Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wenn die Zikade 17-mal grillt
Natürlich steigt der Mehrheit der Bevölkerung – zumal dem männlichen Teil davon – der Duft von Steaks und Bratwurst in die Nase, wenn jemand das Wort Grillen erwähnt. Nun gibt es neben der kalorienreichen Form der maskulin geprägten Freizeitgestaltung aber auch noch Insekten, die mit diesem Begriff bezeichnet werden. Gemein ist beiden Arten, dass das Grillen und die Grillen gleichermaßen mit Geräusch verbunden sind. Aber auch die bei uns weiter verbreiteten Zikaden können ein Zirpen erzeugen, das wie ein sehr hochtourig surrender
Ventilator oder eine Zahnbürste klingt.
Im Osten der USA bringen Zikaden Forscher regelmäßig, genauer gesagt alle 17 Jahre, aus dem Häuschen. Das von so manchem Landwirt als lästiges Ungeziefer verunglimpfte Wesen gehört zu den periodischen Insekten. Die Larve verbringt exakt 17 Jahre im Boden, um sich dann wenige Wochen oberirdisch aufzuhalten und nach kurzer Zeit dahinzuscheiden. Das Faszinierende ist, dass die Zikaden sich genau an diesen Zyklus halten und dann mehr oder weniger alle gleichzeitig aus dem Boden elektrische kriechen, obwohl sie sich ja nicht absprechen können – und es auf geheimnisvolle Weise aber doch tun. Jedenfalls kann ein Insekt nicht ganz dumm sein, wenn es in der Lage ist, präzise auf 17 zu zählen.
Beim Grillen nach menschlicher Manier hält sich übrigens niemand mehr an irgendwelche Perioden. Kamen grillende Männer früher fast ausschließlich im Sommer vor, sind besonders eifrige Spezies inzwischen das ganze Jahr über zu beobachten. (nyf )