Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Verändert Corona die globale Wirtschaft mit ihren Lieferketten?
Eberle: Wir haben den Fokus unserer Lieferketten schon länger auf die Region und den Südwesten fokussiert. Der Grund lag auch im Umweltmanagement, denn je kürzer die Wege sind, desto besser ist es für die Umwelt. Das hat uns natürlich in den ersten Monaten der Pandemie sehr geholfen. Probleme hatten wir nur bei Zulieferern, die in Kurzarbeit waren und für unsere Aufträge ihre Leute nicht wieder kurzfristig in Arbeit nehmen konnten. Bei anderen Unternehmen wird aus meiner Sicht schon ein Umdenken einsetzen. Letztlich macht sich gerade jeder Gedanken über seine Abhängigkeit von anderen Unternehmen in anderen Regionen. Langfristig, wenn sich alles normalisiert, wird sich jedoch wieder alles nur nach dem Preis ausrichten.
Niemeyer: Wir haben schon seit einiger Zeit unsere Strategie angepasst, weil wir in den vergangenen Jahren über Zollerhöhungen mit den Auseindersetzungen der beiden großen Wirtschaftsblöcke China und USA konfrontiert gewesen sind. Das hat uns dahin gebracht, dass wir in den verschiedenen Regionen der Welt für diese Regionen produzieren. So hatten wir seit Ausbruch der Pandemie keine wirklich gravierenden Probleme mit unserer Lieferkette. Zudem kam die Produktion in China rechtzeitig zur Heimwerkersaison zurück. Unser Ziel ist aber klar: Wir werden auf die Bremse treten, was die Globalisierung auf der Beschaffungsseite angeht und wieder mehr in den Regionen für die Regionen einkaufen. van Wees: Unsere Hauptkomponenten kommen aus Europa. Wir hatten großes Glück, weil unsere Auftragslage so gut war und viele Teile schon im Lager waren, als das Virus nach Europa kam. So haben wir durchproduzieren können. Auf der anderen Seite waren wir überrascht, dass uns einige deutsche Unternehmen nicht beliefern konnten, weil viele Komponenten in den von uns bestellten Produkten dieser Unternehmen aus China oder aus anderen Ecken der Welt kamen. In dieser Zeit fiel uns zudem auf, dass wir uns in einigen Lieferketten zu stark in eine Abhängigkeit bewegen, die in Krisenzeiten unvorteilhaft sein kann. Wir überlegen nun, die Wertschöpfung in diesem Bereich wieder reinzuholen und uns unabhängiger zu machen.