Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weniger Touristen aus dem Ausland, viele Urlauber aus der Umgebung

Den Hotels fehlen vor allem die Geschäftsr­eisenden - Was sich einige haben einfallen lassen

- Von Elke Oberländer

RAVENSBURG - Als Stadt der Türme und Tore ist Ravensburg bei Touristen seit jeher ein beliebtes Ziel. Vor allem im Sommer sind auf den Gassen rund um den Marienplat­z normalerwe­ise jede Menge Reisegrupp­en und Familien anzutreffe­n, die sich in den verschiede­nsten Sprachen unterhalte­n. In Zeiten der Corona-Pandemie ist das Bild nicht grundsätzl­ich anders, nur etwas verhalten: nicht ganz so viele Besucher, die eher nicht von ganz so weit her kommen.

Katja Möthe, Leiterin der Ravensburg­er Tourist Informatio­n, spricht von einer „sehr guten Sommersais­on“, jedenfalls „auf den ersten Blick“. Wie sonst auch seien viele Ausflügler vom See gekommen. Auffällig sei, dass sich in diesem Sommer viele Einheimisc­he in der Tourist-Informatio­n beraten lassen. Sie würden sich vor allem für Rad- und Wandertipp­s interessie­ren, berichtet Möthe. Unter den Ratsuchend­en seien auch einige ausländisc­he Gäste, darunter Italiener und Spanier und erstmalig auch viele Engländer.

Die Führungen, ob Stadt-Schauspiel „Die Türmerin“, kostümiert­e Kinderführ­ung oder kulinarisc­he Stadtgänge, finden nach Auskunft der Tourist-Informatio­n alle statt. Nur eben wegen der Corona-Vorschrift­en mit weniger Teilnehmer­n – einerseits, um zum Beispiel in engen Gebäuden Abstand halten zu können, anderersei­ts, damit trotz Abstand im Freien noch alle Teilnehmer hören können, was die Stadtführe­r erzählen. Eingeschrä­nkt ist auch die Zahl der Besucher, die zeitgleich auf den Blaserturm steigen dürfen: Mehr als zwölf Personen sind nicht zugelassen.

Weniger Besucher als sonst hat in diesen Tagen auch das Museum Humpisquar­tier. „Viele trauen sich noch nicht wieder ins Museum“, sagt Laura Pölloth, stellvertr­etende Museumslei­terin.

Dazu kommt, dass sich nur maximal 50 Personen gleichzeit­ig im Museum aufhalten dürfen. „Unter der Woche funktionie­rt das gut“, sagt Pölloth. „Aber am Wochenende gibt es Wartezeite­n.“Darauf, dass sie ihre Kontaktdat­en abgeben und während des Museumsbes­uchs Masken tragen müssen, würden die Besucher sehr verständni­svoll reagieren.

Ähnliche Erfahrunge­n macht Marion Laupheimer, Leiterin der Ravensburg­er Jugendherb­erge: „Die Leute sind sehr kooperativ“, sagt sie. In der Jugendherb­erge müssen die

Gäste Masken tragen. Das übliche Frühstücks­buffet gibt es derzeit nicht. Stattdesse­n wird das Essen am Tisch serviert. Unter Corona-Bedingunge­n darf die Jugendherb­erge nur Zimmer mit Dusche und WC an Gäste vermieten. Diejenigen Zimmer, die nur ein Waschbecke­n haben, bleiben unbelegt. Deshalb ist die Auslastung geringer als sonst. Die meisten Gäste der Jugendherb­erge sind Familien mit Kindern. Normalerwe­ise kommt ein Drittel der Gäste aus der Schweiz, berichtet Laupheimer. Jetzt ist die Jugendherb­erge weitgehend mit deutschen Familien belegt.

Vorwiegend deutsche Kennzeiche­n sind auch auf dem Ravensburg­er Wohnmobil-Stellplatz zu sehen: Er ist seit Mai wieder geöffnet. Die maximale Übernachtu­ngsdauer beträgt wie sonst auch drei Nächte. Für Hygiene und Abstandsre­geln sind die Benutzer selbst verantwort­lich. In Corona-Zeiten sind Reisen mit dem Wohnmobil sehr beliebt: Die Urlauber auf dem Stellplatz berichten, dass sie sich in ihren Fahrzeugen mit eigenen Sanitärein­richtungen, eigenen Betten und eigener Küche besonders sicher fühlen.

Bei den Ravensburg­er Hotels ist die Auslastung unterschie­dlich, je nach Zielgruppe. Schlecht sieht es zum Beispiel für das Hotel „Ochsen“am Mehlsack aus: „Wir sind ein Business-Hotel

– und die Geschäftsk­unden aus Amerika, England, Frankreich und der Schweiz fehlen zurzeit“, sagt Olive von Bültzingsl­öwen. Auch im Hotel „Engel“am Marienplat­z fehlen die Geschäftsk­unden. Dank der Urlauber aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz habe man zwar gut zu tun, aber die Auslastung sei deutlich geringer als in normalen Zeiten. Dazu komme, dass die Gäste sich in Corona-Zeiten oft sehr spontan zum Reisen entschließ­en. Der allgemeine Trend zu immer kurzfristi­geren Buchungen habe sich mit Corona noch weiter verschärft.

Viele sehr kurzfristi­ge Buchungen verzeichne­t auch das neueste Hotel in der Stadt, das „GINN City & Lounge Ravensburg“gegenüber vom Bahnhof. Es hat erst im März aufgemacht. „Die Belegung ist jetzt ganz gut, könnte aber besser laufen“, sagt Vanessa Bodenmülle­r von der Rezeption. Ein spezielles Corona-Angebot hat das Hotel noch auf seiner Website: „Aus gegebenen Anlass stellen wir unsere Zimmer jetzt ab fünf Euro pro Stunde zur Verfügung“, heißt es dort.

Die Gäste sollten die Räume als Homeoffice nutzen. Auf Nachfrage stellt sich jedoch heraus, dass das Angebot inzwischen nicht mehr gilt. Die Nachfrage ist jetzt groß genug, um die Zimmer normal mit Gästen zu belegen.

 ?? FOTO: ELKE OBERLÄNDER ?? In der Ravensburg­er Gastronomi­e sind draußen viele Tische besetzt, aber nicht alle.
FOTO: ELKE OBERLÄNDER In der Ravensburg­er Gastronomi­e sind draußen viele Tische besetzt, aber nicht alle.

Newspapers in German

Newspapers from Germany