Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Virologen sind skeptisch

Die Rückkehr der Zuschauer birgt Gefahren

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über seinen Sohn Sebastian, neuer Trainer des Bundesligi­sten TSG Hoffenheim.

DRESDEN (dpa) - Der Dresdner Virologe Alexander Dalpke sieht die meisten geplanten Maßnahmen der Deutschen Fußball Liga positiv, steht einer Rückkehr von Zuschauern in die Stadien aber weiter skeptisch gegenüber. „Es wird auch in Stadien Übertragun­gen geben, das wird nicht zu verhindern sein. Um Infektione­n komplett auszuschli­eßen, müsste man Spiele mit Zuschauern weiter verbieten“, sagte Dalpke mit Blick auf eine Rückkehr der Fans in der Fußball-Bundesliga während der Corona-Pandemie.

Er sehe das Risiko darin, dass „Sportereig­nisse emotionale Veranstalt­ungen sind. Die Leute werden nicht ruhig auf ihren Plätzen sitzen bleiben und schweigen. In dem Moment, wo geschrien wird, werden Tröpfchen und Aerosole produziert und freigesetz­t“.

Der Leiter des

Instituts für Virologie, medizinisc­he Mikrobiolo­gie und Hygiene der Technische­n Universitä­t (TU) Dresden sieht eine schwierige Entscheidu­ng: „Letztendli­ch ist es eine Risikoabwä­gung, die eher politisch als virologisc­h begründet sein kann. Rechtsgüte­r wie der Infektions­schutz des Einzelnen müssen gegen andere wichtigen Dinge des gesellscha­ftlichen Zusammenle­bens abgewogen werden. Sportgroßv­eranstaltu­ngen spielen eine wichtige soziale Rolle.“

Dalpke begrüßte einige der angekündig­ten Maßnahmen der Deutschen Fußball Liga, die bei der virtuellen Mitglieder­versammlun­g der 36 Proficlubs am Dienstag zur Abstimmung stehen. Dazu zähle vor allem das Verbot von Stehplätze­n und Alkohol in den Stadien. „Wenn die Stehplätze reduziert oder verboten werden, können bei den Sitzplätze­n die Abstände besser eingehalte­n werden. Unter Alkoholein­fluss werden die Menschen enthemmter und sind eher bereit, ein risikoreic­heres Verhalten einzugehen“, sagte Dalpke.

Skeptisch ist der Virologe, ob der Verzicht auf Gästefans das Infektions­risiko wirklich minimieren kann. „Ein Verbot von Gästefans sehe ich nur begrenzt als sinnvoll. Eine Anreise von Zuschauern in den einzelnen Städten findet trotzdem statt. Sinnvoll wären personalis­ierte Sitzplatzk­arten, um im Infektions­fall die Nachverfol­gung für die Gesundheit­sämter einfacher zu gestalten.“

Virologe Jonas Schmidt-Chanasit weist darauf hin, dass auch ein Corona-Test zuvor nur eine Momentaufn­ahme sei. Es sei nicht ausgeschlo­ssen, „dass trotzdem Zuschauer nach 24 Stunden positiv werden und andere Zuschauer im Stadion anstecken können“.

Aktuell ist die Bundesregi­erung grundsätzl­ich offen für eine begrenzte Zulassung von Zuschauern. Wenn entspreche­nde Konzepte tragfähig seien, sei kein generelles Hemmnis dafür vorhanden, sagte ein Sprecher des für Sport zuständige­n Innenminis­teriums am Mittwoch in Berlin.

„Die Leute werden nicht ruhig auf ihren Plätzen bleiben.“

Virologe Alexander Dalpke

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