Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vorsichtig optimistisch beim Abwehrchef
FC Bayern glaubt vor dem Viertelfinal-Kracher gegen Barcelona an Verbleib von Alaba
LISSABON - Die Fußball-Welt trifft sich dieser Tage in Lissabon. Beim Finalturnier der Champions League, das einer Club-Europameisterschaft ähnelt, tummeln sich neben den Vereinen und ihrem Tross auch Scouts und Berater. Schließlich wurde das Transferfenster des Sommers bis Anfang Oktober verlängert.
Und so wird auch der FC Bayern die Tage in Portugals Hauptstadt neben dem sportlichen Ziel, dem Triumph in der Königsklasse, auch für Gespräche und Vertragsverhandlungen nutzen. Bayerns Führungsetage um Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sowie Vorstand Jörg Wacker und Präsident Herbert Hainer ist seit Dienstag im Mannschaftsquartier „Penha Longa“in Sintra, rund 30 Kilometer vom Stadion von Benfica Lissabon entfernt. Dort, im „Estádio da Luz“steigt am Freitag (21 Uhr/Sky) das Viertelfinale gegen den FC Barcelona. Rummenigge hatte bestätigt, dass man in Lissabon erneut mit Berater Pini Zahavi über dessen Klienten David Alaba und die offene Vertragssituation sprechen wird. „Ob es ein finales Gespräch wird, weiß ich nicht“, sagte Rummenigge vor dem Abflug. „Wir haben immer gesagt, Interesse daran zu haben, dass David bleibt. Ich glaube, David weiß auch, was Bayern München für ihn wert ist“
Der 28-Jährige ist bis 2021 gebunden und pokert hoch, was eine Ausdehnung des Arbeitspapiers betrifft. Vor allem bei der Frage des Gehalts liegen die Parteien noch auseinander. Ein zäher Poker – mit Durchbruch am Atlantik? Ausgerechnet rund um das Spiel gegen Barcelona, den Verein, der Alaba neben Real Madrid am meisten für ein neues Abenteuer reizt. Ein ganz besonderes Schaufenster. Alaba spielt vor – je besser, desto teurer für Barça, falls die Katalanen wirklich ernst machen wollen. Obwohl es um die Finanzen nicht besonders gut steht beim spanischen Vizemeister.
Für die Münchner ist Alabas Weiterbeschäftigung ein zentraler Punkt im Gerüst der künftigen Mannschaft.
Während der coronabedingten Pause hatte der FCB die Verträge von Trainer Hansi Flick sowie Thomas
Müller und Alphonso Davies verlängert, Torhüter und Kapitän Manuel Neuer folgte. Nur Alaba und Spielmacher Thiago zögerten. Während der Spanier die Bayern verlassen wird, soll Alaba den Vereinsbossen signalisiert haben, dass er sich gut vorstellen kann, zu bleiben. Was in erster Linie an Flick und zweitens an der verantwortungsvollen Aufgabe als Abwehrboss liegt. Mit seiner Spielintelligenz, seinem Auge und seinem Stellungsspiel ist der frühere Linksverteidiger die Entdeckung des Jahres im Bayern-Kosmos. „David Alaba spielt herausragend, Weltklasse“, sagte Flick der „Sport Bild“. „Es ist super, wie sich David ins Spiel einbringt, die Mannschaft nach vorne treibt, das Spiel aufbaut, in der Defensive seinen Mann steht.“Doch auch die Chefrolle liegt Alaba, meint der Trainer: „Er führt das Team, reißt es mit: im Spiel, beim Training, in der Kabine. David ist enorm wichtig für die Mannschaft und mich als Trainer. Die Dinge, die er ganz selbstverständlich macht, findet man nur ganz selten.“Aktuell bildet er die Innenverteidigung mit Jérôme Boateng, perspektivisch jedoch mit dem nun wieder fitten Niklas Süle.
„Bei Alaba bin ich vorsichtig optimistisch, dass wir eine Lösung finden werden“, sagte Rummenigge, während Ehrenpräsident Uli Hoeneß meinte: „Bis jetzt habe ich noch keinen erlebt, der von uns weggegangen ist. Er wäre der erste.“Na ja. Für die Gehaltsgespräche gab Hoeneß Alaba noch mit auf den Weg: „Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die letzte Million nicht so wichtig ist.“Für den Österreicher sei ein Wechsel „finanziell vielleicht ein Fortschritt, aber in allen anderen Bereichen ein Rückschritt“, sagte Hoeneß. Auf der Ehrentribüne könnten Rummenigge & Co. den Barça-Verantwortlichen auch klarmachen, dass ihr Wunschspieler bei einem Wechsel diesen Sommer teuer werden würde – sehr teuer. Mindestens 80 Millionen Euro sind aufgerufen. Für Barça womöglich zu teuer.