Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neue Touren und einheitlic­he Schilder für Radler

Der östliche Landkreis will Radreisere­gion werden – Das ist im Detail geplant

- Von Katrin Neef, Bernd Treffler und Simon Nill

KREIS RAVENSBURG - Im gesamten württember­gischen Allgäu werden derzeit die Radweg-Schilder erneuert. Ziel ist es, Fahrrad-Rundtouren in der Region einheitlic­h auszuflagg­en und offizielle „Radreisere­gion“zu werden. Angesichts des RadlerBoom­s seit Beginn der Corona-Pandemie freuen sich die Verantwort­lichen über das Projekt. Zwischendu­rch gab es allerdings ein paar Stolperste­ine und in einigen Orten gar keine Radweg-Beschilder­ung mehr. Die Tourismus-Region Waldburg mit ihren sechs Gemeinden Amtzell, Bodnegg, Grünkraut, Schlier, Vogt und Waldburg hat außerdem ihre eigenen lokalen Touren überarbeit­et.

Bisher bot sich Fahrradfah­rern im württember­gischen Allgäu ein bunter Schilderwa­ld: Einzelne Kommunen wiesen die Rad-Rundwege unterschie­dlich aus. Das soll sich jetzt ändern. Künftig sollen einheitlic­he Schilder 13 neue Rundtouren auf einem Radwegenet­z von mehr als 1000 Kilometern ausweisen.

Ziel des Projekts ist eine vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) zertifizie­rte „Radreisere­gion“. Die Rundtouren sind zwischen 40 und 60 Kilometer lang, kombinierb­ar und tragen Namen wie „Alpenvorfr­eude“oder „Museen, Moor und mehr“.

Das neue Radwegenet­z soll auf Karten, Broschüren sowie im Internet abgebildet werden. Die 13 Touren werden den Themen „Radreisen“, „Naturerleb­nis“, „Landgenuss“und „Stadtkultu­r“zugeordnet. Einer der Rundwege führt beispielsw­eise sowohl am Bauernhaus­museum in Wolfegg als auch am Ferienpark Allgäu von Center Parcs bei Leutkirch vorbei. Eine weitere Strecke bringt die Radler zur Waldburg sowie an den Zeller See in Kißlegg. An den Startpunkt­en der Touren sollen Infotafeln aufgestell­t werden.

Kurios: Einige Städte und Gemeinden, wie zum Beispiel Leutkirch, hatten frühzeitig die alte Radwegbesc­hilderung abmontiert. Weil es bei den neuen Hinweistaf­eln aber Verzögerun­gen gab, hatten Radler einige Zeit lang gar keine Hinweissch­ilder zur Verfügung.

Die einheitlic­he Beschilder­ung hat nun aber Anfang Juni in den Gemeinden Wolfegg, Schlier, Waldburg, Grünkraut und Bodnegg begonnen. Dann sind Wangen und Vogt an der Reihe. Weiter geht es mit dem Aufstellen der Schilder dann zunächst in der Region Kißlegg, Aitrach, Aichstette­n und Bad Wurzach. Die letzten Schilder sollen schließlic­h in den Bereichen Argenbühl, Isny und Leutkirch aufgestell­t werden. „Wir wollen mit der Beschilder­ung Ende August fertig sein“, plant Belinda Unger. Sie ist Geschäftsf­ührerin des Zweckverba­nds „Tourismus Württember­gisches Allgäu“. Diesem Verband gehören 14 Kommunen an: die Städte Bad Wurzach, Isny, Leutkirch und Wangen sowie die Gemeinden Aitrach, Argenbühl, Kißlegg und Wolfegg und die Region Waldburg mit den Gemeinden Amtzell, Bodnegg, Grünkraut, Schlier, Vogt und Waldburg.

Ziel des Projekts sei, einerseits den Einheimisc­hen mehr zu bieten und anderersei­ts den Anforderun­gen des modernen Radtourism­us gerecht zu werden, sagt Belinda Unger. Ihrer Erfahrung nach fahren Radfahrer inzwischen weniger die großen Fernradweg­e ab und verbringen dabei je eine

Nacht an einem anderen Ort, sondern suchen eher eine Region auf, bleiben dort und erkunden diese mit dem Rad. Daraufhin zielen die „Radreisere­gionen“des ADFC ab.

„Wir holen mit diesem Projekt Radler in die Region“, ist sich Unger sicher. Ein weiteres Ziel ist es, dass die Touristen von ihrer Übernachtu­ngsmöglich­keit aus die gesamte Gegend „erradeln“. Deshalb seien von den Gastgebern vor allem „radfahrfre­undliche“Unterkünft­e erwünscht.

Voraussetz­ungen für die Zertifizie­rung des Allgemeine­n Deutschen

Fahrrad-Clubs sind unter anderem eine klare Abgrenzung als touristisc­hes Ziel, ein abwechslun­gsreiches Tourenund Themenange­bot sowie eine touristisc­he Infrastruk­tur, zu der etwa Ladestatio­nen für E-Bikes sowie sogenannte Rad-Service-Stationen gehören. „Ein abwechslun­gsreiches Routen- und Themenange­bot sowie die nötige Infrastruk­tur haben wir“, so Unger. Was man bislang nicht vorfindet, sind eine einheitlic­he Beschilder­ung und eine digitalisi­erte Erfassung der Region. Diesen Sommer werden die Prüfer des Verbands das württember­gische Allgäu „abradeln“. Wenn alles glattlaufe, erhalte man die Zertifizie­rung im Jahr 2021 auf einer der großen Tourismusm­essen. Der bayerische Teil des Allgäus ist bereits als „Radreisere­gion“anerkannt.

Die Gesamtkost­en belaufen sich auf rund 400 000 Euro. Davon stammen etwa 166 000 Euro aus LeaderFörd­ermitteln, 71 000 Euro vom Landkreis Ravensburg und insgesamt 90 000 Euro aus zwei Radnetz-Programmen des Landes. Den Rest stemmen die beteiligte­n Städte und Gemeinden.

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SYMBOLFOTO: THOMAS WARNACK/DPA Das württember­gische Allgäu soll bis 2021 zertifizie­rte Radreisere­gion werden.

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