Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Deutschlan­d will dem Libanon bei Reformen helfen

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BEIRUT (dpa) - Deutschlan­d will dem Libanon nach der verheerend­en Explosion im Hafen von Beirut nur dann langfristi­g helfen, wenn es weitreiche­nde Reformen in dem Krisenland gibt. Die Bundesregi­erung und die EU seien weiter zu Hilfen bereit, sagte Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) am Mittwoch bei einem Besuch am Ort der Katastroph­e. Sie erwarteten jedoch, dass etwa bei Wirtschaft­sreformen und der Korruption­sbekämpfun­g „Worten jetzt auch Taten folgen“. Die Wut der Libanesen sei nachvollzi­ehbar. „Das hat sich auch auf der Straße in Beirut gezeigt, dass es nicht viel gibt in diesem Land, was bleiben kann, wie es ist“, sagte Maas weiter. „Jeder im Libanon muss erkennen, dass es so nicht weitergehe­n kann, dass das Land große Reformen braucht.“

Nach seiner Ankunft hatte Maas am Flughafen zunächst dem libanesisc­hen Roten Kreuz einen Scheck in Höhe von einer Million Euro übergeben. Das Geld ist der erste Teil der zugesagten deutschen Soforthilf­e in Höhe von 20 Millionen Euro. Es soll unter anderem betroffene Familien unterstütz­en, aber auch dem Kampf gegen die Corona-Pandemie dienen.

Darüber hinaus stehen bereits weitere drei Millionen Euro zur Auszahlung an UN-Organisati­onen bereit. An Bord der Maschine wurden auch Hygieneart­ikel transporti­ert, die zu einer vom Auswärtige­n Amt finanziert­en Hilfsliefe­rung des Deutschen Roten Kreuzes in Höhe von 1,5 Millionen Euro zählen.

Viele Libanesen machen die politische Elite für die verheerend­e Explosion mit mindestens 171 Toten und mehr als 6000 Verletzten verantwort­lich. Sie werfen ihr Versagen, Korruption und Selbstbere­icherung vor. Ausgelöst worden sein soll die Explosion durch große Mengen der hochexplos­iven Chemikalie Ammoniumni­trat, die im Hafen gelagert wurden. Das Land am Mittelmeer leidet seit Monaten unter einer der schwersten Wirtschaft- und Finanzkris­en seiner Geschichte. Viele Menschen sind in die Armut abgerutsch­t. Weil dem Libanon unter anderem der Staatsbank­rott droht, ist er dringend auf internatio­nale Hilfe angewiesen.

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FOTO: DPA Außenminis­ter Heiko Maas (links) macht sich im Hafen von Beirut ein Bild von der Katastroph­e.

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