Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

46 positiv Getestete noch nicht gefunden

Corona-Panne in Bayern – Die Behörden suchen immer noch nach Infizierte­n

- Von Michael Donhauser und Christoph Trost

MÜNCHEN (dpa) - Was am Donnerstag längst hätte erledigt sein sollen, ist am Sonntag trotz erhebliche­r Anstrengun­gen noch immer nicht vollends getan. Die Corona-Panne bei Tests von 44 000 Reiserückk­ehrern an bayerische­n Autobahnen hinterläss­t weiter Spuren. Eine peinliche Panne für die Regierung von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU).

Söder war mit den provisoris­chen Testzentre­n an den Autobahnen kurz vor der Grenze vorgepresc­ht – eine gute Idee, die etwas mehr Vorbereitu­ngszeit verdient gehabt hätte, wie es vom Roten Kreuz hieß. Kein anderes Bundesland hatte sich die Mammutaufg­abe so schnell zugetraut. Und auch als es schon schiefgega­ngen war, verkündete Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml noch am Mittwoch, binnen weniger als 24 Stunden seien alle positiv Getesteten informiert.

Vier Tage später zog die Ministerin eine ernüchtern­de Bilanz. Trotz massiver Suche auch mithilfe der Polizei sind 46 Menschen immer noch nicht ermittelt worden, die vor dem 11. August positiv getestet worden waren. 903 mit dem Coronaviru­s Infizierte hat man inzwischen ausfindig gemacht, davon bis Sonntagmit­tag auch 844 informiert. Wie viele der positiv Getesteten aus Bayern kommen und wie viele aus dem übrigen Bundesgebi­et und woher, teilte das Ministeriu­m nicht mit. Auch wo sich die Menschen im Ausland aufgehalte­n hatten, bevor sie sich in Bayern testen ließen, blieb offen.

Mehr als 43 000 weitere sind negativ getestet und sollen auch noch informiert werden – der Wert dieser Informatio­n ist nach Ablauf von vielen Tagen allerdings umstritten. Positiv Getestete würden darauf hingewiese­n, dass sie sich isolieren und das weitere Vorgehen mit den zuständige­n Gesundheit­sämtern abstimmen müssten, sagte ein Sprecher des Gesundheit­sministeri­ums am Sonntag. Bei einschlägi­gen Symptomen werde ein Arztkontak­t nach vorheriger telefonisc­her Anmeldung empfohlen. Nach Angaben des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums wurden seit Aufnahme der Rückkehrer-Tests am

25. Juli 127 650 Abstriche genommen – darunter erwiesen sich 1802 als positiv (Stand 15. August).

Insgesamt waren 44 000 Testergebn­isse aus dem Zeitraum bis zum

11. August den Getesteten nicht in der vorgegeben­en Zeit mitgeteilt worden. Die Regierung führt die erhebliche­n Verzögerun­gen auf die Tatsache zurück, dass zunächst keine Software zur Digitalisi­erung der Testanträg­e vorhanden war und dass die Zahl der Testwillig­en unerwartet hoch war.

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