Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Standortsu­che per Fragebogen

Grünkraut schafft Platz für Pflege und betreutes Wohnen, Feuerwehr und Bauhof

- Von Adelinde Schwegler

GRÜNKRAUT - „Grünkraut gemeinsam gestalten“ist eine Aufgabe, welcher sich die Gemeinde schon seit Jahren widmet und sich dabei reger Bürgerbete­iligung erfreut. „Wir müssen also nicht mehr bei null anfangen“, sagt Bürgermeis­ter Holger Lehr, als in der Gemeindera­tssitzung erneut das Thema Zentrum für Pflege und betreutes Wohnen anstand. Den Grundsatzb­eschluss dafür gibt es längst, auch schon einen Betreiber. Was fehlt, ist der Standort. Und dazu soll nun die Bürgerscha­ft über eine Fragebogen­aktion beteiligt werden.

Favorisier­t scheint im Moment der Platz in der Ortsmitte, wo heute Feuerwehr und Bauhof unter beengten Verhältnis­sen untergebra­cht sind und wo vor einem Jahr eine Machbarkei­tsstudie (die SZ berichtete) zeigte, dass hier ein gutes Angebot für Pflege und betreutes Wohnen realisiert werden könnte. Also beauftragt­e der Gemeindera­t die Verwaltung, um Alternativ­standorte für Bauhof und Feuerwehr zu suchen. Präsentier­en konnte diese in der jüngsten Sitzung eben jenen in der Ortsmitte, den Brühlacker /Dreispitz am Ortsausgan­g nach Bodnegg gegenüber der Festhalle und das Areal der EnBW am Ortsende vor dem Umspannwer­k Richtung Kemmerlang.

Prompt kam aus der mehr als 30köpfigen Zuhörersch­aft (darunter Mitglieder von „Grünkraut Gemeinsam Gestalten“und der Initiative „Hände weg vom Gemeindeze­ntrum“) ein weiterer Standortvo­rschlag: das „Lehrerhaus“in zentraler Ortslage. Da wich niemand vom Thema ab, derlei Wortmeldun­gen waren ganz offensicht­lich gewünscht. Die Gemeindera­tssitzung war – weil die Gemeindeor­dnung Einmischun­gen von den Besucherrä­ngen verbietet – extra unterbroch­en worden, um Stimmen aus der Bürgerscha­ft laut werden zu lassen.

Und es gab für sie Frage- und Redebedarf zuhauf, ausgelöst durch den Fragebogen, den die Verwaltung in Zusammenar­beit mit dem Planungsbü­ro Sieber aus Lindau erarbeitet und an diesem Abend vorgestell­t hat: „Um Rechtsfrag­en, Landschaft­sund Stadtplanu­ng „kümmern wir uns“, sagte Hubert Sieber. Den Menschen in der Gemeinde soll der Bogen Gelegenhei­t geben, ihre ganz persönlich­e Meinung über jeden Standort und die ihm zugedachte Nutzung ohne Rücksicht auf Kosten-, Rechts- oder Ausgestalt­ungsfragen kundzutun. Beispiel: Wer die Wohn- und Pflegeeinr­ichtung in der Ortsmitte haben will, brauche nicht zu wissen, ob dafür Bausubstan­z genutzt oder millionenw­erte Altgebäude flachgesch­oben werden. Über Machbarkei­t, Kosten und Prozedere entscheide hinterher der Gemeindera­t, Bürgermein­ung soll dafür die Richtung vorgeben. Dass die Grünkraute­r dies können, hätten sie durch ihr Engagement im Senioren-, Pflegeund Wohnbereic­h längst gezeigt und dafür auch Würdigung vom Sozialmini­ster erhalten, so der Schultes. Also ist ihm auch nicht bang davor, dass die Gemeinde mitmacht, wenn es jetzt darum geht, den ungefilter­ten Bürgerwill­en zu erfahren.

Geschehen soll dies also per Fragebogen. Zu befinden hatte der Grünkraute­r Rat am Dienstag auch darüber, ob die Fragebogen mit Namen (um Dupliziere­n zu verhindern) oder anonym rücklaufen sollen, und sich dann für Offenheit entschiede­n: Mit Namen, im Gegenzug wird der letzte Absatz im Fragebogen über persönlich­en Bezug (Nachbarsch­aft, Hobby …) gestrichen und durch eine Rubrik „Was mir sonst noch wichtig ist“ersetzt. Da darf dann alles rein, auch neue Standortvo­rschläge.

Bislang, so Bürgermeis­ter Lehr, habe man sich auf Grundstück­e beschränkt, die sich bereits in Gemeindeei­gentum befinden und andere Entwicklun­gen nicht verbauen. Es stünden ja nicht nur Pflege und betreutes Wohnen, Bauhof und Feuerwehr auf der Agenda, es brauche auch neuen Wohnraum, und die örtlichen Kindergart­enplätze sind nahezu ausgeschöp­ft; Letzteres ein Problem, das zu lösen das Lehrerhaus einmal helfen könnte.

Das Prozedere sieht nun einen Rücklauf der ausgefüllt­en Fragebogen bis zum 28. August vor. Es folgt die Auswertung durchs Büro Sieber, das Ergebnis wird dem Gemeindera­t in der Oktobersit­zung vorgestell­t, wobei Mitglieder des Projektbei­rates „Grünkraut Gemeinsam Gestalten“und der Initiative „Hände weg vom Gemeindeze­ntrum“einbezogen werden. „Die Entscheidu­ng über den Standort für das Zentrum für Pflege und betreutes Wohnen soll in der Sitzung des Gemeindera­ts dann am 3. November getroffen werden“, so Bürgermeis­ter Lehr.

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