Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Verabschiedung von Professorin Theresia Simon
Sie war 15 Jahre Professorin und sechs Jahre Prorektorin an der Hochschule Ravensburg-Weingarten
WEINGARTEN (sz) - Theresia Simon ist 15 Jahre Professorin und sechs Jahre Prorektorin an der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) gewesen. Mit Ende des diesjährigen Sommersemesters geht sie in den Ruhestand. Das teilte die Hochschule in einem Presseschreiben mit.
Theresia Simon kam 2005 als Professorin für Betriebswirtschaftslehre an die RWU und baute den jungen Fachbereich Wirtschaftsinformatik mit auf. 2014 übernahm sie das Prorektorat für Studium, Didaktik und Qualitätsmanagement. Zu ihrer Funktion als Prorektorin fallen laut Pressemitteilung meist zwei Schlagworte: Systemakkreditierung und Hochschuldidaktik. „Theresia Simon hat enorm viel für die Hochschule geleistet. Etliches davon, wäre ohne sie, ohne ihre gewissenhafte und präzise Arbeit, nicht passiert“, betont der Rektor der Hochschule, Professor Thomas Spägele in der Mitteilung. „Sie schreibt Anfang August noch Anträge, obwohl sie Ende August in Ruhestand geht – das allein sagt viel.“
Bei all den verschiedenen Aufgaben als Prorektorin und Professorin – so hat sie im Lauf der Jahre 13 verschiedene Vorlesungen gehalten – gibt es eine übergeordnete Motivation. Mit Simons eigenen Worten klingt das so: „Es geht um eine gesellschaftliche Verantwortung. Die bevorstehenden Umbrüche werden viel von uns abverlangen. Und wir müssen die junge Generation vorbereiten, gesellschaftlicher Zusammenhalt fällt nicht vom Himmel.“Sie belässt es laut Mitteilung nicht bei Wünschen, sondern fragt im nächsten Schritt, wie das gehen kann. Auch die Antwort darauf folgt umgehend: „Weitet die Köpfe! Wir müssen interdisziplinäres, vernetztes Denken lehren. Unsere Studierenden müssen über die Grenzen ihres Gebiets hinaus denken können, die Konsequenzen des eigenen Handelns in größeren Kontexten sehen.“
Am besten gehe das mit Projekten. Nur mit Reden würde man das nicht in die Köpfe bekommen. Man habe bereits eine Chance verpasst, was ökologische Herausforderungen angehe, so Simon, das dürfe nicht wieder passieren mit sozialen Herausforderungen.
Die Einführung eines professionellen Qualitätsmanagements an der
Hochschule, die Theresia Simon gleich zu Beginn ihres Prorektorats zu verantworten hatte, war ein wesentlicher Schritt zur Systemakkreditierung. Zuvor wurden Studiengänge einzeln von externen Agenturen akkreditiert. Durch die Systemakkreditierung der Hochschule als Ganzes im Jahr 2016 kann diese seither eigenverantwortlich ihre Studiengänge weiterentwickeln und damit flexibler auf veränderte Anforderungen reagieren, heißt es in dem Pressetext weiter. Das zweite Arbeitsfeld, das mit ihrem Prorektorat in Verbindung gebracht wird, ist der Ausbau der Hochschuldidaktik. Sie trieb Fördermittel ein, die den Ausbau des Didaktikteams
ermöglichten. „Der Professor, der vorne steht und liest, das ist doch nicht mehr unsere Realität“, so Simon. Längst herrsche eine große Vielfalt an Lehr- und Lernszenarien. Wer sich diesen Veränderungen nicht aktiv stelle, sei sie sich sicher, verliert. Die Betonung liege auf Vielfalt: „Wir müssen die Vielfalt als Chance, als Bereicherung sehen.“
Das zurückliegende Corona-Semester ist für sie dabei weniger Ursache als vielmehr Katalysator einer Veränderung. Dabei zitiert sie einen Satz ihres eigenen Professors, der ihr im Sinn geblieben ist: „Risiken sind Chancen für Metamorphosen.“Digitale Formate sollen Präsenzlehre nicht ersetzen, sondern bereichern. Schließlich verlassen die Absolventen die Hochschule in eine Arbeitswelt, in der virtualisierte Kontexte alltäglich sind. Das durch Corona beeinflusste Semester bezeichnet Simon allenfalls in Bezug auf die Quantität der anfallenden Arbeit als „besonders“. Inhaltlich seien alle vorbereitet gewesen.
Bildlich fasst Spägele in dem Pressetext ihr Engagement mit dem Verweis auf die Gartenliebhaberin zusammen: „Sie behandelt die Hochschule wie einen Garten. Es wird abgeschnitten, was nicht gut ist. Aber sie sieht alle Pflanzen, auch die kleinen, die werden gehegt und gepflegt.“Simon wird nach dem offiziellen Ende des Sommersemesters am 1. September von der Hochschule dennoch nicht ganz loskommen: „Natürlich werde ich die RWU weiterverfolgen, interessiert und manchmal vielleicht auch schmunzelnd.“