Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ex-Manager, Vize – oder doch eine Frau?
Zweitligist Karlsruher SC sucht einen neuen Chef
KARLSRUHE (dpa) - Der Karlsruher SC bekommt am Donnerstag einen neuen Präsidenten. Im Rahmen einer außerordentlichen und virtuell durchgeführten Versammlung wählen die Mitglieder des FußballZweitligisten die Nachfolgerin oder den Nachfolger des im Mai zurückgetretenen Ingo Wellenreuther. Fünf Kandidaten stellen sich zur Wahl.
DOROTHEÉ AUGUSTIN:
Die Polizeibeamtin aus Offenburg wäre die erste Präsidentin in der 126jährigen Vereinsgeschichte. Die vorher im Umfeld des Vereins völlig unbekannte 37-Jährige reklamiert für sich, mindestens genauso viel vom Fußball zu verstehen wie die meisten ihrer Mitbewerber. Mangelndes Insiderwissen und Gremienerfahrung räumt sie dagegen ein, auch die interne Unterstützung fehlt ihr bislang. Sie will dies mit einem Mehr an Engagement ausgleichen.
ROLF DOHMEN:
Als Bundesligaspieler des KSC trug der gesellige Rheinländer noch den Spitznamen „Disco Dohmen“. Als Manager sanierte er den Verein und stieg mit dem KSC in die Bundesliga auf. Nun will der 68-Jährige ein drittes Mal in den Wildpark zurückkehren. Ausgestattet mit Empfehlungen ehemaliger Spieler und Weggefährten, gereift und mit mehr diplomatischem Feingefühl, gilt er als der Kandidat mit der größten Fußballkompetenz im Quintett.
KAI GRUBER: Hemdsärmelig und offen für Gespräche, so sieht sich der Unternehmer Kai Gruber selbst. Ahnung von Fußball
hat er nach eigener Einschätzung nur wenig. Der Maschinenbauer plädiert für ein neues, ehrenamtliches Beratergremium, das den entscheidungsfindenden Beirat des Vereins unterstützt. Er selbst will vor allem seine unternehmerischen Fähigkeiten, seine Kontakte und seine Nähe zu den Mitgliedern einbringen. Bei der Wahl im Oktober 2019 erhielt Gruber nur eine Stimme weniger als der wiedergewählte Vize Holger Siegmund-Schultze.
AXEL KAHN:
Der Verleger und Inhaber einer Werbeagentur will mit seiner Kandidatur zurück zu seinen fußballerischen Wurzeln. Früher eher als Partylöwe bekannt, präsentierte sich der ehemalige KSC-Profi im Wahlkampf strukturiert und mit eigenen Konzepten.
Die Nähe zu seinem prominenten Bruder Oliver mied er bei seinen Auftritten weitgehend, ließ aber durchblicken, dass beide sich regelmäßig austauschen. Kahn wird hin und wieder als Geheimtipp genannt.
HOLGER SIEGMUND-SCHULTZE: Siegmund-Schultze ist als amtierender Vizepräsident der einzige Bewerber mit offizieller Funktion im Verein. Lange Zeit trieb der Immobilienprojektentwickler gemeinsam mit Wellenreuther den Neubau des Wildparkstadions voran. SiegmundSchultze kann auf sieben Jahre Erfahrung in den Vereinsgremien zurückblicken und besitzt nicht zuletzt deswegen wohl die besten Netzwerke innerhalb des Clubs. Mit dem Amtsbonus im Rücken gilt er als Favorit im Kandidatenkreis.