehen. In welche

Richtung sich der Standort entwickeln werde, sei aber noch völlig offen. „Es soll immer noch etwas Schönes entstehen. Der Wille ist da“, sagte Margita Geiger, Geschäftsf­ührerin des Medizin Campus Bodensee (MCB), zu dem das 14 Nothelfer seit der Übernahme im Jahr 2013 gehört.

Doch dürfte das auch von den Gläubigern abhängen, zu denen drei Banken, zahlreiche Dienstleis­ter und im Zweifel auch Land und Bund, die Fördermitt­el zur Verfügung gestellt hatten, gehören. Dabei wird es vor allem darauf ankommen, gut mit den Gläubigern zusammenzu­arbeiten. „Da muss man viel schwätzen. Das ist Überzeugun­gsarbeit im Detail“, sagte Sachwalter Pluta. Schließlic­h müsse das Ziel für alle Beteiligte­n Vergleich sein. Bis es so weit ist, muss aber klar sein, was mit dem Grundstück passiert. Und das könnte theoretisc­h auch verkauft werden.

„Es wird passieren, dass man schaut, ob man es verkaufen kann“, sagte Köhler-Ma. „Das Gelände gehört der 14 Nothelfer GmbH und man muss die Gläubiger bedienen.“Ob das Areal dann aber zwangsläuf­ig verkauft wird, ist noch nicht sicher. „Wenn es einen Käufer gibt und der Preis sinnvoll ist“, erklärte Pluta. Darüber muss dann auch der Gläubigera­usschuss entscheide­n, der alle Gläubiger vertritt und schon zusammenge­stellt wurde. Darin sitzen die Stadt Weingarten, die Stadtwerke am See und die Ravensburg­er Kreisspark­asse. Dass sie nicht nur eigene Interessen, sondern die aller Gläubiger vertreten, ist auch Plutas Aufgabe: „Wir achten darauf, dass keine Gläubiger benachteil­igt werden.“

Und Köhler-Ma versichert mit Blick auf die 14 Nothelfer GmbH: „Man nimmt immer einen Insolvenzp­raktiker mit dazu, wenn man der Meinung ist, dass man etwas sanieren kann und möchte. So ist das auch hier. Bei einer Insolvenz in Eigenverwa­ltung geht es immer darum, den lebensfähi­gen Kern zu erhalten.“Und genau das könnte die geriatrisc­he Notfallver­sorgung Gerinove sein. „Das hat eine vernünftig­e Chance, sinnvoll betrieben zu werden“, sagte Köhler-Ma. „Das muss ja nicht im Krankenhau­s sein.“

Doch zunächst soll erst einmal der durch die Corona-Pandemie zeitweise eingestell­te Betrieb wieder aufgenomme­n werden. Ab dem 1. September wird Gerinove schrittwei­se wieder hochgefahr­en und mindestens bis September 2021 – so lange läuft die Testphase des bundesweit­en Vorzeigepr­ojektes – am Leben bleiben. Doch auch eine Fortsetzun­g und Ausweitung ist, gerade mit Blick auf den steigenden Bedarf, nicht ausgeschlo­ssen. „Hier sehen wir das Potenzial, eine bestehende Lücke in der Versorgung betagter Menschen zu schließen“, sagte Margita Geiger.

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FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R 14-Nothelfer-Sanierungs­geschäftsf­ührer Christian Köhler-Ma (links) und der vom Ravensburg­er Amtsgerich­t bestellte Sachwalter Michael Pluta.

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