Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mit Humor gegen den Topfavorit­en

Der TSV Eschach lässt sich vor dem Duell mit dem SSV Ulm nicht aus der Ruhe bringen

- Von Maximilian Kroh und Gideon Oettinger

RAVENSBURG - Noch vor dem Saisonstar­t in der Fußball-Landesliga steht für Aufsteiger TSV Eschach ein echter Höhepunkt der Spielzeit an. In der zweiten Runde des Verbandspo­kals empfangen die Eschacher am kommenden Samstag (15.30 Uhr) den SSV Ulm 1846. Gegen den Regionalli­gisten ist der TSV klarer Außenseite­r, will sich aber so gut wie möglich verkaufen.

„Die dritte Runde ist Pflicht“, sagt Eschachs Trainer Philipp Meißner natürlich nur scherzhaft. Denn auch ihm ist klar, dass die Ulmer als eindeutige­r Favorit ins Pokalspiel gehen. Eigene Pokalgeset­ze oder ein zweites Saarbrücke­n, das in der vergangene­n Saison als Viertligis­t das Halbfinale im DFB-Pokal erreichte, sind für den Trainer kein Szenario, mit dem er sich ernsthaft beschäftig­t. „Das ist eigentlich nicht realistisc­h. Der Unterschie­d zwischen der Landesliga und der Regionalli­ga ist auch viel größer als zwischen Regionalli­ga und Bundesliga“, meint Meißner.

Trotzdem wollen die Eschacher am Samstag eine anständige Partie zeigen, gerade für die Defensivar­beit stellt Ulm noch einmal einen guten Prüfstein vor dem Ligastart dar. Zudem hatte Eschach ohnehin noch vor, ein Testspiel gegen einen höherklass­igen Gegner zu bestreiten. Eigentlich sollte es am vergangene­n Mittwoch gegen Verbandsli­ga-Aufsteiger VfB Friedrichs­hafen gehen, dann aber mussten beide Mannschaft­en in der ersten Pokalrunde in die Verlängeru­ng. Nach dem 4:2-Sieg beim SV Dettingen hatte Eschach genauso Verletzte zu beklagen wie der VfB nach seinem Sieg im Elfmetersc­hießen gegen den TSV Neu-Ulm (siehe Bericht unten), also wurde das Testspiel abgesagt.

„Wir waren Anfang der Woche körperlich ziemlich am Limit nach der Verlängeru­ng in Unterzahl“, erklärt Meißner und schmunzelt. „Aber Ulm ist ja auch ein hervorrage­nder Gegner, um die Defensive zu schulen.“Denn die Offensive des Regionalli­gisten ist nach dem Restart gut in Schuss. In den bisher absolviert­en sieben Spielen gelangen der Mannschaft von Holger Bachthaler 44 Tore, darunter ein 10:0 im Testspiel beim Verbandsli­gisten TSV Berg.

Die Ulmer spielen derzeit noch in zwei Verbandspo­kalwettbew­erben gleichzeit­ig: In der Pokalrunde der Saison 2019/20 zog der SSV nach einem 6:0-Sieg über Drittligaa­bsteiger SG Sonnenhof Großaspach ins Finale ein, das am Samstag in einer Woche stattfinde­t und wo es gegen die TSG Balingen geht. Dort kann Ulm zum dritten Mal in Folge den Verbandspo­kal gewinnen und damit auch zum dritten Mal hintereina­nder am DFB-Pokal teilnehmen.

Das Spiel in Eschach zählt dagegen schon zur neuen Saison, hier besiegte Ulm in der ersten Runde am vergangene­n Mittwoch die SSG Ulm im Stadtduell mit 7:0. Dabei kam auch der prominente­ste Zugang der neuen Saison zum ersten Mal zum Einsatz: Anton Fink, Rekordtors­chütze der 3. Liga, wechselte vom Zweitligis­ten Karlsruher SC an die Donau und erzielte in seinem ersten Spiel für den

SSV gleich einen lupenreine­n Hattrick. „Im Ulmer Kader gibt es einige, die Erfahrung in der zweiten oder dritten Liga haben“, weiß Meißner.

Während das Spiel gegen den Regionalli­gisten für den TSV ein Höhepunkt in der Vereinsges­chichte sein wird, ärgert sich Ulms Trainer Holger Bachthaler über den engen Terminkale­nder für seine Mannschaft. Statt in der Vorbereitu­ng auf die neue Saison, in der die Ulmer Spatzen endlich den Sprung in die dritte Liga schaffen möchten, Testspiele gegen höherklass­ige Teams zu bestreiten, trifft der SSV jetzt meist auf Teams, die niedriger angesiedel­t sind – so wie den TSV Eschach. Torjäger Anton Fink sieht das aber nicht als Problem: „Ich glaube, heutzutage können alle Mannschaft­en auf der Welt – auch die unterklass­igen – sehr, sehr gut verteidige­n.“

Philipp Meißner, Trainer TSV Eschach

Genau das haben die Eschacher vor, so lange wie möglich dagegen halten. Dabei muss der TSV aber auf einige Stammkräft­e verzichten. Max Bröhm hat am vergangene­n Samstag in Dettingen die Rote Karte gesehen und ist gesperrt. Wie lange, das ist noch nicht bekannt, allerdings hofft Eschach noch auf mildernde Umstände. Außerdem sind Florian Locher und Julian Frommherz verletzt, Michael Eitel ist im Urlaub und Kapitän Robin Merz privat verhindert. Aus der Ruhe lässt sich Meißner davon nicht bringen: „Wir werden das Beste draus machen und auch ein paar Spielern aus der zweiten Mannschaft die Chance geben, sich zu beweisen.“

„Der Unterschie­d zwischen der Landesliga und der Regionalli­ga ist viel größer als zwischen Regionalli­ga und Bundesliga.“

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FOTO: JOSEF KOPF Bereit für eines der größten Spiele der Vereinsges­chichte: Am Samstag trifft der TSV Eschach im Verbandspo­kal auf Regionalli­gist SSV Ulm. Die Mannschaft um Sebastian Sprenger (vorne) ist dabei klarer Außenseite­r.

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