Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
B 31-neu: Reisewarnung für Radfahrer
Große Probleme an einer Friedrichshafener Kreuzung der neuen Bundesstraße mit dem nördlichen Radweg
FRIEDRICHSHAFEN - Die B 31-neu ist auf einem ersten Teilstück befahrbar. Genutzt wird das zumindest in WestOst-Richtung. In der Gegenrichtung scheinen die Autofahrer die Straße nicht zu finden. Das aber führt ebenso wie der noch immer nicht fertige Radwegeausbau auf der Südseite der Straße sowie die nicht vorhandene ausreichende Querungshilfe am Ortsausgang von Fischbach zu Problemen. An der Anschlussstelle FNWest zwischen Fischbach und Immenstaad gleicht es einem Geduldsspiel, als Radfahrer über die Kreuzung zu kommen. Eine Lösung ist kaum in Sicht.
Wer aus Fischbach kommt, muss warten. Das ist an einer Bundesstraße nicht ungewöhnlich. Die Grünphasen der Radfahrer weisen dann den Weg über die B 31-neu. Doch gleich hinter der Linksbiegung steht der Radfahrer erneut, weil hier die Ampel für die Stichstraße zu landwirtschaftlichen Betrieben steht und ein rotes Signal zeigt, weil in diese Straße schließlich auch Autos hineinfahren könnten. Bernhard Glatthaar (ADFC Friedrichshafen) hat einen Film gemacht, auf dem zu sehen ist, dass die Überquerung der Kreuzung bis zu mehreren Minuten für die Radfahrer dauern kann.
Eine Lösung wäre der südliche bis dato auch genutzte Radweg entlang der alten Trasse der Bundesstraße, die es größtenteils nicht mehr gibt. Dieser Radweg ist auf einem kleinen Stück verbreitert worden, es fehlen hier noch die Stücke von Fischbach bis zum Grenzhof und vom Lipbach bis Immenstaad entlang des AirbusGeländes. Laut Stadtverwaltung liegen dafür auch schon Planungen vor, genaue Daten zu Baubeginn oder gar Fertigstellung gibt es jedoch nicht. Nötig für diesen Radweg wäre auch eine bessere Querungshilfe am Ortsausgang
Fischbachs, sagt der ADFC.
Die Stadt Friedrichshafen räumt ein, dass es dazu bereits Planungen gibt. „Die Querungshilfe am Ortsausgang Fischbach sowie der Radweg zwischen Ortsausgang und dem schon kurzen verbreiterten Stück beim Grenzhof sind in Planung. Nach Abschluss der Planungen müssen noch die entsprechenden Förderanträge gestellt und deren Bewilligung abgewartet werden. Erst dann kann mit dem Bau begonnen werden“, schreibt die Pressestelle der Stadtverwaltung. Diese Planung zur Verbesserung laufen schon seit längerem und finden – so die Verwaltung – in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Tübingen statt. „Der südliche Radweg, der auch heute schon in beiden Richtungen zugelassen ist, soll ausgebaut und für den starken Radverkehr des Bodenseeradweges tauglich gemacht werden.
Mit einer zusätzlichen Querungshilfe am Ortsausgang soll künftig der durch Fischbach verlaufende Radverkehr in Ost-West-Richtung auf den dann verbreiterten südlichen Radweg queren.“
Im Bereich der Zufahrt Grenzhof sei schon im Zuge der Baumaßnahme der Bundesstraße eine weitere Querungshilfe erstellt worden, auf Wunsch von Stadt und Kreis sogar größer als in der ursprünglichen Planung vorgesehen. Der nördliche Radweg, der auch weiterhin in Gegenrichtung zugelassen ist, stelle dann die Ergänzung dar, um Fahrbeziehungen in Richtung Ziegelgrube aber auch zu Klärwerk und nördlichem Werksbereich Airbus zu ermöglichen.
Ein Problem aber gibt es trotzdem und die Stadt spricht es an: „Der Ausbau des Radweges ist auch abhängig von der Möglichkeit, den alten B 31-Straßenabschnitt in der Breite zu reduzieren (hierzu muss dieser dann während der Bauphase teilweise gesperrt werden). Das kann erst dann erfolgen, wenn die B 31-neu komplett freigegeben ist.“Das wird nach heutigem Stand der Dinge Ende des ersten Quartals 2021 der Fall sein.
Kritiker wie Bernhard Glatthaar oder der Klufterner SPD-Ortschaftsrat Bernd Caesar sehen in naher Zukunft keine befriedigende Lösung. Zu lange Zeit werde ins Land gehen, bis hier etwas passiere. Ihr Vorwurf: „Die Ampelkreuzung ist auf die B 31neu ausgelegt. Jetzt aber fließt der meiste Verkehr in Ost-West-Richtung noch immer durch Fischbach. Das stellt große Probleme für Radfahrer dar“, sagt Bernd Caesar. Er kritisiert, dass die Brücke parallel zur Bahn zwischen Kluftern und Fischbach für die Radfahrer auch noch nicht fertig ist. Radverkehr werde im
Zusammenhang mit der B 31-neu stiefmütterlich behandelt.
Eine Idee für die Problemstelle des Anschlusses FN-West hatte der Sprecher der Fischbacher Runde, Dietmar Nützenadel. Er hatte im Internet auf der Plattform „Sagsdoch.de“, die für Ideen und Fragen, Beschwerden und Anregungen für Friedrichshafen und die Region eingerichtet ist, den Vorschlag gemacht, den Radweg über Eichenmühleweg im Hinterland durch die Obstanlagen zu führen. Das hat die Stadtverwaltung abgelehnt. „Immer wieder wurde die Anforderung nach Verlegung des Bodenseeradweges ins Hinterland und die dortige Ausweisung als Alternativroute laut, die aber abgelehnt werden musste. Grund dafür ist, dass große Teile auf privaten landwirtschaftlichen Wegen verlaufen würden. Auf ausgewiesenen Radwegen besteht die Verkehrssicherungspflicht bei der Stadt. Da die Wege in privatem Besitz sind, kann dies zu Problemen führen“, schreibt die Stadtverwaltung zum Thema.
Die Frage aber, ob die Ampel für die Zeit bis zur kompletten Freigabe anders und für Radfahrer günstiger geschaltet werden könne, kann offenbar niemand beantworten. „Die Ampelanlage am Anschluss Friedrichshafen-Fischbach wird nicht von der Stadt Friedrichshafen betreut. Sie liegt in der Baulast des Bundes“, sagt die Stadt. Das Regierungspräsidium, das den Bund vertritt, teilt mit: zuständig sein „dürfte, wenn die Ampelanlage außerhalb der Markungsgrenze liegt, das Landratsamt Bodenseekreis“. Und von dort ist zu hören, man möge „zur Ampel bitte die Stadt befragen.“
Bernhard Glatthaar denkt indes laut darüber nach, ob der ADFC für das kommende Jahr angesichts der Situation nicht eine „Reisewarnung für Radfahrer aussprechen“soll.