Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ende einer Bullen-Ära
Ralf Rangnick verlässt RB Leipzig und dürfte auf einen Job in England hoffen
Upamecano verlängert bis 2023: Der umworbene Dayot Upamecano bleibt vorerst beim Fußball-Bundesligisten RB Leipzig. Das 21 Jahre alte Abwehr-Ass verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre bis 2023. Es gilt als sicher, dass im neuen Arbeitspapier eine Ausstiegsklausel verankert ist, die bis zu 50 Millionen Euro betragen soll.
Schweers hört auf: Die 47-malige FußballNationalspielerin Verena Schweers (früher Faisst) beendet ihre Karriere. Die 31-Jährige war zuletzt vier Jahre für den FC Bayern aktiv. Mit dem Nationalteam, in dem sie 2010 debütierte, nahm die Ex-Freiburgerin an den Weltmeisterschaften 2011 und 2019 teil.
Stöger auch Austria-Trainer: Peter Stöger übernimmt für eine Saison wieder das Traineramt bei Österreichs Fußballclub Austria Wien. Der Ex-Coach von Köln und Dortmund behält sein Amt als Sportdirektor und fungiert in der kommenden Saison als „General Manager Sport“nach englischem Vorbild. Christian Ilzer war als Trainer vor zwei Wochen zurückgetreten.
NBA geht auf die Knie: Die NBA-Profis um Superstar LeBron James von den Los Angeles Lakers sind beim Restart der nordamerikanischen Basketball-Profiliga in Disney World auf die Knie gegangen und haben ein Zeichen für soziale Gerechtigkeit gesetzt. Man habe die Chance, die Plattform zu nutzen, um positive Dinge und viel Liebe in der ganzen Welt zu verbreiten, sagte James. Die Lakers gewannen das Stadtduell gegen die Clippers 103:101, James sorgte zwölf Sekunden vor Ende für die Entscheidung.
Verbandspokal wegen Coronaverdacht abgesagt: Das für Samstag geplante südbadische Verbandspokal-Halbfinale zwischen dem VfR Stockach und dem 1. FC Rielasingen-Arlen ist abgesetzt worden. Nachdem im direkten Umfeld eines VfR-Spielers eine Corona-Infektion aufgetreten sei, untersagte die Stadt Stockach die Austragung der Partie zwischen dem Landes- und dem Oberligisten. Der betroffene Spieler befindet sich bereits in Quarantäne, sein Testergebnis wird erst kommende Woche vorliegen.
Ulm holt zwei US-Basketballer: Basketball-Bundesligist ratiopharm Ulm hat die USAmerikaner Troy Caupain und Isaiah Wilkins verpflichtet. Die 24-Jährigen erhalten Verträge über ein Jahr. Point Guard Caupain spielte in der vergangenen Saison erst für den israelischen Club Hapoel Unet Holon und dann noch einige Monate für den belgischen Serienmeister Filou Oostende. Forward und Center Wilkins ging zuletzt für den polnischen Erstligisten Polpharma Starogard Gdanski aufs Parkett.
LEIPZIG (dpa) - Mit einem Dank an die Mitarbeiter und Milliardär Dietrich Mateschitz beendete Ralf Rangnick seine Mission bei RB Leipzig und dem Red-Bull-Konzern. Der Architekt, Stratege und Vordenker löste seinen noch bis Sommer 2021 laufenden Vertrag mit sofortiger Wirkung auf. „Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, meine Tätigkeit bei Red Bull zu beenden“, ließ der einstige Cheftrainer, Sportdirektor und zuletzt Head of Sport and Development Soccer über den Konzern mitteilen.
Die gescheiterten Verhandlungen mit dem AC Mailand haben wohl bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen. Die verpasste Chance des ehrgeizigen 62-Jährigen auf den Job bei den Rossoneri war für eine Fortsetzung in den eigenen RB-Reihen plötzlich schlecht darstellbar. Immerhin hatte es schon vor dem geplatzten Deal in Mailand Gespräche über ein Ende des Engagements beim Brausehersteller gegeben. Das Tischtuch war quasi schon durchschnitten, ehe die Verhandlungen mit Milan abgebrochen waren.
Vor gut einer Woche sprach Rangnick vom falschen Zeitpunkt und einem nicht vorhandenen Momentum, was angesichts der aktuellen MilanErfolgsserie auch richtig war. So hätte ihn auch eine normale Rückkehr in den Konzern-Job als Aufpasser für die RB-Außenstellen in Brasilien und New York nicht erfüllt. Zumal auch noch sein Traumziel Premier League realistisch ist. Die Basis dafür hat er nun mit seinem vertraglichen Rückzug geschaffen.
Zwar war der gelernte Sport-Englisch-Lehrer zuletzt omnipräsent in seiner selbst ins Leben gerufenen Bildungsstiftung – ohne Fußball geht es aber nicht. In fünf Jahren als Trainer etablierte er die TSG Hoffenheim in der Bundesliga. Danach kam er nach einer Zwischenstation auf Schalke 2013 zu RB und führte Salzburg als Sportdirektor zu zwei österreichischen Meisterschaften. Danach übernahm er Leipzig und führte den Club in Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor in die Bundesliga.
Drei Aufstiege, eine Vizemeisterschaft, das verlorene Pokalfinale 2019 gegen den FC Bayern und zwei Qualifikationen für die Champions League verbuchte Rangnick in seiner außergewöhnlichen Bilanz im RB-Imperium, ehe Julian Nagelsmann übernahm. Zudem war er der treibende Architekt der 35 Millionen teuren Trainingsakademie mit eigenem Chefkoch, Rückzugsmöglichkeiten der Profis und höchsten medizinischen Standards. „Red Bull Soccer steht heute für eine höchst erfolgreiche Organisation, die rund um den Globus sehr gut aufgestellt ist. Hierzu einen Beitrag geleistet zu haben, war mir eine große Ehre und erfüllt mich mit Stolz“, beschrieb er sein Werk.
Das wusste auch Red-Bull-Gründer Mateschitz zu schätzen. „Ich danke Ralf Rangnick für seine außergewöhnliche Arbeit. Wir lassen Ralf
Rangnick nur ungern ziehen, entsprechen aber seinem Wunsch nach Vertragsauflösung und danken ihm für die außergewöhnliche Arbeit, die er in den letzten acht Jahren geleistet hat“, lobte Mateschitz.
Der Mäzen hat seinen Einstieg in Leipzig nie bereut. „Als ich die Idee hatte, beim SSV Markranstädt in der fünftklassigen Oberliga Nordost einzusteigen, kamen viele Zweifler an, die sagten: ,Mach das nicht, das kann nicht funktionieren. Die Tradition von Lok Leipzig ist zu groß.' Aber ich hatte halt mal die Schnapsidee“, sagte Mateschitz vor Jahren, ehe Rangnick eine Top-Adresse daraus machte. „Dank Ralf Rangnick gilt Red Bull Soccer heute weltweit als Referenzpunkt und Vorbild für erfolgreiches Management im Fußball. Es ist uns beispielsweise gelungen, mit RB Leipzig auf beeindruckende Weise aus der vierten Liga in die Top Acht des europäischen Clubfußballs vorzustoßen“, meinte Mateschitz.
Der Backnanger Rangnick, einst beim VfB Stuttgart groß geworden, bleibt zwar in Leipzig wohnen und hat von seiner Terrasse aus immer das Stadion im Blick. Der ruhelose Lehrer wird aber sein nächstes Projekt planen. Bei seinem Abschied 2019 sagte er: „Komplett ausschließen, dass ich in meinem Leben noch mal als Trainer arbeiten werde, kann ich nicht.“