Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wilhelmsdorf lockt mit neuem Gewerbegebiet
24 000 Quadratmeter zu je 110 Euro in „Rotäcker III“suchen ab September Käufer
WILHELMSDORF - In attraktiver Lage können ab September die ersten Bauplätze im erweiterten Gewerbegebiet Rotäcker vergeben werden. Nach einem entsprechenden Beschluss des Gemeinderats geht es zunächst an die Ausschreibung der Erschließungsarbeiten. Diskussionen gab es in der letzten Sitzung vor der Sommerpause über die Höhe des Verkaufspreises.
Entgegen dem Vorschlag der Verwaltung beschloss das Gremium einen Quadratmeterpreis von 110 Euro, fünf Euro mehr als ursprünglich angedacht. Dadurch fließen 120 430 Euro mehr in die Gemeindekasse – ein zusätzlicher Puffer zum kostendeckenden Gesamtaufwand, der bei knapp unter 2,4 Millionen Euro liegt.
Der Ausweisung des Gewerbegebiets Rotäcker III direkt im Anschluss der bestehenden Gewerbeflächen und zwischen dem Kernort Wilhelmsdorf und dem Ortsteil Zußdorf gelegen, ging ein aufwendiges Verfahren voran. Kritische Stimmen kamen aus dem Ratsgremium in Richtung ausufernder gesetzlicher Vorgaben.
Ein Gutachten nach dem anderen musste erstellt und von der Gemeinde bezahlt werden. Allein das Artenschutzgutachten umfasst 70 Seiten. Teilweise wurde wenig Verständnis für die akribisch erhobenen Inhalte gezeigt. Unter anderem ging es um Fragen des Vogelschutzes sowie der Auswirkungen des Gewerbegebiets auf die angrenzenden Biotopflächen, die durch einen breiten Geländestreifen geschützt werden müssen.
„Wir können jetzt aber mit attraktiven Flächen an den Markt gehen“, zeigte sich Bürgermeisterin Sandra Flucht überzeugt. Schon vor der offiziellen Ausschreibung liegt der Gemeinde
eine Liste von 15 Interessenten für einen Bauplatz im neuen Gebiet vor. Nach den Worten von Kämmerer Stephan Gerster will die Gemeinde Wilhelmsdorf durch das Angebot der acht Gewerbebauplätze auf 24 000 Quadratmetern bebaubarer Fläche ihre Position als nachhaltiger Wirtschaftsstandort festigen.
Außerdem wird erwartet, dass durch die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe die Einnahmesituation der Gemeinde nachhaltig verbessert wird. Ausdrücklich wird gehofft, dass neben den bereits vorhandenen Interessenten weitere Betriebe von außerhalb der Gemeinde die Bewerbungsunterlagen anfordern.
Dem Gemeinderat bleibt es vorbehalten, auf der Grundlage der eingereichten Papiere, die genau definiert sind, über die Vergabe von Plätzen zu entscheiden. Die Bewerber müssen ein Nutzungs- und Betriebskonzept vorlegen, auf deren Basis die Vergabe der Grundstücke erfolgen wird. Aus den Unterlagen muss hervorgehen, wie das geplante Gebäude aussehen soll und wie die geplante betriebliche Entwicklung am Standort gesehen wird.
Erste Bauplatzvergaben sollen nach jetziger Planung in der Sitzung des Rates am 22. September erfolgen. Von der Verwaltung wird es als sinnvoll erachtet, nicht alle Plätze auf einmal an den Markt zu bringen. Die Vergaben sollen in mehreren Abschnitten erfolgen. Betont wird, dass die im Plan eingezeichneten Grundstücke je nach Flächenbedarf der Betriebe flexibel zugeschnitten werden können.
Als Basis zur Festlegung des Bauplatzpreises diente die Gesamtkalkulation. Danach müssen für den Grunderwerb, die Bebauungsplanung, die Bodenuntersuchungen sowie Gutachten, die jetzt anstehende Erschließung und nicht zuletzt Ausgleichsmaßnahmen 2,362 Millionen Euro aufgewendet werden. Die verkaufbare Gewerbefläche liegt bei 24 086 Quadratmetern. Dadurch errechnet sich ein kostendeckender Durchschnittspreis von 98 Euro je Quadratmeter. „Wir können es uns angesichts der angespannten Finanzlage der Gemeinde nicht erlauben beim Verkauf draufzulegen“, mahnte Kämmerer Gerster. Vorgeschlagen wurde deshalb von der Verwaltung, den Bauplatzpreis mit einem kleinen Puffer für eventuelle Preissteigerungen in der Erschließungsphase festzulegen. Dies sei auch gerechtfertigt mit Blick auf die vorhandene Knappheit von Flächen und dadurch begrenzter weiterer baulicher sowie gewerblicher Entwicklung.
Als Vorschlag stellte Gerster vor diesem Hintergrund einen Verkaufspreis von 105 Euro pro Quadratmeter in den Raum. „Mit diesem Preis sind wir gut aufgestellt“, kommentierte Gerster die Zahl. Bürgermeisterin Flucht ergänzte: „Wir wollen sorgfältig mit diesen Flächen umgehen. Der Preis ist nachhaltig und gut angelegtes Geld für die Investoren.“
Adolf Kneer (Freie Wählervereinigung), Willi Metzger (Gemeinsam aktiv) und Christof Bühler (Bürgerliste) plädierten in ihren Wortbeiträgen für einen höheren Verkaufspreis. Der könnte durchaus bei 110 oder sogar 115 Euro liegen, wurde in die Debatte eingeworfen. Willi Metzger dazu: „Der Markt gibt es derzeit her.“Der weitergehende Vorschlag wurde bei der Abstimmung knapp abgelehnt.
Mit Mehrheit einigte sich das Gremium dann auf einen Quadratmeterpreis von 110 Euro. Nicht begeistert von dieser Abstimmung zeigten sich mögliche Interessenten für eine Baufläche im Zuschauerraum. Unerwartete Mehrkosten von mehreren Tausend Euro könnte das bedeuten, wurde im Anschluss an die Sitzung kritisiert.