Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
46 positiv Getestete noch nicht gefunden
Corona-Panne in Bayern – Die Behörden suchen immer noch nach Infizierten
MÜNCHEN (dpa) - Was am Donnerstag längst hätte erledigt sein sollen, ist am Sonntag trotz erheblicher Anstrengungen noch immer nicht vollends getan. Die Corona-Panne bei Tests von 44 000 Reiserückkehrern an bayerischen Autobahnen hinterlässt weiter Spuren. Eine peinliche Panne für die Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
Söder war mit den provisorischen Testzentren an den Autobahnen kurz vor der Grenze vorgeprescht – eine gute Idee, die etwas mehr Vorbereitungszeit verdient gehabt hätte, wie es vom Roten Kreuz hieß. Kein anderes Bundesland hatte sich die Mammutaufgabe so schnell zugetraut. Und auch als es schon schiefgegangen war, verkündete Gesundheitsministerin Melanie Huml noch am Mittwoch, binnen weniger als 24 Stunden seien alle positiv Getesteten informiert.
Vier Tage später zog die Ministerin eine ernüchternde Bilanz. Trotz massiver Suche auch mithilfe der Polizei sind 46 Menschen immer noch nicht ermittelt worden, die vor dem 11. August positiv getestet worden waren. 903 mit dem Coronavirus Infizierte hat man inzwischen ausfindig gemacht, davon bis Sonntagmittag auch 844 informiert. Wie viele der positiv Getesteten aus Bayern kommen und wie viele aus dem übrigen Bundesgebiet und woher, teilte das Ministerium nicht mit. Auch wo sich die Menschen im Ausland aufgehalten hatten, bevor sie sich in Bayern testen ließen, blieb offen.
Mehr als 43 000 weitere sind negativ getestet und sollen auch noch informiert werden – der Wert dieser Information ist nach Ablauf von vielen Tagen allerdings umstritten. Positiv Getestete würden darauf hingewiesen, dass sie sich isolieren und das weitere Vorgehen mit den zuständigen Gesundheitsämtern abstimmen müssten, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Sonntag. Bei einschlägigen Symptomen werde ein Arztkontakt nach vorheriger telefonischer Anmeldung empfohlen. Nach Angaben des bayerischen Gesundheitsministeriums wurden seit Aufnahme der Rückkehrer-Tests am
25. Juli 127 650 Abstriche genommen – darunter erwiesen sich 1802 als positiv (Stand 15. August).
Insgesamt waren 44 000 Testergebnisse aus dem Zeitraum bis zum
11. August den Getesteten nicht in der vorgegebenen Zeit mitgeteilt worden. Die Regierung führt die erheblichen Verzögerungen auf die Tatsache zurück, dass zunächst keine Software zur Digitalisierung der Testanträge vorhanden war und dass die Zahl der Testwilligen unerwartet hoch war.