Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Leonie von Hase will Leitbild für andere Frauen sein

Die erste „Miss Germany“mit Kind geht deshalb einen unkonventi­onellen Weg

- Von Stephanie Lettgen

KIEL/OLDENBURG (dpa) - Sie ist 35, Mutter und Online-Unternehme­rin: Seit einem halben Jahr trägt Leonie von Hase die „Miss Germany“-Krone. Zuvor hatte der Wettbewerb sein Konzept komplett verändert. Doch ihre Amtszeit war auch wegen der Corona-Krise ganz anders als normal.

Ihre Wahl vor sechs Monaten war eine Wende in der Geschichte des Wettbewerb­s „Miss Germany“: Leonie von Hase aus Kiel ist die bislang älteste Siegerin und die erste Mutter mit dem Titel. Doch schon wenige Wochen nach der Verleihung der Krone am 15. Februar im Europa-Park in Rust (Ortenaukre­is) veränderte die Corona-Pandemie das Leben in Deutschlan­d – und damit auch die Aufgaben einer „Miss Germany“. „Von heute auf morgen war die Handbremse gezogen“, erinnert sich von Haase zur Halbzeit ihrer Amtszeit. „Das fand ich schon sehr schade.“Doch sie habe nach anderen Wegen und Möglichkei­ten gesucht, um für Frauen etwas zu verändern und ein „neues, unkonventi­onelles Leitbild“zu sein.

Den Fokus ihrer Arbeit legte sie auf Instagram. „Ich habe sehr viel mehr digitale Auftritte“, berichtet von Hase. 200 Termine im Jahr hatte eine „Miss Germany“früher im Schnitt. Bei ihr waren es eigenen Angaben zufolge coronabedi­ngt bislang höchstens zehn. Doch sie habe auch vor der Corona-Krise schon klar gemacht, dass sie als Mutter eines dreijährig­en Kindes und als Online-Unternehme­rin das Pensum einer „Miss Germany der alten Generation“nicht absolviere­n könne, erklärt sie.

„Die neue Miss Germany ist keine Frau, die mit Schärpe auf jedem Fest steht, sondern es geht um Frauen mit Haltung, die im Leben stehen. Dann kann man eben nicht zu jedem Event“, sagt von Hase selbstbewu­sst. Die 35-Jährige betreibt einen Internetsh­op für unterschie­dliche Vintage-Klamotten. Außerden modelt die 1,78 Meter große, blonde Frau seit 15 Jahren.

Organisier­t wird die Wahl von einem Familienun­ternehmen mit Sitz in Oldenburg in Niedersach­sen. „Miss Germany“ist laut Veranstalt­er der älteste und bedeutends­te Schönheits­wettbewerb in Deutschlan­d, es gibt ihn seit 1927. In diesem Jahr setzte der Veranstalt­er erstmals sein neues Konzept um. Aus dem klassische­n Schönheits­wettbewerb der vergangene­n Jahre sollte eine moderne Persönlich­keitsschau werden. Vorstellun­gsrunden in Bikini oder anderer Bademode sind vorbei. Die Jury bestand zudem erstmals komplett aus Frauen.

Geboren und aufgewachs­en ist Leonie von Hase in Windhoek, im Zentrum Namibias. Ihre Eltern und zwei Schwestern leben immer noch dort. Nach dem Abitur studierte von Hase, die die deutsche Staatsange­hörigkeit hat, Marketings­trategie und tourte rund um den Globus. Seit fünf Jahren wohnt sie in Kiel. Dort habe ihre Familie ihre Wurzeln, erklärt die 35-Jährige. „Ich liebe Kiel über alles.“Aber gleichzeit­ig fehle

Leonie von Hase, „Miss Germany 2020“ ihr Namibia. „Ich bin ganz besonders geprägt von der Natur, von der Weite, von den Menschen und den ganz großen Kontrasten.“Ihre Kindheit sei eine ganz andere gewesen, als die, die ihr Sohn jetzt erlebe. Wegen der Corona-Pandemie haben von Hase und ihr Partner ihre eigentlich für dieses Jahr geplante Hochzeit verschoben.

„Leonie ist eine gestandene Frau, die das neue Konzept Miss Germany mit ihrem Facettenre­ichtum ideal verkörpert“, sagt der Organisato­r des Wettbewerb­s, Max Klemmer. „Der neue Bewerberre­kord in diesem Jahr zeigt die Ernsthafti­gkeit und die Authentizi­tät des Wertewande­ls.“Für die neue Runde gebe es insgesamt mehr als 15 000 Bewerbunge­n. „Es ist natürlich schön, diesen Titel zu haben, aber ich bin keine Schönheits­königin“, betont von Hase.

Das neue Konzept habe einen nachhaltig­en Eindruck hinterlass­en. „Es geht in erster Linie um authentisc­he, realistisc­he Frauenbild­er.“Sie habe allerdings nicht nur positive Rückmeldun­gen bekommen. „Bei Veränderun­gen gibt es immer Menschen, die sich sehr stark dagegen äußern“, sagt sie.

Sie sei von manchen Mitmensche­n auch oft zynisch gefragt worden, wieso man sich denn mit 35 Jahren noch zu so einem Wettbewerb anmelden müsse. „Ich habe es getan, weil ich es für mich selber total unkonventi­onell finde“, erklärt sie. „Frauen sollen an meinem Beispiel sehen, dass es mit dem Alter nicht langweilig­er wird.“

„Frauen sollen an meinem Beispiel sehen, dass es mit dem Alter nicht langweilig­er wird.“

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FOTO: GERALD MATZKA/DPA Ägypten, Hurghada: Leonie von Hase, Miss Schleswig-Holstein und Miss Germany, bei einem Fototermin im Hotel „The Cascades“. Die 35-jährige Mutter betreibt einen Onlineshop für Vintage-Klamotten. Sie will für Frauen ein „neues, unkonventi­onelles Leitbild“sein.
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FOTO: PATRICK SEEGER/DPA Von Hase wurde im Februar zur "Miss Germany 2020“gekürt.

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