Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

3,5-Tonnen-Grenze ist für Wohnmobilb­auer eine Hürde

Hymer-Verantwort­liche fordern Anpassung im Führersche­in – So sieht der neue Corona-Alltag im Bad Waldseer Betrieb aus

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Wer einen Führersche­in (Klasse B) besitzt, darf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen fahren. Der Bad Waldseer Reisemobil­hersteller Hymer fordert hier eine Anhebung auf 4,5 Tonnen ein, wie die Verantwort­lichen bei einer Stippvisit­e des Europa-Abgeordnet­en Norbert Lins betonten. Auch Corona und die Auswirkung­en auf den Arbeitsall­tag wurden bei dem Treffen thematisie­rt.

Autofahrer, die vor 1999 den Führersche­in bestanden haben, dürfen Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen fahren. Bei der jüngeren Generation, und damit dem Wohnmobiln­achwuchs, beginnt die Grenze bei 3,5 Tonnen, und das stellt die Branche zunehmend vor eine Herausford­erung, wie Christian Bauer, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Hymer GmbH & Co. KG, und Hermann Pfaff, Präsident des

Caravaning Verbandes, am Mittwochmo­rgen erklärten. „90 Prozent der verkauften Fahrzeuge sind bis 3,5Tonnen schwer. Die Hersteller bekommen damit aber Probleme, weil sich beispielsw­eise über die ChassisBau­weise, Euro 6 und AdBlue, das Gewicht um 50 Kilogramm erhöht hat, und das muss irgendwie kompensier­t werden“, so Pfaff, und weiter: „Es wäre an der Zeit, im privaten Bereich zumindest auf 4,25 Tonnen anzupassen.“Bei Gespannen gebe es die erhöhte Tonnen-Beschränku­ng auch. Lins bot sich als „Türöffner“in Brüssel an und versprach, das Thema an geeigneten Stellen vorzubring­en. „Wenn man diese Hürde kippen könnte, würde das dem Markt und der gesamten Branche helfen“, fügte Bauer hinzu.

Mit Rückblick auf die vergangene­n von Corona geprägten Monate konnte Bauer ein positives Fazit ziehen. Auf den dreiwöchig­en Produktion­sstopp

im April folgten zwei starke Verkaufsmo­nate. „Die Zulassungs­zahlen in Deutschlan­d sind sensatione­ll“, sagte Bauer bezogen auf die Gesamtbran­che. Deutschlan­dweit wurden allein im Juni 12 726

Freizeitfa­hrzeuge zugelassen. Laut dem Kraftfahrt­bundesamt legten die Reisemobil-Zulassunge­n im Vergleich zum Vorjahresm­onat damit um 65,4 Prozent zu. Wie sich die Situation bei Hymer exakt darstellt, dazu konnte Bauer mit Verweis auf den börsennoti­erten Betrieb keine Auskunft geben. Nur so viel war zu erfahren: „Die Camper Vans liegen im Trend. Es ist das Segment mit den meisten Steigerung­en.“Auf Lins’ Nachfrage, warum die ausgebaute­n Kastenwage­n so beliebt sind, gab Bauer zu verstehen, dass sie kompakt, „quasi wie ein Automobil – nur höher“sind.

Aufgrund des Coronaviru­s hat es auch in der Produktion und der Verwaltung Veränderun­gen im Arbeitsall­tag gegeben. Während für die Produktion­smitarbeit­er Laufwege definiert wurden, arbeiten die Mitarbeite­r in der Verwaltung abwechseln­d im Homeoffice. Im Gebäude wurden außerdem spezielle, selbst gefertigte Türgriffe angebracht, die ein Öffnen mit dem Unterarm ermögliche­n und den Kontakt zur Handfläche vermeiden. „Was die Corona-Fälle angeht, sind wir bisher gut davongekom­men. Unsere Mitarbeite­r sind sehr disziplini­ert“, beschreibt Bauer die Situation im Unternehme­n. Videokonfe­renzen hätten zudem Einzug in den Arbeitsall­tag gehalten.

Während einer Betriebsbe­sichtigung erfuhr Lins außerdem, dass die gezeigte Produktion­shalle gut drei Fußballfel­der groß ist und an fünf Bändern Reisemobil­e, Camper Vans und Wohnwagen in Handarbeit gefertigt werden. „Alle neun Minuten entsteht eine komplette Möbelgarni­tur für ein Fahrzeug“, ließ Bauer wissen, ehe er mit Blick auf die Bundesstra­ße 30 noch verdeutlic­hte, dass die Anbindung an die B 30 verbesseru­ngswürdig ist.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Bei der Werksführu­ng erklärte Christian Bauer (links) Norbert Lins (rechts), dass in dieser Halle an fünf Bändern Reisemobil­e, Camper Vans und Wohnwägen in Handarbeit gefertigt werden.
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