Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vorhangsta­nge mit Bambusspit­ze bringt die Lösung

Versuchter Raub im Welfenpala­is: Kuriose Spur führt Kriminalpo­lizei zu 29-Jährigem – der gesteht die Tat

- Von Oliver Linsenmaie­r

Die Stadt Weingarten geht in Sachen Digitalisi­erung wieder einmal voran. So können sich nun alle Nutzer der Friedhofs-App Frieda auf den beiden Weingarten­er Friedhöfen die gesuchten Gräber anzeigen lassen. Die Idee der Stadtverwa­ltung dabei: Die App soll den Besuchern die Orientieru­ng erleichter­n. Doch in der Praxis läuft das mal wieder komplett anders als eigentlich gedacht.

WEINGARTEN - Fahndungse­rfolg für die Kriminalpo­lizei in Friedrichs­hafen: Der mutmaßlich­e Täter, der vor zwei Wochen versucht hat, ein Lebensmitt­elgeschäft im Welfenpala­is in Weingarten zu überfallen, ist überführt worden. Das teilt die Polizei in einer Pressemitt­eilung mit. Dabei half den Beamten kein konkreter Hinweis oder eine andere Spur. Vielmehr war das Glück auf ihrer Seite – und eine gute Täterbesch­reibung. Denn eigentlich wurde der 29 Jahre alte Mann wegen anderer Delikte kontrollie­rt. Dabei stießen die Beamten auf die Tatwaffe – eine gusseisern­e Vorhangsta­nge mit aufgesetzt­er Bambusspit­ze.

Doch der Reihe nach: Am Samstag, 18. Juli, betrat der nun ermittelte Mann einen Lebensmitt­elladen in der Weingarten­er WilhelmBra­un-Straße. Maskiert mit einem schwarzen Schlauchsc­haal bedrohte er die Verkäuferi­n mit einem langen Gegenstand. Die Polizei ging damals von einem Skistock aus, wie sie in der Pressemitt­eilung seinerzeit schrieb. Demzufolge forderte der Mann die Verkäuferi­n in akzentfrei­em Deutsch auf, ihm mehrere 50-Euro-Scheine zu geben. Doch ging der Plan nicht auf. Die Verkäuferi­n weigerte sich gleich mehrfach, dem Mann das Geld auszuhändi­gen. Daraufhin gab der Räuber auf und entschied sich, ohne Beute zu fliehen.

Die Polizei leitete direkt eine Fahndung ein, konnte den Mann aber nicht erwischen. Daher startete die Polizei einen Zeugenaufr­uf, der offensicht­lich ebenfalls nur bedingt erfolgreic­h verlief. Die Pressestel­le der Polizei konnte am Freitagnac­hmittag keine weiteren Auskünfte geben und verwies an die Ravensburg­er Staatsanwa­ltschaft, die allerdings nicht zu erreichen war. Und so ist bislang noch nicht bekannt, ob der Mann bereits vorbestraf­t ist und ob er auch in Weingarten lebt. Doch gerade der

Wohnort führte letztlich zur Überführun­g des Täters.

Denn die Kriminalpo­lizei Friedrichs­hafen, die in diesem Fall des versuchten Raubes ermittelt hatte, war wegen anderer Delikte auf den 29 Jahre alten Mann aufmerksam geworden. Er sollte wegen Ladendiebs­tahls,

Farbschmie­rereien und wegen des Verstoßes gegen das Waffengese­tz überprüft werden. Also fuhren Kripo-Beamte am Donnerstag zu seiner Wohnung – auch weil die Personenbe­schreibung vom versuchten Raubüberfa­ll zu dem Mann passte. Bei der Überprüfun­g trafen die Beamten

nicht nur den 29-Jährigen an. Sie fanden in der Wohnung auch die Tatwaffe. Auch wenn sich dabei herausstel­lte, dass es sich nicht um einen Skistock, sondern um eine gusseisern­e Vorhangsta­nge mit aufgesetzt­er Bambusspit­ze – alles schwarz lackiert – handelte.

Daraufhin konfrontie­rten die Ermittler den 29-Jährigen mit dem Raubüberfa­ll, woraufhin er die Tat zugab. Allerdings wurde der Mann nicht festgenomm­en, da es laut Polizeiber­icht keine Gründe für eine Inhaftieru­ng gab. Das wird grundsätzl­ich vom zuständige­n Haftrichte­r am Ravensburg­er Amtsgerich­t bestimmt. Faktoren wie Fluchtgefa­hr oder Wiederholu­ng ähnlicher Taten spielen dabei eine Rolle. Doch das war in diesem Fall offensicht­lich nicht gegeben. Deshalb kam der 29 Jahre alte Mann nach Abschluss der erforderli­chen Maßnahmen wieder auf freien Fuß, muss sich für seine Taten aber vor Gericht verantwort­en.

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KARIKATUR: RAINER WEISHAUPT
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SYMBOLFOTO: FRANZISKA KRAUFMANN Mutmaßlich­er Täter überführt: Der Mann kam nicht in Haft, muss sich für seine Taten aber dennoch verantwort­en.

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