Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

1000 Bäume für Weingarten

Naturschut­zbund Weingarten startet Aktion zur ökologisch­en Gestaltung von Gärten

- Von Selina Helmlinger

WEINGARTEN - Um lokal ein Zeichen gegen den problemati­schen Trend der schwindend­en Obstbäume zu setzen, startet der Naturschut­zbund Weingarten (Nabu) die Aktion „1000 Bäume für Weingarten und Umgebung“, bei der vergünstig­t Bäume verkauft werden. Die Zahl 1000 sei ein Richtziel, in den nächsten Jahren werde die Aktion aller Voraussich­t nach wiederholt.

„Obstbäume prägen nicht nur den typischen Charakter oberschwäb­ischer Gärten, sondern sind Lebensraum unzähliger Pflanzen und Tiere. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Biodiversi­tät und bewirken zudem eine Verbesseru­ng des Kleinklima­s von Siedlungen“, schildert Hubert Kapler vom Nabu Weingarten. Vor allem Obstbäume bieten Insekten und Vögeln wertvollen Lebensraum. Außerdem entziehen sie der Atmosphäre das Treibhausg­as Kohlenstof­fdioxid.

Die Nabu-Mitglieder kritisiere­n den Rückgang von Obstbäumen in den Gärten, die oft exotischem Gehölz wie Thuja, Kirschlorb­eer oder auch Steingarte­n weichen müssten. Diese sind ökologisch nahezu wertlos, da sie der heimischen Insektenwe­lt kaum Lebensraum und Nahrungsqu­elle bieten. Kapler geht davon aus, dass viele Gartenbesi­tzer ihren Garten so gestalten, dass er möglichst wenig Zeit benötigt, und sie deshalb die Alternativ­en wählen. Zudem seien die Gärten oft kleiner geworden, sodass Bäume kaum mehr Platz fänden. „Dieser unsägliche Trend muss gestoppt werden. Wir müssen wieder zurück zur alten Tradition, Obstbäume im Garten zu pflanzen“, fordert Kapler.

Der Nabu will mit dem Projekt ein Zeichen für den Natur- und Klimaschut­z

setzen und darauf hinweisen, wie wichtig Obstbäume und wildwachse­nde Hecken in den Gärten sind. Dies zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass das Land BadenWürtt­emberg den Streuobsta­nbau für die bundesweit­e Liste der Immateriel­len Kulturerbe vorgeschla­gen hat. Dadurch soll die Tradition fortgeführ­t und weiterentw­ickelt werden. „Wir vom Nabu unterstütz­en das Vorhaben, dass die Unesco Streuobst zum Immateriel­len Kulturerbe erklärt. Aufgrund der großen Streuobstb­estände hat Baden-Württember­g eine ganz besondere Verantwort­ung, dieses Wirtschaft­s- und Kulturgut zu erhalten“, betont Kapler.

Bei der Aktion verkauft der Nabu vergünstig­t Obstbäume und Sträucher an Privatpers­onen aus Weingarten, Berg, Baienfurt, Baindt, Mochenwang­en

und Wolpertswe­nde, um sie zu ermuntern, diese Pflanzen anzubauen. Der Nabu wolle sich zunächst auf die Gemeinden des nördlichen Schussenbe­ckens konzentrie­ren, da diese Gemeinden vom Nabu Weingarten betreut würden. „Sollte noch Luft nach oben sein, werden wir in den nächsten Jahren weitere Gemeinden dazunehmen“, sagt Kapler.

Interessie­rte können aus einer Liste Pflanzen aussuchen. Zur Auswahl stehen etwa Apfel-, Birnen-, Süßkirsche­nbäume sowie Schwarzer Holunder und Felsenbirn­e. Die Kosten belaufen sich pro Baum auf 15 Euro (normalerwe­ise kosten Obstbäume über 20 Euro), die Sträucher sind kostenlos. Bestellung­en können bis zum 30. September per E-Mail, Post oder telefonisc­h abgegeben werden. Jeder darf nur maximal fünf Pflanzen erwerben.

Am 6. und 7. November können die Pflanzen dann beim Kooperatio­nspartner, der Gartenbaum­schule Müller, abgeholt werden. Dort gibt es auch eine Anleitung zur Bepflanzun­g und die Möglichkei­t der Beratung. „Wir wollen unsere Gärten wieder zum Blühen bringen“, so Kapler. In nächster Zeit legen die Veranstalt­er in den Verkehrsäm­tern und anderen Stellen Postkarten aus, die auf die Aktion aufmerksam machen sollen. „Dann wird die Aktion erst richtig Fahrt aufnehmen“, ist sich Kapler sicher.

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FOTO: NABU-ARCHIV Mit der Aktion „1000 Bäume für Weingarten und Umgebung“kann man sich für eine ökologisch­e Gestaltung der Gärten einsetzen.
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FOTO: HUBERT KAPLER Der Weingartne­r Nabu-Sprecher Hubert Kapler.

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