Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Groteske Kür
Zu „Eine Frage der Beinfreiheit“(11.8.): Es ist schon paradox und mehr als grotesk, dass Olaf Scholz bereits so früh vor der Bundestagswahl von Vorstand und Präsidium der SPD einstimmig zum Kanzlerkandidaten gekürt wurde, obwohl er bei der Urwahl zum Parteichef im Dezember deutlich abgestraft und nicht gewollt war. Damit erkennt das seinerzeit als Führungsriege gewählte „Traum-Duo“Esken/ Walter-Borjans jetzt auch endlich seine eigene Unfähigkeit und Chancenlosigkeit an, sich um die Nachfolge von Angela Merkel zu bewerben. Mit der frühen Entscheidung gut 13 Monate vor der Wahl hat sich die SPD zwar erst einmal einen Startvorteil erarbeitet und einen möglichen Aufwind verschafft. Ob dieser aber kräftig genug ist, um den Vizekanzler zum Nachfolger von Angela Merkel zu machen, darf stark bezweifelt und nur von großen Optimisten geteilt werden. Ganz abgesehen davon, dass selbst eine angestrebte rot-rot-grüne Koalition im Moment weit von einer rechnerischen Mehrheit entfernt ist und eine solche offenbar zu einem Kanzlerkandidaten Olaf Scholz gar nicht passt. Jedenfalls hat sich die Parteispitze mit der Kür von Scholz aus lauter Verzweiflung in bemerkenswerter Einigkeit zu einem Akt der Vernunft durchgerungen. Ob die Genossen jedoch im Gegensatz zu Peer Steinbrück und Martin Schulz diesem Votum folgen und den Kandidaten Scholz geschlossen unterstützen, muss sich erst noch erweisen und solange nicht bekannt ist, wen die CDU/CSU ins Rennen um die potentielle Nachfolge von Angela Merkel schickt, lassen sich die Chancen von Olaf Scholz erst recht nicht seriös beurteilen.
Westerheim
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