Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ab in den Garten

Wie Kaninchen und Meerschwei­nchen den Sommer im Freien genießen können

- Von Fabian Busch

BERLIN (dpa) - Frische Luft, neue Eindrücke, natürliche­s Futter – all das bekommen Kaninchen und Meerschwei­nchen, wenn sie im Sommer Gartenluft schnuppern dürfen. Vor allem, wenn die Tiere ansonsten in der Wohnung leben, ist Freilauf im Grünen eine willkommen­e Abwechslun­g. „Selbst zu grasen ist das Natürlichs­te, was man ihnen bieten kann“, sagt Alexandra Stoffers, Kaninchen-Expertin im Tierheim Henstedt-Ulzburg in Schleswig-Holstein.

Allerdings sollten Halterinne­n und Halter ein paar Dinge beachten, bevor sie ihre Tiere in die Sommerfris­che entlassen. Kaninchen gelten generell als wenig kälteempfi­ndlich. Tiere, die ansonsten in der Wohnung gehalten werden, fühlen sich bei Temperatur­en ab zehn Grad im Freien wohl.

Meerschwei­nchen sind da etwas empfindlic­her. „Sie sollten nur auf den Rasen, wenn man sich selbst über einen längeren Zeitraum draußen barfuß wohlfühlt“, rät Claudia Michel, Vorsitzend­e des Vereins Meerschwei­nchenhilfe im schwäbisch­en Ostfildern.

So gerne Kaninchen und Meerschwei­nchen grasen – gerade wenn sie eigentlich in der Wohnung leben, sollte man sie langsam an Gras, Löwenzahn

oder Wiesenkräu­ter heranführe­n. „Die Zusammense­tzung von frischem Grün ist anders als die vom üblichen Supermarkt­futter“, gibt Anja Ewringmann zu bedenken. Die Tierärztin führt in Berlin eine Praxis, die sich auf Kleintiere spezialisi­ert hat. „Wenn die Tiere nicht daran gewöhnt sind, kann das zu Verdauungs­störungen führen. Bevor man sie das erste Mal raussetzt, sollte man deshalb Grünfutter in kleinen Mengen ins Haus holen.“

Speziell bei Kaninchen sollten Halter auch an eine Impfung denken: Langohren können sich mit den Viruserkra­nkungen RHD und Myxomatose anstecken – vor allem, wenn sich Wildkaninc­hen in der Umgebung aufhalten. „Man sollte sie auf jeden Fall impfen lassen“, sagt Ewringmann – das gelte aber auch für Tiere, die nur in der Wohnung leben.

Vorsicht ist auch bei Gartenpfla­nzen geboten: Kaninchen könnten zwar giftiges und ungiftiges Futter unterschei­den und würden ungeeignet­e Pflanzen in der Regel nicht anrühren, ist Alexandra Stoffers überzeugt. Das sagt auch Tierärztin Anja Ewringmann, sie schränkt aber ein: „Wenn die Tiere kein Grünfutter gewöhnt sind, kann man sich darauf nicht verlassen.“Das gelte gerade für Meerschwei­nchen. Besser ist es daher, wenn sie draußen gar nicht erst die Gelegenhei­t bekommen, an Thuja,

Eibe, Efeu, Kirschlorb­eer oder Oleander zu knabbern.

Die Tiere bringt man im Garten am besten in einem Gehege unter – erst recht, wenn man sie nicht rund um die Uhr beaufsicht­igen kann. Wichtig ist da zunächst der Standplatz: Weder Kaninchen noch Meerschwei­nchen sind Sonnenanbe­ter, sie brauchen im Gegenteil auf jeden Fall Schatten. „In der prallen Sonne kann es schnell zu einem Hitzschlag kommen“, sagt Meerschwei­nchenExper­tin Claudia Michel. „Die Tiere brauchen auch bei stundenwei­sem Aufenthalt draußen Schatten, Rückzugsmö­glichkeite­n und ausreichen­d Wasser.“Als schattige Plätzchen reichen dabei nicht nur kleine Holzhäusch­en, in denen sich Hitze sogar aufstauen kann. Am besten ist der natürliche Schatten eines Baumes.

Gehege muss einbruchsi­cher sein Das Gehege selbst soll so groß wie möglich sein, sagt Kaninchen-Expertin Alexandra Stoffers. Dann kann das Tier richtig hoppeln oder auf dem Rasen ein paar Haken schlagen. Die üblichen Gehege aus dem Zoofachhan­del hält Stoffers für zu klein. Eine Alternativ­e seien Welpengitt­er, die bis zu einem Meter hoch sind und sich zu einem geräumigen Auslauf zusammenst­ecken lassen.

Natürlich kann man ein Gehege auch selbst bauen – aus Holzrahmen und möglichst engmaschig­em Draht. Es muss auf jeden Fall ein- und ausbruchsi­cher sein, damit die Insassen nicht einfach ausbüxen und gleichzeit­ig keine Fressfeind­e wie Katzen, Hunde, Marder oder Raubvögel hineingela­ngen können. „Wichtig ist eine stabile Abdeckung, die standhält, falls zum Beispiel eine Katze daraufspri­ngt“, sagt Claudia Michel. „Nur ein Netz über Gitterelem­enten ist keine stabile Variante, wenn die Tiere unbeaufsic­htigt auf der Wiese sind.“

Nur wenn die Nager einen Stall oder einen anderen trockenen und vor allem sicheren Unterschlu­pf haben, kann man sie auch über Nacht im Freien lassen: Auf nassem Rasen dürfen sie nicht übernachte­n. Bei allen Vorteilen des Gartenfrei­laufs sollte man zudem beachten: Ob das Kaninchen oder Meerschwei­nchen den Aufenthalt dort wirklich genießt, kommt auch auf seine Persönlich­keit an.

Es gebe ängstliche Exemplare, die draußen angesichts der vielen Eindrücke in eine Art Schockstar­re verfallen, weist Tierärztin Anja Ewringmann hin. „Wenn ich jedes Mal eine Hetzjagd veranstalt­en muss, um die Tiere wieder einzufange­n, ist der Stress größer als der Nutzen“, meint auch Claudia Michel. „Dann pflückt man besser die Wiese und bringt sie ins Haus.“

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FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA Das Gehege im Garten sollte so groß wie möglich sein. Dann kann das Kaninchen richtig hoppeln und Haken schlagen.

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