Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tradition und Kräuter pflegen und bewahren
Am heutigen Mariä Himmelfahrt ziehen vielerorts Menschen durch Wiesen und Gärten und pflücken traditionelle Kräuter und Blumen. Gebunden zu duftenden Sträußen werden sie zu Ehren Marias und zum Segen für uns alle zur Weihe getragen. Gesammelt werden je nach Region sieben bis 77 verschiedene Pflanzenarten. Auch ich verbinde diesen religiösen Brauch gerne mit meiner Kindheit im Münsterland.
Bei den Weihe-Pflanzen handelt es sich meistens um Heilkräuter, die seit Jahrhunderten im Haushalt geschätzt wurden. Betrachte ich die Liste der für die Sträuße verwendeten Pflanzen, dann fällt mir noch etwas anderes auf: Alle Pflanzen sind absolute Insektenmagnete. So bildet die majestätische Königskerze als Symbol für ein langes Leben den Mittelpunkt des Straußes. Angepflanzt im Garten bietet sie mehr als 80 verschiedenen Insektenarten Nahrung. Ebenso beliebt bei Insekten sind alte Sorten der Rose und Lilie, die im Strauß die (Nächsten-)Liebe und Reinheit symbolisieren. Es sind jedoch auch viele einfache Weg- und Wiesenpflanzen darunter, beispielsweise Thymian, Salbei, Schafgarbe, Dost, Ysop oder Eisenkraut.
Wenn Sie heute Gartenbücher neueren Datums aufschlagen, dann finden Sie genau diese Pflanzenarten als Empfehlung, um den eigenen Garten insektenfreundlich zu gestalten. So gesehen ist es im doppelten Sinne von Bedeutung, diese alte Tradition zu erhalten und an die künftigen Generationen weiterzugeben.
Und vielleicht holen wir uns diese besonderen Pflanzen nicht nur am heutigen 15. August zu einem gepflückten Strauß in unser Haus, sondern pflanzen diese dauerhaft in unserem Garten an. Dann hätten wir über diesen Tag hinaus einen aktiven Beitrag zur Bewahrung unserer heimischen Kräuter, Blumen und Insekten getan.