Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auslaufmod­ell statt Anführer

Froome muss nach schwachen Auftritten um Tour bangen

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BERLIN (SID) - Ein Radrennen hat Chris Froome seit über zwei Jahren nicht mehr gewonnen. Schwere Rückschläg­e liegen dagegen längst nicht so weit zurück. Ein Horrorstur­z vor 14 Monaten kostete ihn beinahe die Karriere, der viermalige Tour-de-FranceSieg­er verlor die Führungsro­lle beim Star-Team Ineos – und muss nun sogar die Nicht-Nominierun­g für die Frankreich-Rundfahrt (29. August bis 20. September) fürchten.

Beim Critérium du Dauphiné hat der 35-Jährige bis Sonntag die letzte Chance, sich für das achtköpfig­e Aufgebot zu empfehlen. Die jüngsten Leistungen lassen an einem Auftritt bei der Tour eher zweifeln. Nur die Rolle ist klar: Froome, der langjährig­e Patron der früheren Sky-Mannschaft, wäre nur noch Helfer. Der stärkste Fahrer im Ineos-Team heißt Egan Bernal. Der 23 Jahre alte Tour-Titelverte­idiger aus Kolumbien gewann nach dem Saisonneus­tart das Etappenren­nen Route d’Occitanie, bei der Tour de l’Ain wurde er Zweiter, bei der Dauphiné-Rundfahrt ist er erneut vorne dabei. Und Froome? Er beendete die Rennen auf den Gesamträng­en 37 und 41. Der Brite schuftete als Helfer. Beim Auftakt am Mittwoch fiel er frühzeitig aus der Spitzengru­ppe, am

Donnerstag musste er beim steilen Schlussans­tieg 4,5 Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen.

In dieser Form, glaubt der ehemalige deutsche Radprofi Jens Voigt, wäre Froome ein Hindernis für die ambitionie­rten Ziele der Ineos-Mannschaft. „Chris ins Aufgebot zu nehmen, wäre ein verschenkt­er Platz für einen wirklichen Klassehelf­er“, schrieb Voigt in seiner Eurosport-Kolumne: „Nach seinem Sturz und der Pause scheint Chris einfach nicht mehr an das alte Niveau anschließe­n zu können.“

Wie sehr sich die Machtverhä­ltnisse im früheren Sky-Team verschoben haben, wurde nicht nur auf der Straße deutlich. Der junge Bernal stellte sich am Mittwoch verbal schützend vor Froome, sprach respektvol­l von einem Fahrer mit viel Erfahrung: „Einen siebenmali­gen Grand-Tour-Sieger im Team zu haben, ist sicher etwas Wichtiges. Sicher möchte ich ihn gerne im Team haben“, sagte Bernal. Froome hat einen Fürspreche­r. Einen Führungsan­spruch dagegen nicht mehr. Seine Tage im Ineos-Team sind ohnehin gezählt. Er wird die Mannschaft zur Saison 2021 verlassen, für deren Erfolge er maßgeblich verantwort­lich war.

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FOTO: IMAGO IMAGES Chris Froome

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