Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Offene Schranke: Zug und Lastwagen kollidieren
Durch den Aufprall bei Herbertingen verletzen sich elf Personen – Bundespolizei ermittelt
HERBERTINGEN - Gegen 8.30 Uhr am Montag hat ein Zug am Bahnübergang Obere Bergenstraße in Herbertingen einen Lastwagen erfasst. Zehn Menschen wurden dabei leicht verletzt, eine Person mittelschwer. Schwerpunkt der Ermittlungen ist laut Bundespolizei nun unter anderem, weshalb die Schranken an dem Bahnübergang nicht geschlossen waren. Aufgrund des Unfalls war am Montag für mehrere Stunden der Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Aulendorf und Herbertingen beeinträchtigt.
Der Zug war von Bad Saulgau in Richtung Herbertingen unterwegs. Der Lastwagen fuhr aus dem Gewerbegebiet
in Richtung Bahnhofstraße. Der Bahnübergang in der Obere Bergenstraße führt unter anderem zum Shredderwerk, der Verzinkerei Bühler und der Firma Ökohum.
Laut Mitteilung der Bundespolizei war der herannahende Zug mit rund 80 Kilometern in der Stunde unterwegs, als er auf den Lastwagen traf, der die Gleise bereits zum Teil überquert hatte. Aufgrund einer Baustelle muss die Schrankenanlage derzeit manuell bedient werden.
Die Deutsche Bahn schweigt zu dem Vorfall und verweist aufgrund der laufenden Ermittlungen auf die Bundespolizei. Auch über die Dauer und den Grund der manuellen Bedienung gibt das Unternehmen keine Auskünfte.
Da der Unfall sich im Schienenbereich ereignet hat, übernimmt die Bundespolizei die weiteren Ermittlungen. „Schwerpunkt ist nun, ob jemand vor Ort war und was diese Person gemacht hat oder eben auch nicht“, teilt eine Sprecherin der Bundespolizeiinspektion Konstanz auf Nachfrage mit.
Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“sind für die manuelle Bedienung in der Regel Mitarbeiter eines Dienstleisters vor Ort und lassen die Schranken herunter. Die Lichtanlage vor Ort ist defekt, worauf Schilder hinweisen. Bereits seit rund zwei Jahren soll der Zustand an dem Übergang so sein, da dieser nicht mehr repariert werden kann.
Bei dem Aufprall wurden zehn Personen leicht verletzt, eine mittelschwer. Diese wurde per Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht, die übrigen mit Rettungswagen.
Die Bahnstrecke zwischen Bad Saulgau und Herbertingen musste bis auf Weiteres für Unfallaufnahme und Bergung gesperrt bleiben. Ebenso die Bahnhofstraße zwischen der Kreuzung der Bäckerei Zoll und der Ölkofer Straße. Die Feuerwehr unterstützte die Bahn unter anderem mit dem Abpumpen der mehreren hundert Liter Treibstoff aus Zug und Lastwagen.
Die Bahn hat zwischen Aulendorf und Herbertingen einen Schienenersatzverkehr eingerichtet. Um die Anbindung des Gewerbegebiets „Obere
Bergen“zu gewährleisten, mussten Fahrzeuge auf einen Feldweg zur Ölkofer Straße ausweichen.
Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot im Einsatz: Neben Feuerwehren aus Herbertingen und Bad Saulgau waren mehrere Notärzte, Rettungsdienste und Notfallseelsorger vor Ort, zudem Polizisten von mehreren Revieren.
Am frühen Montagnachmittag war der Fahrer des Lastwagens schon wieder am Unfallort. „Mir geht es gut, ich habe ein paar Prellungen und sonst nichts. Das wird mein zweiter Geburtstag“, sagte der Fahrer erleichtert. Er sei täglich auf der Strecke unterwegs und mit der manuellen Bedienung der Anlage somit vertraut.