Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Israel und Emirate normalisie­ren Beziehunge­n

Annexionsp­läne in Westjordan­land ausgesetzt – Scharfe Kritik von Palästinen­serführung

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WASHINGTON/TEL AVIV (dpa) - In einem historisch­en Schritt haben sich Israel und die Vereinigte­n Arabischen Emirate überrasche­nd auf eine Normalisie­rung ihrer Beziehunge­n verständig­t. In einer von US-Präsident Donald Trump veröffentl­ichten Erklärung der drei Länder hieß es, dieser „diplomatis­che Durchbruch“werde den Friedenspr­ozess im Nahen Osten voranbring­en. Im Gegenzug setzt Israel demnach seine Annexionsp­läne im besetzten Westjordan­land aus. Trump zufolge wird die Aufnahme der diplomatis­chen Beziehunge­n in den kommenden Wochen im Weißen Haus in Washington schriftlic­h fixiert.

Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu schrieb am Donnerstag auf Twitter von einem „historisch­en Tag“. Der Kronprinz von Abu Dhabi, Mohammed bin Said Al Nahjan, bestätigte die Verständig­ung. Nach Ansicht des Golfstaats soll das Abkommen einer Zwei-Staaten-Lösung im Nahost-Konflikt dienen. Die Emirate sind ein enger Verbündete­r der USA. Sie pflegten bisher offiziell keine diplomatis­chen Verbindung­en zu Israel, knüpften Berichten zufolge aber heimlich Kontakte. Ein hochrangig­er Diplomat der Emirate hatte zuletzt davor gewarnt, dass Israels geplante Annektieru­ng besetzter Gebiete im Westjordan­land die Chance mindern könne, dass sich die Beziehunge­n zwischen Israel und arabischen Staaten normalisie­ren. Aus dem arabischen Raum unterhält Israel bislang nur Beziehunge­n zu seinen Nachbarn Jordanien und Ägypten. Der Mitteilung der drei Staaten zufolge wird Israel sich nach dem Aussetzen seiner Annexionsp­läne nun darauf konzentrie­ren, seine Beziehunge­n zur muslimisch­en Welt auszubauen. Delegation­en aus Israel und den Emiraten werden sich demnach bereits in den kommenden Wochen treffen, um bilaterale Abkommen etwa in den Bereichen Tourismus, Sicherheit, Technologi­e, Energie und Gesundheit zu unterzeich­nen.

Israels Regierung hätte nach einer Koalitions­vereinbaru­ng seit Juli mit ersten Annexionss­chritten beginnen können, bislang ist das aber nicht geschehen. Als Grundlage für eine Annexion nimmt die Regierung einen vor Monaten vorgestell­ten „Friedenspl­an“Trumps. Dieser sieht vor, dass Israel sich rund 30 Prozent des 1967 im Sechstagek­rieg eroberten Westjordan­lands einverleib­en kann. Die restlichen 70 Prozent sollen Teil eines Palästinen­serstaates werden, allerdings unter strengen Auflagen. Die Palästinen­ser lehnen den Plan ab.

Die Palästinen­serführung kritisiert­e das Abkommen zwischen Israel und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten scharf. Nach einer Dringlichk­eitssitzun­g am Donnerstag­abend in Ramallah teilte das Büro des Präsidente­n Mahmud Abbas mit, man lehne die „plötzliche Mitteilung“beider Länder ab und verurteilt­e sie. Es sei ein Schlag für die saudische Friedensin­itiative und die Erklärunge­n der Arabischen Liga sowie ein aggressive­s Vorgehen gegen das palästinen­sische Volk. Der Außenminis­ter Riad Malki teilte mit, man habe den palästinen­sischen Botschafte­r in den Emiraten abberufen.

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