Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Das bringt einen doch nur schlecht drauf“
Zum Bericht „Stadt pocht auf Planungssicherheit“(SZ vom 10. August):
Unglaublich, um was sich gewisse Leute Sorgen machen. Nicht, dass diese völlig unberechtigt wären – zumindest aus Sicht der ganz eigenen Wirtschaftsaffinität und durch die scharf geschliffene Rendite-Brille, Stärke 7,0. Schon seit zwei Dekaden geißele ich den sogenannten Ravensburger „Christkindlesmarkt“als eine verkommene Eventmeile, die nicht nur immer länger (in doppelter Hinsicht) wird, sondern bei der „Weih (e)rauch“immer mehr vom Glühwein-Geruch, dem Schreien und Gelächter abgelöst wird.
Doch anno domini 2020 kommt noch etwas anderes hinzu: die Seuche Covid-19. Im Januar bis Mitte März von allen Verantwortlichen in der Politik abgetan, verharmlost und unterschätzt.
Dann die entsprechend viel zu späten drastischen „überreaktionären“Maßnahmen und Einschnitte. Das Ergebnis „erleben“wir noch heute – allerdings sehr zwiespältig und auch uneinsichtig.
Wer seinen Verstand, die Vernunft, die empirischen Daten, sein soziales Gewissen und die Kenntnis über die nicht ich-bezogenen Grundrechte (Artikel 2,2 GG) und das Wissen um die Unberechenbarkeit des Covid-19 nicht an der Garderobe der Lustgesellschaft abgegeben hat, weiß, was und was nicht zu tun ist. Zu befürchten ist allerdings, dass jene, die die erwähnte Garderobe nicht nutzen, in der Minderheit sind – zumindest sind sie nicht die Lautesten. Nein, das werden diejenigen sein, die den Hals nicht voll genug bekommen können – und sei es mit dem Covid-19. Dabei an andere denken? A wa – das bringt einen doch nur schlecht drauf. Cov-max statt Christmas!
Ravenburg