Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Mundspüllösung könnte Ausscheidung des Virus vermindern“
RAVENSBURG - Forschungen zeigen, dass medizinische Mundspülungen und ein neuartiges Nasenspray möglicherweise vor dem Coronavirus schützen können. Virologe Professor Thomas Mertens erklärt im Gespräch mit Daniel Hadrys, wie Erfolg versprechend die Ansätze sind.
Britische und deutsche Forscher haben festgestellt, dass Mundspülungen die Viruslast des Coronavirus im Mund-Rachen-Raum verringern. Könnten sie so eine Erkrankung verhindern – oder zumindest abmildern?
Da bei Sars-CoV-2 früh im Infektionsverlauf, wenn noch keine deutlichen Symptome bestehen, sich viel Virus im Rachen vermehrt und ausgeschieden wird (was auch die leichte Übertragbarkeit erklärt), macht es durchaus Sinn, eine mögliche Wirksamkeit von medizinischen Rachenspüllösungen zu untersuchen. Verschiedene Virologen aus Deutschland, unter anderem auch aus Ulm, haben nun acht handelsübliche Mundspüllösungen auf ihre virusinaktivierende Wirkung im Laborexperiment untersucht. Dabei wurde bei einigen Präparaten eine erhebliche Virusinaktivierung (um mehr als 99,9 Prozent) festgestellt. An Menschen fanden noch keine Untersuchungen statt. Ich halte es für möglich, dass ein Infizierter durch regelmäßige Anwendung einer solchen Mundspüllösung seine Virusausscheidung vermindern kann. Ich glaube persönlich nicht, dass es als Behandlungsmethode für Infizierte/ Erkrankte eine Rolle spielen wird, da die Virusvermehrung in den infizierten Zellen nicht gehemmt wird und auch längst nicht alle virusinfizierten Zellen auf diesem Wege erreichbar sind.