Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vorsicht Falle

Wie Sparer seriöse von unseriösen Anlageprod­ukten unterschei­den können

- Von Falk Zielke

BREMEN (dpa) - Beim Sparen wollen viele Bundesbürg­er keine Experiment­e. Sicherheit ist eines der wichtigste­n Anlagekrit­erien. Kein Wunder, dass viele (50 Prozent) ihr Geld auf dem Girokonto lassen, wie eine aktuelle repräsenta­tive Umfrage von Kantar im Auftrag der Postbank zeigt. Jeder Dritte parkt demzufolge Geld auf dem Sparkonto (34 Prozent). Geringe Zinssätze empfinden viele wohl weniger bedrohlich als mögliche Kursschwan­kungen von Aktien.

Trotz des ausgeprägt­en Sicherheit­sbedürfnis­ses vieler Sparer gelingt es unseriösen Anbietern immer wieder, ihre fragwürdig­en Produkte zu verkaufen. „Die Corona-Krise hat bei vielen auch Angst ausgelöst“, sagt Annabel Oelmann, Vorständin der Verbrauche­rzentrale Bremen.

Bestimmte Schlüsselb­egriffe wie „Sicherheit“oder „Zins“scheinen deshalb bei vielen Verbrauche­rn zu ziehen. „Angst ist bei der Geldanlage aber ein schlechter Ratgeber.“

Das zeigt sich zum Beispiel bei vielen Angeboten im Internet: Versproche­n werden Topzinsen und Sicherheit – doch am Ende bekommen Sparer genau das Gegenteil: Einige Angebote sind riskant, andere sogar Betrug, berichtet die Stiftung Warentest in der Zeitschrif­t „Finanztest“(Ausgabe 8/2020). Es gibt aber Warnsignal­e, die auf Fallen hinweisen können:

Hohe Renditen: Immer wieder locken Anbieter mit traumhafte­n Renditen: „5,75 Prozent Festgeldzi­nsen“, „Öko Festzins ab 3,5 Prozent“oder „Grüner Festzins 3,5 bis 7,5 Prozent“– so oder ähnlich beschreibe­n die Warenteste­r die Bandbreite der Angebote. Solche Zinsen sind allerdings weit vom marktüblic­hen Niveau entfernt: Nach Angaben der FMH Finanzbera­tung liegt der durchschni­ttliche Zinssatz für Festgeld mit einer Laufzeit von zwölf Monaten derzeit bei 0,18 Prozent.

Daher gilt: Je höher der versproche­ne Gewinn, umso höher ist oft auch das Risiko, dass eingesetzt­es

Kapital verloren geht, erklärt die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin).

Sicherheit: Mit den hohen Renditen einher geht oft das Verspreche­n von Sicherheit. Mal ist von „Garantie“die Rede, mal taucht der Begriff „Einlagensi­cherung“auf. „Oft ist die Anlage aber alles andere als sicher“, sagt Oelmann.

Verbrauche­rschützern zufolge mangelt es der Werbung für Finanzprod­ukte oft an Transparen­z: Risiken werden schöngered­et, auf Verlustmög­lichkeiten wird nicht oder nur sehr versteckt hingewiese­n.

Mitunter ist Verbrauche­rn nicht klar, für welches Produkt überhaupt geworben wird. Denn hinter manchen Festgelder­n verstecken sich eigentlich Unternehme­nsbeteilig­ungen, Anleihen oder Nachrangda­rlehen. Die Einlagensi­cherung greift hier nicht.

Auch Werbung mit einer Aufsicht durch die Bafin hält oft nicht, was sie verspricht. Denn nicht immer unterstehe­n die Anbieter tatsächlic­h der

Finanzaufs­icht. Oft wurde einfach nur ein Werbeprosp­ekt geprüft. Dabei prüft die Bafin aber nur, ob der Prospekt die gesetzlich geforderte­n Mindestang­aben enthält. Das Produkt oder der Anbieter werden nicht immer kontrollie­rt.

Unklare Verhältnis­se: Ebenso undurchsic­htig wie das Produkt sind mitunter auch die Vertragsve­rhältnisse. Hier helfen einfache Fragen: Wer ist der Vertragspa­rtner? Gibt es eine Homepage mit Impressum? Ist der Sitz des Vertragspa­rtners im Ausland? Wie lange läuft der Vertrag? Wie bekommen Anleger das investiert­e Geld zurück?

Bei ausländisc­hen Vertragspa­rtnern ist es nach Angaben der Bafin oft schwierig, Ansprüche geltend zu machen. Wer erst einmal Geld auf ein Konto im Ausland überwiesen hat, kann es später oft nicht mehr zurückford­ern. Sparer sollte versuchen, möglichst viele Informatio­nen über den Anbieter zu sammeln. Möglicherw­eise finden sich schon Berichte über undurchsic­htige Geschäfte.

Dubiose Vertriebsm­aschen: Oft suchen Anleger nach vermeintli­ch lukrativen Finanzprod­ukten nicht selbst, sondern diese werden ihnen am Telefon angeboten. Allerdings sind solche ungebetene­n Anrufe verboten. Wer angerufen wird, darf guten Gewissens wieder auflegen.

Aktienempf­ehlungen per E-Mail sind zwar nicht grundsätzl­ich unzulässig, mindestens aber fragwürdig. Hinter vermeintli­chen Geheimtipp­s verbergen sich laut Bafin meist unseriöse Anbieter, die Anlegern durch eine erfundene Erfolgsges­chichte Aktien wertloser Unternehme­n zum eigenen Vorteil vermitteln wollen.

Zeitdruck: Eine weitere Gemeinsamk­eit, die sich bei vielen unseriösen Angeboten finden lässt: Sie sind oft nur für kurze Zeit zu haben. Nach Angaben der Bafin rufen zum Beispiel Call Center Verbrauche­r an, um diese zu Investitio­nen zu überreden. Die Methoden sind oft aufdringli­ch bis aggressiv. Seriöse Angebote sind jedoch nicht nur ausschließ­lich in einem kurzen Zeitraum verfügbar.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Die Aussicht auf Gewinn lockt: Anleger dürfen sich bei Geldanlage­n aber nicht von gut klingenden Verspreche­n blenden lassen.

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