Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vereinbarungen sind das „Geschwätz von gestern“
Zur Diskussion um die Schließung des Schulstandorts Taldorf:
Pädagogisch gesehen muss das Herz eines jeden Lehrers höherschlagen, wenn er an einem solch wunderbaren Ort wie Taldorf unterrichten darf. Aus Sicht einer Oberzeller Zentralschule zeigen sich natürlich Nachteile, wie etwa schwierigere Vertretungspläne, Zusammenführung bei Sport und Religion, gemeinsame Differenzierungsmöglichkeiten und Lerngruppenangebote. Die unterschiedlichen Standpunkte waren in der Bewertung von Frau Fuchs und Herrn Landsbeck erkennbar. Finanziell und organisatorisch gesehen, kann man Investitionen schönoder aber auch schlechtreden. Nötige Investitionen in Oberzell wegen Flucht- und Brandschutz, wegen andauernder Feuchtigkeit im alten Schulgebäude wie auch um Barrierefreiheit wurden nicht erwähnt. Zentralismus scheint mir letztendlich das Zauberwort zu sein, welches die Diskussion begleitet und bestimmt. Nicht erwähnt wurde auch, unter welchen Bedingungen die damaligen Gemeinden Taldorf und Adelsreute sich in die Arme der Stadt Ravensburg begeben haben. Viel wurde zugesichert, und das nicht nur auf ein paar Jahre. Unter anderem der Erhalt der Schulen.
Lange Zeit und auch heute noch hat die Stadt ihren Nutzen aus dieser Liebschaft und Ehe. So zum Beispiel wurde ein Großteil der Gewerbeund Wohngebiete auf den Gemarkungen der ehemaligen Gemeinden realisiert. In den Verkaufspreisen der Grundstücke ist ein nicht kleiner Betrag enthalten, um die Infrastruktur, etwa der Schulen, zu garantieren. Vereinbarungen als Geschwätz von gestern, Verwaltungszentralismus in der Stadt, wobei viele Arbeitsplätze im Zuge der Digitalisierung in der Weststadt, in Schmalegg, in Eschach und in Taldorf gute Arbeit für die Stadt bieten könnten. Das ist so nicht gewollt. Die Verwaltung zeigt sich oftmals als zentrale Direktive und nicht, wie laut Satzung bestimmt, als Hilfsinstrument der Politik. Anscheinend hat die Stadtverwaltung zu arg auf den zentralistischen und vom Unfehlbarkeitswahn ergriffenen Katholizismus des 19. Jahrhunderts geschaut – wohl nicht unbedingt ein Modell, welches den Menschen und der Zukunft gerecht wird und erst recht nicht gottgewollt ist.
Ravensburg